Berlin
Einmaliges Pilotprojekt zu Kolonialgeschichte startet
Erstmals startet in Berlin ein öffentlich finanziertes Pilotprojekt zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte. Dabei soll auch eine bundesweite Karte zu Deutschlands kolonialer Vergangenheit entstehen.
Mittwoch, 19.08.2020, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.08.2020, 17:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Berlin startet ein fast fünfjähriges Pilotprojekt zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte. Zunächst bis Ende 2024 solle mit verschiedenen Formaten an Deutschlands Kolonialgeschichte erinnert werden, sagte die Koordinatorin des Projektes „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“, Anna Yeboah, am Dienstag in Berlin. Zugleich sollten ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart sichtbar gemacht werden. Die Kolonialgeschichte sei bislang nur punktuell betrachtet worden und im öffentlichen Bewusstsein „zu wenig verankert“.
Das Projekt wird von der Berliner Senatskulturverwaltung und der Kulturstiftung der Länder den Angaben zufolge mit rund 3,1 Millionen Euro unterstützt. Finanziert wird davon unter anderem ein öffentlicher Projektraum in der Wilhelmstraße 92 in Berlin. An dem Ort trafen sich auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) im Winter 1884/85 die Gesandten der überwiegend europäischen Großmächte zur Berliner Afrika-Konferenz. Unter dem Vorsitz Deutschlands und Frankreichs verständigten sie sich dort über die Regeln für die koloniale Aufteilung des afrikanischen Kontinents.
Bundesweite Kartierung
In dem bundesweit einmaligen Pilotprojekt sind unter anderem Museumskooperationen, Ausstellungen, ein jährliches Festival und künstlerische Arbeiten geplant. Das Projekt wolle zudem Museen in ganz Deutschland zum Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten beratend zur Seite stehen, sagte Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland Bund e.V. als Projektpartner. Weitere Partner sind der Verein Berlin Postkolonial und Each One Teach One EOTO e.V., Kooperationspartner sind auch die Stiftung Stadtmuseum Berlin sowie der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER).
Im Rahmen des Projekts soll auch eine bundesweite Kartierung über koloniale Spuren vor Ort entstehen, wie es weiter hieß. Dazu werde mit mehr als 30 anderen lokalen Initiativen im gesamten Bundesgebiet zusammengearbeitet, kündigte der Historiker Christian Kopp an. Die Kartierung werde rund 1.000 verschiedene Orte umfassen, davon jeweils etwa ein Drittel in Berlin, im übrigen Bundesgebiet und in ehemaligen deutschen Kolonien.
Biografien, Sammlungen, Depots
Dokumentiert und sichtbar gemacht werden sollen unter anderem Biografien von kolonialisierten Menschen, wie Kopp sagte. Ebenso solle die Geschichte von verschiedenen Objekten erzählt werden, also der Frage nachgegangen werden, wie diese nach Deutschland gelangt sind. In der Karte dokumentiert werden solle auch, in welchen Sammlungen, Depots oder Forschungsinstituten in Deutschland immer noch menschliche Gebeine mit kolonialem Kontext eingelagert sind.
Bereits am Sonntag startet die erste Kunst-Performance im Rahmen des „Dekoloniale“-Projekts. Zusammen mit dem Deutschen Technikmuseum werde der „transatlantische Versklavungshandel“ thematisiert, hieß es. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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