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Experte Simon Teube

Anti-Rassismus-Proteste werden Langzeiteffekt haben

Werden die Anti-Rassismus-Demonstrationen in Deutschland zu einem nachhaltigen gesellschaftlichen Umdenken führen? Protestforscher Simon Teune ist überzeugt, dass sich Betroffene in Zukunft lauter einmischen werden und das Thema breiter bearbeitet wird.

Von Dienstag, 09.06.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.06.2020, 19:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Berliner Protestforscher Simon Teune sieht in den Anti-Rassismus-Demonstrationen in Deutschland eine neue gesellschaftliche Entwicklung. Die Proteste mit bundesweit mehreren Zehntausend Teilnehmern würden einen Langzeiteffekt haben und die Debatte über Rassismus auch in Deutschland verändern, sagte der Vorstand des Instituts für Protest und Bewegungsforschung am Montag dem „Evangelischen Pressedienst“ in Berlin. „Viele, die im Alltag rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sind, werden sich noch lauter einmischen“, erklärte Teune. „Und das Thema wird an vielen Stellen – nicht nur über Protest – bearbeitet werden.“

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Auslöser der Proteste in den USA, aber auch in zahlreichen anderen Ländern, ist der gewaltsame Tod des Schwarzen George Floyd am 25. Mai bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis. Der Vorfall werde von Menschen weltweit zum Anlass genommen, „um die Situation in den USA zusammenzubringen mit der eigenen Situation vor Ort, wo es auch rassistische Vorfälle in der Polizei gibt“, sagte Teune. So gebe es auch in der deutschen Polizei „rassistische Denk- und Handlungsweisen“. Das zeige sich beim Thema Racial Profiling oder beim Umgangston, mit dem schwarze Menschen angesprochen würden.

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Ein wichtiger Mobilisierungseffekt in Deutschland sei auch der rassistische Anschlag Mitte Februar in Hanau gewesen, bei dem neun Menschen mit ausländischen Wurzen getötet wurden. Seit dem Anschlag habe es einen starken Organisierungsprozess von Rassismus-Betroffenen gegeben. „Das hat einen Politisierungsschub ausgelöst“, sagte Teune.

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Ungeklärte Todesfälle

Zudem gebe es in Deutschland ungeklärte Todesfälle wie den von Oury Jalloh im Polizeigewahrsam vor 15 Jahren. Dass der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber nicht aus eigener Kraft in einer Dessauer Gefängniszelle verbrannt sei, sei in deutschen Medien nur ein Randthema gewesen, sagte der Protestforscher. Über den Gewaltvorfall in den USA und die Proteste sei auch hierzulande intensiv medial berichtet worden. Insofern hätten die Medien ebenfalls zu einer starken Mobilisierung beigetragen.

Er gehe auf Grundlage von Überblicksaufnahmen davon aus, dass allein in Berlin am Samstag mindestens 40.000 Menschen an der Anti-Rassismus-Demonstration teilgenommen hätten, sagte Teune weiter. Die Polizei hatte von rund 15.000 Teilnehmern gesprochen. „Wenn man die Grundfläche nimmt und ungefähr abschätzt, wie viele Menschen pro Quadratmeter dort gestanden haben, ist die Zahl der Polizei deutlich zu niedrig“, sagte der Forscher. „Selbst wenn man eine niedrige Zahl ansetzt, kommt man auf über 40.000.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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