Erdbeben, Feuer, Corona
„Ärzte ohne Grenzen“ fordert Sicherheit für Flüchtlinge auf Samos
Nach dem Erdbeben im östlichen Mittelmeer und dem Brand im Flüchtlingslage Vathy fordern Menschenrechtsorganisationen und Ärzte die Räumung der Lager. Linkspolitikerin Jelpke wirft der EU Kalkül mit dem Leid der Schutzsuchenden vor.
Dienstag, 03.11.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 02.11.2020, 17:02 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das Erdbeben im östlichen Mittelmeer und ein Brand im Lager Vathy auf der griechischen Insel Samos unterstreichen nach Ansicht von „Ärzte ohne Grenzen“ die dringende Notwendigkeit einer Evakuierung der Flüchtlinge. „Es ist klar: Das Lager Vathy ist kein sicherer Ort“, erklärte die Hilfsorganisation am Montagmorgen. In der Nacht brach demnach ein Feuer am Rande des Camps aus, „Ärzte ohne Grenzen“ schickte ein Team zur Unterstützung der Menschen vor Ort.
Der Brand habe gelöscht werden können, es gebe keine Berichte über Verletzte, twitterte die Organisation. Dennoch müssten die Menschen schnell in sichere Unterkünfte gebracht werden. Im Lager Vathy sind rund 4.500 Menschen untergebracht. Die Organisation „Seebrücke“ erklärte über Twitter, vermutlich seien viele obdachlos geworden, „ihre notdürftigen Unterkünfte sind in der Nacht verbrannt“. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR meldete, es gebe nach dem Brand am Aufnahmezentrum des Lagers Schäden im Zeltbereich.
Die Räumung des Lagers fordert Linkspolitikerin Ulla Jelpke. Das Leid der Schutzsuchenden sei „seit Jahren Kalkül“. Und die EU setze mit ihren Vorschlägen zur Reform der Migrations- und Asylpolitik auf noch mehr Lager, mehr Inhaftierung und mehr Entrechtung von Geflüchteten. „Die Bundesregierung muss sich im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft dafür einsetzen, Griechenland endlich zu entlasten und die Horrorlager an den Grenzen aufzulösen. Die Schutzsuchenden müssen sofort evakuiert werden – die Aufnahmebereitschaft von rund 200 Kommunen in Deutschland darf nicht länger blockiert werden“, so die Linkspolitikerin weiter.
Jelpke: Hotspot-System gescheitert
Schon bei dem schweren Erdbeben vor der türkischen Küste am Freitag war auch Samos stark erschüttert worden. Dort kamen zwei Jugendliche ums Leben. Viele Häuser seien zerstört, von den Flüchtlingen in Vathy werde aber niemand vermisst, berichtete ein Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ am Montag aus Samos. Für obdachlos gewordene Inselbewohner seien Decken und Betten zur Verfügung gestellt worden, die medizinischen Teams hätten auch dem örtlichen Krankenhaus Unterstützung angeboten.
Angaben von Jelpke zufolge gibt es inzwischen mehr als 100 positive Corona-Fälle unter den 4.300 Menschen im Lager Vathy. Wer sich infiziere, werde in Container eingesperrt und dort gemeinsam mit fremden Menschen auf engstem Raum für zwei Wochen isoliert. Die Kranken müssten zum Teil auf dem Boden schlafen, zwischen Ratten, Müll und Schimmel. „Wenn wir noch einen weiteren Beweis für das Scheitern des EU-Hotspot-Systems bräuchten, wäre das Samos“, erklärt Jelpke. (epd/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…