Rassismus nicht ausgeschlossen
Menschenrechtler kämpfen für Schwarzen US-Todeshäftling
Seit 1977 wurden in den USA mehr als 1.500 Menschen hingerichtet. Einer Studie zufolge wurden mindestens 185 Menschen unschuldig zu Tode verurteilt. Jetzt kämpfen Menschenrechtler um Julius Jones. Er wurde von einem weißen Geschworenengericht schuldig gesprochen.
Dienstag, 09.03.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.03.2021, 11:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
US-Menschenrechtler haben an den Gnadenausschuss im US-Bundesstaat Oklahoma appelliert, den wegen Mordes zum Tod verurteilten Afroamerikaner Julius Jones zu begnadigen. Beim Prozess 2002 hätten in dem fast ausschließlich weißen Geschworenengericht anscheinend rassistische Motive eine Rolle gespielt. Jones beteuerte seine Unschuld. Er habe mit dem Mord an dem weißen Unternehmer Paul Howell im Jahr 1999 nichts zu tun. Zur Tatzeit war Jones 19 Jahre alt.
Der Verband „Justice for Julius“ hatte dem Gnadenausschuss „Oklahoma Pardon and Parole Board“ Ende Februar mehr als sechs Millionen Unterschriften von einer Online-Gnadenpetition vorgelegt. Laut Augenzeugen sei Jones zum Zeitpunkt des Mordes meilenweit vom Tatort entfernt gewesen. Der Ausschuss berät seit 8. März.
Prominente Unterstützung für Jones
Eine Dokumentation im Fernsehsender ABC im Juli vergangenen Jahres über die Rechtmäßigkeit des Urteils brachte dem Fall nationale Aufmerksamkeit. Mehrere Football-Stars und die prominente Modeunternehmerin Kim Kardashian haben sich für Jones eingesetzt.
Jones‘ Anwalt Dale Baich sagte im Fernsehsender KOCO in Oklahoma City, ein Häftling aus Arkansas habe ihn nach dem ABC-Film kontaktiert. Der Mann habe darin einen angeblichen Bekannten von Jones erkannt, und der habe einmal gesagt, dass er selbst Howell umgebracht habe. Der für den Fall zuständige Staatsanwalt David Prater erklärte in einem Schreiben an den Gnadenausschuss, Jones‘ vermeintliches Alibi zur Tatzeit sei beim Prozess geprüft und als falsch beurteilt worden.
Studie: 185 Menschen unschuldig zum Tod verurteilt
185 zum Tod verurteilte Menschen sind in den USA laut einer Untersuchung des Todesstrafen-Informationszentrums seit 1973 als unschuldig entlassen worden, 10 davon in Oklahoma. Hauptursachen für Fehlurteile seien Amtsvergehen von Polizei und Staatsanwälten, Meineide und Falschaussagen, heißt es in einem im Februar in Washington vorgestellten Bericht.
DNA-Proben hätten bei 28 Unschuldsnachweisen eine Rolle gespielt. Staatliches Fehlverhalten habe zu 79 Prozent der fehlerhaften Todesurteile gegen schwarze Angeklagte beigetragen. Die Daten stellten infrage, ob man dem Staat vertrauen könne, Todesstrafen fair und gerecht zu verhängen, sagte der Direktor des Informationszentrums, Robert Dunham. Die meisten Unschuldsnachweise gab es in Florida (30), Illinois (21) und Texas (16).
Seit 1977 mehr als 1.500 Menschen hingerichtet
Der neue US-Präsident Joe Biden lehnt die Todessstrafe ab. Menschenrechtsverbände haben an Biden appelliert, die Strafen der 49 nach nationalstaatlichem Recht verurteilten Todeshäftlinge in lebenslange Haft umzuwandeln.
Das Oberste US-Gericht hat die Todesstrafe 1972 für verfassungswidrig erklärt. 1977 wurden nach Reformen Hinrichtungen wieder aufgenommen. Seitdem sind laut Informationszentrum 1.532 Menschen hingerichtet worden. (epd/mig) Aktuell Ausland
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