Direkte Gefährdung
„taz“-Kolumnistin Yaghoobifarah wird bedroht
Eine Kolumne der Berliner "tageszeitung" über die Polizei beschäftigt erneut die Beamten: Diesmal geht es um den Schutz der Autorin vor massiven Bedrohungen. Justiziariat und Chefredaktion suchen Kontakt zur Berliner Polizei.
Montag, 29.06.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.06.2020, 11:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Autorin der umstrittenen „taz“-Kolumne „All cops are berufsunfähig“ wird einem „Focus“-Bericht zufolge massiv bedroht. Die Chefredaktion der „tageszeitung“ bestätigte dem „Evangelischen Pressedienst“ am Sonntag in Berlin, dass Justiziariat und Redaktionsleitung Kontakt zur Berliner Polizei aufgenommen haben. Laut „Focus“ wurde um Hilfe für die bedrängte Journalistin gebeten. Dies sei aber nicht wie in dem Magazinartikel dargestellt, im Auftrag von Hengameh Yaghoobifarah geschehen, betonte die Chefredaktion der „taz“.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat unterdessen am Wochenende sein Vorgehen gegenüber der Autorin verteidigt. Sein Ziel sei gewesen, „über diesen unsäglichen Artikel in der ‚taz‘ auch eine öffentliche Debatte“ in Gang zu setzen, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Dieses Ziel habe er erreicht. Seehofer hatte zunächst eine Strafanzeige gegen die Kolumnistin angekündigt, in der vergangenen Woche dann aber schließlich darauf verzichtet.
Yaghoobifarah hatte in ihrer Kolumne Überlegungen angestellt, wo Polizisten arbeiten könnten, wenn die Polizei abgeschafft würde. Sie kommt zu dem Schluss, dass es nur „eine geeignete Option“ gebe, „die Mülldeponie“. Der am Schluss des Textes formulierte Vergleich von Polizisten mit Abfall sorgte für Empörung und auch für Diskussionen innerhalb der „taz“.
taz kontaktiert Polizei
Laut „Focus“ wurde die Berliner Polizei um ein Beratungs- und Sicherheitsgespräch im Zusammenhang mit der Kolumne gebeten. Das Nachrichtenmagazin berief sich auf Informationen aus Berliner Polizeikreisen vom Sonntag. In der Redaktion seien zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Telefonate und E-Mails eingegangen, von denen einige als direkte Gefährdung für das körperliche Wohl der Journalistin eingestuft werden könnten.
Die „taz“ widersprach aber der Aussage, dass der Kontakt zur Berliner Polizei im Auftrag der Kolumnistin Yaghoobifarah zustande gekommen sei. Vielmehr gehe die Initiative dafür auf Justiziar und Chefredaktion der Tageszeitung zurück. Nach „Focus“-Informationen werden sich Beamte eines benachbarten Polizeiabschnitts um die Sicherheit der Redaktion kümmern. Die Berliner Polizei wollte sich laut dem Magazin nicht zu dem Fall äußern.
Seehofer: Straftatbestände erfüllt
Bundesinnenminister Seehofer betonte in der „Augsburger Allgemeinen“: „Ich habe in meinem ganzen politischen Leben keinen Artikel gelesen mit einer so menschenverachtenden Sprache gegenüber Polizisten.“ Auch in der Demokratie habe die Meinungs- und Pressefreiheit ihre Grenzen. Niemand habe das Recht, andere Menschen, egal welcher Gruppe sie angehörten, mit menschenverachtender Sprache herabzusetzen. Er bleibe bei seiner Überzeugung, dass Straftatbestände durch den von ihm kritisierten Artikel erfüllt seien, betonte der Minister. Dies zu prüfen, liege jetzt in der Hand der Ermittlungsbehörden.
Bei der Staatsanwaltschaft Berlin gingen zahlreiche Anzeigen zu der Kolumne ein. Der Deutsche Presserat leitete ein Verfahren wegen des Textes ein. (epd/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen