Nebenan
Schlussakt
Ein letztes Mal Trump. Aber auch die AfD steht womöglich vor ihrem Ende als integratives Element der rechtsextremen Szenen. Nur der Brexit zieht sich noch immer hin. Apropos. Kennen Sie Nàsis?
Von Sven Bensmann Dienstag, 17.11.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.11.2020, 16:20 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Also noch ein letztes Mal Trump. Während sich die deutschen Medien weiter darauf konzentrieren, dass Trump die Demokratie unterminiert, indem er das Wahlergebnis nicht akzeptiert und sich zu Demos chauffieren lässt, so wie die Durchschnittsamerikaner, die er vertritt, tut sich für US-Beobachter bereits eine neue Dimension auf, und die hat mit einem Aufruf des Präsidenten zu tun: Trump bettelt nämlich bereits wieder im Geld – und während der Aufruf sich auf Prozesskosten bezieht, lässt sich im Kleingedruckten erkennen, dass das Geld vor allem in Trumps private Kassen wandern dürfte, beziehungsweise Schulden abträgt, die die Wahlkampagne angesammelt hat. Trump bleibt eben Trump und von Anfang an ging es schließlich vor allem darum, sich persönlich zu bereichern.
Während aus seinem direkten Umfeld also die Botschaft dringt, dass Trump nur etwas Zeit brauche, um sich mit der Wahrheit abzufinden, er früher oder später aber ein Einsehen haben werde, und sei es nur, um dann direkt mit seiner Kampagne für 2024 loszulegen, mutmaßen erste Beobachter bereits, dass es sich nur um eine Show handelt, die er für seine Fans abzieht, um ein Maximum an Geld aus diesen herauszuziehen. Mehr gibt es dazu gefühlt nicht mehr zu sagen. Schließen wir dieses Kapitel also ab.
Auch die AfD steht womöglich vor ihrem Ende als integratives Element der rechtsextremen Szenen. Auf der einen Seite schließt sie gerade medienwirksam rechtsextreme Mitglieder aus, was in Teilen der Szene sicher nicht gern gesehen wird. Gleichzeitig flirtet sie immer noch zu sehr mit rechtsextremen Positionen, um eher Bürgerlich-Rechtsextreme weiter zu integrieren, und die Verfassungsschutzämter kriegen das so langsam auch mit: gerade Beamte, schon einmal Stütze des Nationalsozialismus, werden irgendwann brechen müssen, mit der Verfassung oder der AfD.
Wo wir aber gerade dabei sind, möchte ich mit dem Begriff brechen und damit auch dieses Kapitel schließen. Nichts an den heutigen Nazis und AfD’lern ist „sozial“, weder politisch, noch im Alltag, wo man dieses asoziale Pack trotz Corona in ihren Grüppchen saufen und gröhlen hören kann. Die asozialste Gruppe am Platz ist immer die Nationalasoziale; oder kürzer: Nasoziale – von mir aus auch die Nàsis (mit kurzem à!).
„Dass die AfD noch den Anschluss an diejenigen schafft, die allzu häufig Pech beim Denken haben und daher allenfalls einmal „Querdenken“, aber sicher nie geradeaus, steht aktuell jedenfalls in den Sternen…“
Dass die AfD noch den Anschluss an diejenigen schafft, die allzu häufig Pech beim Denken haben und daher allenfalls einmal „Querdenken“, aber sicher nie geradeaus, steht aktuell jedenfalls in den Sternen: Die AfD könnte hier ein so irrationales Milieu geschaffen haben, dass es selbst für die Nàsis zu rational ist. Auch mit einem Impfstoff wird dieses Milieu wohl nicht mehr verschwinden; je länger es bekommt, sich eigenständig zu konsolidieren, desto weniger wird die AfD diese potenziellen Wähler aber noch zu greifen bekommen. Und wir werden in einigen Monaten von einer neuen Krise dieser Demokratie sprechen, ohne dass jemand der Sprechenden das Wort „Kapitalismus“ in den Mund zu nehmen wagen wird.
Machen wir daher ein anderes altbekanntes Thema noch schnell einmal auf, um auch dieses dann zu schließen: Brexit. Bis zum 19. November hatte die EU der britischen Baggage Zeit gegeben, um einen Vertrag auf die Beine zu stellen, der die Zeit nach dem Brexit regeln sollte. Am 15. entsteht dieser Text, das heißt, dass ich noch nicht weiß, was in der Zwischenzeit passiert ist oder noch passieren wird. Aber ich weiß, dass es zuletzt erstaunlich still um das Thema wurde. Cummings ist gegangen worden und nichts ist passiert. Da ich schon bei Trump richtig gelegen habe, wage ich einfach mal einen Ausblick, und der orientiert sich an 2 Konstanten:
1. Boris Johnson und seine Brexit-Regierung hat keine Eier: Dominic Cummings mag ein Spieler gewesen sein, dem es egal war, ob Großbritannien gewinnt oder verliert, weil beides für ihn ein Gewinn gewesen wäre – aber sonst hat niemand Eier. Und Cummings ist Geschichte. Mit Trump auf dem Weg hinaus aus dem Weißen Haus ist zudem die große Hoffnung der Briten erledigt, auch ohne die EU klarkommen zu können und ergo werden die Briten die Hosen runterlassen.
2. Die EU und die sie vertretenden Regierungschefs und -chefinnen haben keine Eier:
„Dabei könnte es diesem Jahr, dass so widerlich begonnen hat und mit der US-Wahl und dem angekündigten Corona-Impfstoff jetzt eine so erfreuliche Wende genommen hat, noch die Kirsche aufsetzen, wenn wir all den angesammelten Frust an den Briten ausließen… Die Brexiteers sind nämlich auch so Nàsis.“
Mit Cummings weg, mit Trump weg und mit BoJo, mit heruntergelassener Hose, werden die Verhandlungen dann doch nicht abgebrochen werden, weil man irgendwie doch noch 1-2 Wochen freiräumen kann, um die Verhandlungsergebnisse noch zu ratifizieren. Statt das vereinsamte Königreich durch die Verweigerung eines Austrittsvertags außerhalb der mehrfach gesetzten Deadlines zu bestrafen und so ein Exempel zu statuieren für all diejenigen, die auch Austrittswünsche hegen, wird man sich damit genügen, den Briten ein bisschen mehr abzuverhandeln, als man zuvor gedacht hatte, es ist ja doch noch etwas Zeit – denn viele Dinge sind ja bereits ausverhandelt und es geht längst nur noch um symbolische Siege. Das wird die EU noch eine weitere Woche, vielleicht auch zwei, auskosten und dann werden all die Parlamente in Sondersitzungen zusammenkommen und artig „Ja“ sagen.
Dabei könnte es diesem Jahr, dass so widerlich begonnen hat und mit der US-Wahl und dem angekündigten Corona-Impfstoff jetzt eine so erfreuliche Wende genommen hat, noch die Kirsche aufsetzen, wenn wir all den angesammelten Frust an den Briten ausließen, die es ja nun doch mehr als verdient haben – indem wir ihnen den Deal, den sie doch eigentlich gar nicht wollen, weil sie ja im nächsten Jahr wieder eine Weltmacht sind, die die Meere beherrscht, schlicht verweigern: der Zug ist abgefahren; time’s over. Die Brexiteers sind nämlich auch so Nàsis.
Und manchmal ist man gut beraten, den Bauern zu opfern, um später die Königin zu schlagen. Meinung
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