Dichtertränen
Wohin nur mit euch? Wohin?
Blitz und Donner schlagen ein in meinem Kopf und ich verstehe. Während die Armen gegen den Hunger kämpfen, sind die Wohlhabenden vor Sattheit bereits längst innerlich ausgestorben in dieser Welt.
Von Burak Tuncel Montag, 09.11.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 08.11.2020, 10:32 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Die Welt ist ein Ort der Qual und Gram für die sensiblen, feinfühligen Wesen. Oh ihr Geliebten. Ja, man trennte uns von unserem Herzen. Sie wollten die Romane in uns töten, die wunderschönen Geschichten von Astrid Lindgren, von William Shakespeare und Rumi. Sie gaben uns moderne Technologie, künstliche Intelligenz, eine digitale Diktatur, doch verloren haben wir nun unser Menschsein. Sie wollten, dass wir genauso werden wie Sie. Kalt und Herzlos. Es scheint, als hätten wir in Deutschland diese Art Sklaverei voller Genuss angenommen. Ja, sie sind rhetorisch begabt. Sie verstecken ihre Hässlichkeit, die Ausbeutung hinter schönen Worten.
Jene sind reich, weil wir arm sind. In schönen Häusern hausieren sie, während Kinder an Hunger sterben, während Tiere getötet werden. Lasset euch nicht blenden von ihnen, Oh meine Liebsten. Höret zu meinen Worten. Diese Lyrik ist das Gegengift für ihre hässliche Welt, die sie uns gaben.
Der weiße Mann benutzt in seinem Sprachgebrauch den Begriff des „Othering.“ Er spaltet damit und differenziert andere Gruppen außer ihm, um seine eigene Normalität und Deutungshoheit zu bestätigen. Das „Othering“ dient dazu, das alte koloniale Denken weiterhin regieren zu lassen. So ist dem weißen Mannes Welt aufgebaut, auf seinem Herrschaftsprinzip, welches in der Sprache höchste Deutung hat. (Dies ist des weißen Mannes Werk. Des weißen Mannes Werk hat nichts mit der Hautfarbe zu tun, sondern ist eine Geisteshaltung und Denkart abgeleitet vom Denken und Handeln des Christoph Columbus.“)
Ziel dieser Sprache ist es, Menschen als Andere und Fremde darzustellen, man wird gebrandmarkt. Othering bildet das Fundament vom rassistischen Denken und die Klassifizierung vom Fremdsein.
Doch weil eure Ohren nicht geschult sind, lebt ihr mit diesem Lärm, mit dieser Sprache und denkt, es sei himmlische Musik. So verstehen sehr wenige in dieser Welt wahre Musik. Die Verliebten laufen stets der Uhr voraus und negieren die Welt des weißen Mannes. Rassismus ist zu allen Zeiten stets ein Klassenkampf gewesen. Der weiße Mann regiert die Welt und besitzt das große Geld. Die unterdrückten Völker seine Untertanen.
„Wir putzten Toiletten, arbeiteten in Fabriken, atmeten dort Gift ein, opferten unsere Jugend für dieses Land, trugen sie auf unseren Schultern und machten die ganze Drecksarbeit. Doch sie legen uns weiterhin Steine in den Weg. Sie wollen in Uns den Kriminellen sehen, nicht den Künstler, nicht den Dichter.“
Ja, du liebst sie. Sie machen dich müde. Du bringst Licht, sie schmeißen mit Steinen. Du redest von der Einheit allen Lebens, sie sehen in dir den Fremden. Wohin nur mit ihnen? Wohin? Du kommst mit Blumen in der Hand, mit einem Lächeln, mit Freundschaft. Doch, sie vergeben dir nicht deinen milden, sanften Geist. Wir putzten Toiletten, arbeiteten in Fabriken, atmeten dort Gift ein, opferten unsere Jugend für dieses Land, trugen sie auf unseren Schultern und machten die ganze Drecksarbeit. Doch sie legen uns weiterhin Steine in den Weg. Sie wollen in Uns den Kriminellen sehen, nicht den Künstler, nicht den Dichter. Die Kunst lässt sie rasend werden vor Wut. Sie können keine Blumen ausstehen, vor allem nicht Blumen der Mystik und Dichtung. Es erweckt in ihnen Minderwertigkeitsgefühle, da sie keine wahre Kunst erschaffen können, wie es Friedrich Nietzsche formulierte. Sie sind zu satt dafür. In ihrer Welt ist alles Steinhart, genau wie ihre eiskalten Augen.
Der weiße Mann sieht sich selbst als guter Mensch, doch wer hat dann diese Welt in diese verheerende Lage gebracht? Nein, wir Dichter sind nicht Sklaven des Geldes. Wir leiden mit den Tieren und der Mutter Natur, wir singen und weinen mit ihnen. Die Bäume und Flüsse unsere Geschwister, doch hier nur Fabriken und Hochhäuser zu sehen. Einkaufszentren verpesten die Natur und der Blick zum Himmel ist versperrt.
„Doch ein Dank an euch. Ihr macht uns zu Waisenkinder der Lyrik. In der Einsamkeit, im Exil schreiben wir diese wunderschönen Zeilen, die durch euren Spott und Tadel entstehen. „
Doch ein Dank an euch. Ihr macht uns zu Waisenkinder der Lyrik. In der Einsamkeit, im Exil schreiben wir diese wunderschönen Zeilen, die durch euren Spott und Tadel entstehen. Voller tiefer Traurigkeit und Seligkeit. Sie senken die Augen wenn sie mich beim Dichten sehen und wechseln die Straßenseite. Doch den bösen Menschen machen sie den Hof. Sie sind Götzendiener der Macht. Doch liebe Mama, sei nicht besorgt. Dein Sohn tanzt nun mit den Sternen der Dichtung und Lyrik. Wir kommen von weiten Planeten, aus fernen Ufern. Unsere Lieder sind zu schön für den Marktplatz. Die Liebenden schaffen die Schönheit, die Destruktiven möchten sie nicht haben, möchten sie zerstören. Der Markt ist ihr Gott, wo es nur um tote Zahlen geht.
So, merkt euch eines meine verehrten Leser. In dieser Welt wird immer die Schönheit angegriffen und die Hässlichkeit angebetet von den Massen. Nach dem Tode wird man die Schönheit zu Legenden machen, doch während man lebte machten sie uns das Leben schwer wie möglich.
Merkt ihr dies denn nicht? Immer weniger werden die Liebenden. Die schönen Menschen. Das Wasser des Meeres zieht sich zurück. Es wird bald Ebbe sein. Die Waisen ziehen mit ihren schönen Pferden davon. Oh, ihr trotz allem geliebten Menschen. Schaut in eure eigenen Großstädte. Fern von ästhetischer Schönheit wurden eure Städte errichtet. Sie sind nicht das Werk eines Dichters, sondern gemacht von Ingenieuren die ein kaltes Herz haben und Beschult wurden in diesem kalten Schulsystem. Sie sind nicht von Menschen erschaffen worden, die in Liebe mit dem Leben sind. Ja, die Gedichte sind unser Schutz gegen eure kalte Welt. Lyrik lässt uns überleben.
„Hätten wir die Poesie nicht, könnten wir nicht atmen in dieser barbarischen Welt, wo die Götter des Geldes und die Technologie regiert, mit seiner künstlichen Intelligenz, wo der Mensch seine Lebendigkeit und Schönheit verloren hat.“
Hätten wir die Poesie nicht, könnten wir nicht atmen in dieser barbarischen Welt, wo die Götter des Geldes und die Technologie regiert, mit seiner künstlichen Intelligenz, wo der Mensch seine Lebendigkeit und Schönheit verloren hat. Das Mechanische hat austrocknen lassen alle Seen und Flüsse, meine verehrten Leser und Leserinnen.
„Wir haben Sünden nötig. Sonst keine zärtlichen Töne. So werden wir zu Meistersängern, es entstehen unsere Symphonien. Die Lieder der Nächte, so singen wir zusammen mit den Prostituierten. Das Gift wird zu unserer Arznei. So werden die Prostituierten geheilt, und wir Liebenden übernehmen ihre Dienste. Ihnen soll es gut gehen, der femininen Schönheit. Wir Dichter nehmen das Leid auf uns. Die Nacht unser Hafen. Musik. Oh, du schöne Musik. Die Musik der Nacht verstößt euren Marktplatz, wo all die Prostitution produziert wird. Ein großer Mensch wird gestoßen und somit hinaufgemartert zur Schönheit, am Ende der Geschichte.“ Meinung
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“ Der weiße Mann regiert die Welt und besitzt das große Geld.“
So ist es.