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"Niemals vergessen"

Ein Jahr nach dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau

An diesem Freitag jähren sich die rassistisch motivierten Morde von Hanau. Die Tat sei immer wieder Anlass, sich gegen Hass und Rassismus in der Gesellschaft einzusetzen, sagt der hessische Ministerpräsident Bouffier vor dem Jahrestag. Er steht selbst in der Kritik.

Donnerstag, 18.02.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 17.02.2021, 23:10 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Ein Jahr nach dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau mit neun Toten hat der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zum entschiedenen Kampf gegen Hass und Hetze aufgerufen. „Der Schmerz über diesen Verlust wird niemals vergehen und die Angehörigen ein Leben lang begleiten“, sagte Bouffier am Mittwoch in Wiesbaden. Er zählte die Namen der neun Mordopfer auf und versprach: „Wir werden sie niemals vergessen.“ Entschieden gegen Rassismus, Hass und Hetze zu kämpfen, sei Aufgabe des Staates, aber auch der gesamten Gesellschaft.

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Am Abend des 19. Februar 2020 hatte ein Mann in Hanau an mehreren Tatorten neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen, bevor er schließlich seine Mutter und sich selbst tötete. Bouffier will am Freitag an einer Gedenkfeier zum Jahrestag der Morde in Hanau teilnehmen, zu der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet wird.

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Der hessische Ministerpräsident betonte: „Er ist uns aber auch Verpflichtung, überall dort, wo Hass, Hetze und Rassismus drohen, unsere Gesellschaft zu spalten, dem mutig entgegenzutreten und uns für die Freiheit und Mitmenschlichkeit einzusetzen.“ Der Täter habe aus rassistischen Motiven unschuldigen Menschen das Leben geraubt und damit Familien und Freunden ihre Liebsten genommen.  Mit Blick auf die Trauerfeier am Freitag in Hanau unterstrich Bouffier, auch in Zeiten der Pandemie sei es von größter Bedeutung, ein angemessenes Gedenken an die Opfer zu ermöglichen. „Wir stehen an der Seite der Angehörigen“, sagte er. Diese gehörten auch mit jeweils einer Begleitperson zu den coronabedingt nur 50 geladenen Gästen der Trauerfeier.

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Bouffier in der Kritik

Bouffier steht in der Kritik, die Aufarbeitung der Tat nicht mit Nachdruck voranzutreiben. Versäumnisse und Fehler würden nur ermittelt, sofern sie von Journalisten aufgedeckt oder von den Opfern selbst zur Anzeige gebracht werden. Hinterbliebene werfen dem Ministerpräsidenten zudem mangelnde Sensibilität vor. Bei einem Empfang, sagt Filip Goman in einem Interview mit dem Online Magazin „IslamiQ“, Vater des ermordeten Mercedes, soll Bouffier an einem Becher Joghurt gelöffelt haben, als er sein Beileid bekundete.

In Hanau finden am Freitag zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Zu Friedensgebeten wird am 19. Februar die Hanauer Marienkirche von 12 bis 20 Uhr öffnen. Auch die zur islamischen Religionsgemeinschaft Ditib in Hessen gehörenden Moscheegemeinden wollen am Freitag der Opfer des Terroranschlags gedenken. Die Predigten am Jahrestag sollten „ein Zeichen für ein vielfältiges und friedliches Zusammenleben und gegen ausgrenzende, gewaltverherrlichende und menschenverachtende Ideologien setzen“, teilte die hessische Ditib in Frankfurt am Main mit.

Die Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen (BKMO) in Berlin forderte, Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland entschiedener entgegenzutreten. „Hanau schmerzt uns, aber es überrascht uns nicht“, sagte Marianne Ballé Moudoumbou vom Vertreterrat der BKMO, der mehr als 50 Migrantenorganisationen angehören. Ein produktiver Umgang mit Rassismus und die Aufklärung von rechtsextremistischen Anschlägen scheitere am politischen Unwillen und an der Unfähigkeit von Behörden, so die Bundeskonferenz

Frankfurt und Hanau vernetzen sich

Die Städte Frankfurt am Main und Hanau vereinbarten unterdessen, ihre beiden Zentren für Vielfalt und zivilgesellschaftliches Engagement „stadtRAUMfrankfurt“ und „Zentrum für Demokratie und Vielfalt“ zu vernetzen. „Zum ersten Jahrestag des Anschlags in Hanau schaffen wir mit dieser Kooperation eine Grundlage dauerhafter Solidarität im gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und für demokratische Werte in unserer vielfältigen Gesellschaft“, erklärten die Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Peter Feldmann (beide SPD).

Mit einer Kundgebung gedenkt das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ am Freitag der Opfer des Anschlags. In Nordrhein-Westfalen sind für Freitag weitere Demonstrationen geplant, etwa in Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Essen, Dortmund und Köln. (epd/mig) Leitartikel Politik

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