Diskriminierung
Muslimische Soldatin fordert Militärimame
Die Zahl der muslimischen Soldaten wird auf 3.000 geschätzt. Eine muslimische Militärseelsorge gibt es aber bis heute nicht. Soldatin Nariman Hammouti-Reinke sieht darin eine Diskriminierung. Nach Afghanistan habe sie ihr muslimisches Leichentuch selbst mitnehmen müssen.
Montag, 27.07.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.07.2020, 13:46 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Vorsitzende des Vereins „Deutscher.Soldat„, Nariman Hammouti-Reinke, dringt auf muslimische Seelsorger für die Bundeswehr. In einem am Samstag veröffentlichten Beitrag der Deutschen Welle sagte Hammouti-Reinke, dass es keine Seelsorger für die Muslime bei der Bundeswehr gebe, sei aus ihrer Sicht eine Diskriminierung. „Jetzt wird bei der jüdischen Seelsorge endlich nachgesteuert, was lange überfällig gewesen ist. Und bei der islamischen will man es einfach nicht“, sagte die Muslimin, die marokkanische Wurzeln hat.
75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten Bundestag und Bundesrat vor wenigen Wochen den Weg für jüdische Militärseelsorge in der Bundeswehr freigemacht. Bislang regelten Staatsverträge allein die Seelsorge durch evangelische und katholische Geistliche.
3.000 Muslime bei der Bundeswehr
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) strebt nach eigenen Worten auch eine muslimische Militärseelsorge an. Da die Islamverbände anders als die Kirchen und der Zentralrat der Juden bislang nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind, gestalten sich Gespräche darüber offiziellen Angaben zufolge schwieriger.
Die Zahl jüdischer Soldaten wird nach Ministeriumsangaben auf 300 geschätzt, die muslimischer Militärangehöriger auf 3.000. Es handelt sich um Schätzungen, weil die Angabe der Religionszugehörigkeit freiwillig ist. Die Zahl evangelischer Soldaten liegt demnach bei rund 53.000, die der katholischen bei etwa 41.000.
Leichentuch selbst mitgenommen
Die 41-jährige Hammouti-Reinke war dem Bericht der Deutschen Welle zufolge mehrfach für die Bundeswehr in Afghanistan. Bei diesen Einsätzen habe sie für sich selbst jeweils ein Leichentuch mitgenommen, um im Zweifelsfall nach islamischen Vorschriften bestattet werden zu können. „Ich musste für den Todesfall eine Art Bedienungsanleitung für meinen Chef schreiben“, sagte sie dem Sender.
Der 2011 gegründete Verein „Deutscher.Soldat“ setzt sich nach eigenen Angaben für ein positives Selbstverständnis von Migration und Integration ein. (epd/mig) Aktuell Panorama
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