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20 Jahre Enver Şimşek

Das Versagen hält an

Heute vor 20 Jahren verstarb Enver Şimşek, das erste NSU-Opfer. Es folgten neun weitere. Und München. Und Halle. Und Hanau. Keine Einzelfälle. Ein Versagen auf der ganzen Linie.

Von Freitag, 11.09.2020, 11:35 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 11.09.2020, 11:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Am 9. September 2020 hat sich der Auftakt der rassistischen Mordserie durch den NSU mit dem Mord an Enver Şimşek zum 20. Mal gejährt. Şimşek war erst 38 Jahre alt und zweifacher Familienvater, als er am 11. September 2000 seinen Verletzungen erlag. Danach folgten neun weitere Morde durch den NSU. 2006 demonstrierten die Opferfamilien auf einem Schweigemarsch in Kassel nach dem Mord an Halit Yozgat unter dem Motto: „Kein zehntes Opfer“. Sie verwiesen auf die Zusammenhänge der Morde und wurden nicht ernst genommen.

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Erst durch die vermeintliche Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 wurde das, was offensichtlich war, anerkannt – nachdem bei den Opferfamilien bereits so viel zusätzliches Leid erzeugt wurde. Semiha Şimsek brachte es stellvertretend für alle Opfer treffend auf den Punkt: „Elf Jahre lang durften wir nicht einmal reinen Gewissens Opfer sein.“

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Bei den Ermittlungen wurde kategorisch ausgeschlossen, dass auch männliche Migranten Opfer sein können. Es passt(e) nicht in das fremdzugeschriebene medial vermittelte Bild des migrantischen und Schwarzen Mannes als potenziellen Kriminellen. Die Keupstraße wurde im Vorfeld des Bombenanschlags jahrelang als Prototyp einer verfehlten Integration dargestellt.

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Keine Einzelfälle

Der NSU-Mordserie folgten weitere rassistisch motivierte Morde: 2016 wurden in München 10 Menschen ermordet, im Juni 2019 Walter Lübcke, im Oktober 2019 erfolgte der antisemitische Anschlag in Halle, im Februar 2020 folgten zehn Morde von Hanau.

Wer angesichts dessen weiterhin von Einzelfällen redet, verkennt den Ernst der Lage. In Hanau wurden junge Menschen ermordet. Alle haben einen zugeschriebenen Migrationshintergrund. Die Hinterbliebenen werden ein Leben lang mit den Folgen kämpfen und leben müssen. Ihre Kinder sind gestorben, weil ein Rechtsextremist seine Mord- und Vernichtungslust ausleben konnte, weil er Waffen besitzen konnte.

In Ruhe Leben können

Dass in Hanau eine Shisha Bar als Tatort gewählt wurde, ist kein Zufall: Clankriminalität und Steuerhinterziehung waren die dominierenden Narrative in Medien und auch Politik, wenn diese thematisiert wurden. Ganz so, als ob jeder, der dort verkehre ein Krimineller sei. Dass Shisha Bars geschützte Räume sind, wo jeder reinkommt – anders als in Clubs, in denen Racial Profiling praktiziert wird –, wird nicht gesehen. Jeder weitere rassistische Anschlag erhöht das Unsicherheitsgefühl der hier lebenden Menschen und zerstört den ohnehin brüchigen gesellschaftlichen Frieden.

Die Black Lives Matter Bewegung in Deutschland und die Initiative 19. Februar in Hanau sind sehr wichtige Movements, da sie Solidaritätsräume erzeugen. Angesichts der Pandemie-Situation und dem social distancing ist das Zusammenstehen für die Opferangehörigen sehr wichtig. Sie durchleben einen Alptraum, der zur aufgezwängten Realität geworden ist. Die Menschen, die in Anti-Rassismus-Initiativen und -Bewegungen aktiv sind, sollten in Ruhe leben und ihre Träume verwirklichen können. Sie sollten nicht für die ihnen zustehenden Menschen- und Bürgerrechte kämpfen müssen. Meinung

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  1. Peter Enders sagt:

    Die Nazis habt Ihr auf dem Hals, rief Biermann noch 1977 in Essen.
    Die Rechten waren solange gut, wie sie systemkonfirm allein die Linken attackierten.
    Die jetzige Verwunderung ist eine ungute Fortsetzung