"Es ist ein Virus"
Entwicklungsländer gegen Rassismus in Corona-Krise
Der Generalsekretär der Organisation der Afrikanischen, Karibischen und Pazifischen Staaten warnt vor rassistische Zuschreibungen in der Corona-Krise. Weder handele es sich um eine chinesische Pandemie, noch betreffe sie nur Schwarze oder Weiße.
Von Phillipp Saure Montag, 27.04.2020, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.04.2020, 13:32 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Vertreter von 79 Entwicklungsländern aus Afrika, der Karibik und dem Pazifik wendet sich gegen rassistische Zuschreibungen in der Corona-Krise. Es handele sich nicht um eine chinesische Pandemie und sie habe nichts mit Schwarzen oder Weißen zu tun, sagte der neue Generalsekretär der Organisation der Afrikanischen, Karibischen und Pazifischen Staaten (OAKP), Georges Rebelo Pinto Chikoti, dem „Evangelischen Pressedienst“ in Brüssel. „Es ist ein Virus, und es könnte jeden infizieren, insbesondere natürlich diejenigen, die als ‚gefährdet‘ gelten.“
Ob das niedrige Durchschnittsalter auf dem afrikanischen Kontinent oder die höheren Temperaturen in den AKP-Staaten seine Ausbreitung hemmen könnten, sei noch nicht geklärt, erklärte Chikoti. Das Virus sei in fast allen Mitgliedsstaaten aufgetreten oder befalle sie derzeit, die genauen Zahlen änderten sich täglich, aber die Tendenz sei steigend, sagte er. Wirtschaftlich habe die Krise die AKP-Staaten bereits „sehr hart“ getroffen. „Wir haben einige der ärmsten Länder der Welt“, sagte der 64-jährige angolanische Diplomat.
Nicht vorbereitet auf eine solche Pandemie
Die meisten Volkswirtschaften seien auf eine solche Pandemie nicht vorbereitet. „Man ist auf das angewiesen, was man hat“, sagte Chikoti, der seit Anfang März 2020 als Generalsekretär die Organisation von 79 Ländern, meist ehemalige europäische Kolonien, leitet und sie gegenüber der EU vertritt. Gerade im informellen Sektor, in dem die Menschen einem Tag auf den anderen leben, gebe es kaum Reserven.
Chikoti sieht die Unterstützung der EU in der Corona-Krise positiv. „Es ist ein bedeutender Betrag, den die Europäer zur Verfügung gestellt haben.“ Er bezog sich auf eine vom Rat der EU angekündigte Summe von rund 20 Milliarden Euro, um die Auswirkungen der Krise weltweit zu bekämpfen. Laut EU-Kommission handelt es sich bei einem großen Teil der Summe um bereits eingeplante Mittel, die nun umgeschichtet werden.
Nachfolgevertrag zum Cotonou-Abkommen
Für Chikoti bedeutet dies keine generelle Abkehr von anderer Entwicklungszusammenarbeit, sondern ist ein Mittel, um die Gegenmaßnahmen gegen die Krise schleunigst zu finanzieren. „Ich glaube nicht, dass die Europäer nicht hinter dem Kampf gegen die Armut stehen, aber wir alle tun, was wir können, um das Virus einzudämmen.“
Nach Ansicht des Generalsekretärs wird die Corona-Krise den Abschluss eines neuen Abkommens zwischen der EU und der OAKP wahrscheinlich nicht wesentlich verzögern. Seit Herbst 2018 wird über einen Nachfolgevertrag zum Cotonou-Abkommen, dem derzeitigen Grundlagenvertrag, verhandelt. Dieser lief eigentlich im Februar 2020 aus und ist aufgrund früherer Verzögerungen bei den Verhandlungen nun bis Ende des Jahres gültig. Trotz der Corona-Krise gehe die Arbeit an dem neuen Text jedoch weiter, wo unter anderem die Fragen der Migration und der Menschenrechte noch nicht endgültig geklärt seien, sagte Chikoti. „Ich bin optimistisch, dass der Abschluss der Verhandlungen sehr bald möglich sein sollte.“ (epd/mig) Aktuell Ausland
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