Rechtsextremismus
Oktoberfest-Attentat: Fonds für Opfer kommt
Jahrzehntelang galt das Oktoberfestattentat in München als Verbrechen eines verwirrten Einzeltäters. Erst in diesem Jahr stufte die Generalbundesanwaltschaft den Bombenanschlag des Attentäters Gundolf Köhler als rechtsextremistische Tat ein.
Donnerstag, 24.09.2020, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 23.09.2020, 16:51 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Bund, der Freistaat Bayern und die Stadt München planen einen gemeinsamen Entschädigungsfonds im Umfang von 1,2 Millionen Euro für die Opfer des Oktoberfestattentats von 1980. Die Bundesregierung plante hierfür am Mittwoch 500.000 Euro im Haushaltsentwurf für 2021 ein, wie das bayerische Sozialministerium sowie das Bundesjustizministerium am Mittwoch gemeinsam mitteilten. Die bayerische Staatsregierung hatte schon am Dienstag ihre Beteiligung mit 500.000 Euro beschlossen. München will sich mit 200.000 Euro an dem Fonds beteiligen, der Stadtrat muss aber noch zustimmen.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte laut der Mitteilung, das „schrecklichste rechtsextremistische Attentat“ auf das Oktoberfest vom 26. September 1980 sei ein „tiefer Einschnitt“ in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Leid der Opfer und der Angehörigen sei durch die lange fehlende Einordnung als rechtsextremistische Tat noch verstärkt worden. Die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) erklärte, der Anschlag habe viel Leid verursacht, das das Leben vieler Betroffener auch 40 Jahre später „noch immer seelisch und körperlich prägt“. Mit dem Fonds werde ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Terroropfer, der SPD-Bundestagsabgeordnete Edgar Franke, sagte, man dürfe die Opfer terroristischer Taten „nie alleinlassen“. Der Fonds für die Betroffenen des Oktoberfest-Attentates komme „sehr spät“, umso wichtiger sei er allerdings: „Auch lange nach den Taten müssen wir als Staat für die Betroffenen da sein.“ In der Unterstützung und bei der Betreuung von Terroropfern habe man „aus der Vergangenheit vieles gelernt“. Bund und Länder hätten die Unterstützung von Terroropfern ausgebaut, zuletzt etwa mit flächendeckenden Trauma-Ambulanzen.
Reiter: Fonds viel zu spät
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, der Fonds zeige, wenn auch viel zu spät, dass Bund, Freistaat und Stadt willens seien, den Betroffenen die Aufmerksamkeit und die Unterstützung zu geben, die sie längst verdient hätten. Die Stadt München hatte die Opfer in den Jahren 1981 und 1982 bereits mit einer Zahlung von einer Million D-Mark entschädigt und 2018 einen Opferfonds von 50.000 Euro aufgelegt, der 2019 um weitere 50.000 Euro aufgestockt wurde.
Das Bundesjustizministerium hatte im Juli dieses Jahr eine Entschädigung der Opfer angekündigt. Hauptgrund dafür sei die nachträgliche Einstufung als rechtsextremistische Tat durch den Generalbundesanwalt, hieß es.
13 Menschen getötet
Genau 40 Jahre nach dem Attentat auf das Oktoberfest soll am Samstag auch eine Dokumentation zu dem Terroranschlag eröffnet werden. Der „Informationsort“ an der Theresienwiese sei mit Überlebenden des schwersten rechtsterroristischen Anschlags in der deutschen Nachkriegsgeschichte entwickelt worden, hieß es.
Der Attentäter Gundolf Köhler hatte den Anschlag aus rechtsextremistischer Motivation heraus verübt. Er hatte am Abend des 26. September 1980 eine Bombe am Haupteingang zum Oktoberfest gezündet. 13 Menschen wurden getötet, unter ihnen auch Köhler. Mehr als 221 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. (epd/mig) Aktuell Panorama
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