Interview mit Kamady Fofana
„Kampf gegen Rassismus muss an den Schulen beginnen“
Der Kampf gegen Rassismus muss in Schulen selbstverständlich sein - sagt der Lehrer und Anti-Rassismus-Trainer Kamady Fofana. Als Afrodeutscher wird er öfter mit Vorurteilen konfrontiert und möchte diesen in Bildungseinrichtungen entgegentreten. Dass es ein allgegenwärtiges Rassismusproblem gibt, will sich aber nicht jede Lehrkraft eingestehen, sagt er im Gespräch.
Von Jana-Sophie Brüntjen Mittwoch, 30.09.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 29.09.2020, 17:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Herr Fofana, was hat sie dazu bewegt, Workshops zur Rassismusprävention anzubieten?
Kamady Fofana: Vor anderthalb Jahren hat mir ein Freund mit Wurzeln in Jamaica erzählt, dass seine Tochter im Kindergarten wegen ihrer Hautfarbe gehänselt wird. Als er die Kitaleitung darauf ansprach, sagte sie ihm, dass da nichts zu machen sei und seine Tochter das noch häufiger erleben wird. So etwas kann doch nicht sein. In einer vielfältigen Gesellschaft müssen Pädagoginnen und Pädagogen lernen, professioneller mit solchen Situationen umzugehen, da sie zum Berufsalltag gehören. Deshalb habe ich meine Initiative gestartet.
Wie muss man sich einen Anti-Rassismus-Workshop vorstellen?
Meistens steige ich mit Ergebnissen der Leipziger Autoritarismus-Studie ein. Da zeige ich unter anderem, wie viele Menschen glauben, Deutsche seien Angehörigen anderer Nationalitäten überlegen. Dann gehe ich auf die Geschichte ein, also auf den Kolonialismus oder auf die Völkerschauen in der Weimarer Republik und darauf, dass auch Schwarze Deutsche in den KZs getötet wurden. Hauptsächlich geht es aber darum, wie die Geschichte unseren Blick auf die Welt prägt. Rassismus hat System, ist strukturell und geht nicht einfach weg. Das ist wichtig zu verstehen, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Vorurteile vermeiden und Rassismus richtig begegnen können.
Wie wird das Angebot angenommen?
Das Interesse ist groß, könnte aber noch größer sein. Das Problem ist, dass sich viele Lehrkräfte nicht eingestehen wollen, dass sie rassistische Einstellungen haben. Dabei ist das natürlich, so wachsen wir eben auf. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist sehr negativ besetzt. Wenn ein Schulkollegium ein Anti-Rassismus-Training macht, könnte es heißen: Warum müssen die das denn machen, haben die etwa ein Rassismusproblem? Meine Workshops sind da nur ein Tropfen auf den heißen Stein gegen jahrelange Sozialisation. Um solche Einstellungen nachhaltig zu verändern, bräuchte es eigentlich eine langfristige strategische Begleitung. Dafür sehe ich aber keinen Willen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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