„Er hat uns nicht gefragt“
Regisseur will Hanau-Film gegen Willen der Opfer zeigen
„Der war nie hier“, sagt die Mutter von Sedat Gürbüz. Gemeint ist Regisseur Uwe Boll. Er hat ein Film über die Tatnacht in Hanau gedreht aus der Perspektive des Täters und will ihn zeigen - gegen den erklärten Willen der Opfer.
Montag, 29.03.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 28.03.2021, 12:25 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im Streit um den Thriller von Regisseur Uwe Boll über den rassistischen Anschlag von Hanau 2020 äußern Angehörige der Opfer scharfe Kritik. Armin Kurtovic, Vater des ermordeten Hamza Kurtovic, sagte dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“: „Ich werde alles dafür tun, um zu verhindern, dass sich Bolls Fantasie über rechte Täter als das wahre Schicksal von meinem Sohn bei den deutschen Zuschauern einbrennt.“ Çetin Gültekin, der Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin, sagte: „In meinen Augen tötet er mit dieser Verunglimpfung meinen Bruder ein zweites Mal.“ Die Mutter von Sedat Gürbüz erklärte zu Boll: „Er hat uns nicht gefragt. Der darf das nicht. Der war nie hier.“
Auch der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) lehnt den Film ab. „Diesen unsäglichen Film will in Hanau niemand. Nicht die Angehörigen, nicht die politischen Gremien, nicht die Stadtgesellschaft. Hanau steht auch in dieser Frage zusammen. Wir werden gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um die Ausstrahlung zu verhindern.“
Der Film „Hanau – Deutschland im Winter, Pt. 1“ ist bereits abgedreht und befindet sich laut „Spiegel“ in der Postproduktion. Uwe Boll schildert darin die Tatnacht aus der Perspektive des Täters. Grundlage sind Presseberichte und die wirren „Manifeste“ des Attentäters.
Film gegen den Willen der Opfer
Er hätte das Projekt auch realisiert, wenn die Opferfamilien die Gelegenheit gehabt hätten, ein Veto einzulegen, sagte Boll dem Nachrichtenmagazin: „Die Angehörigen, die diesen Film sehen wollen, werden ihn, so weh er tut, am Ende begrüßen. Da bin ich mir sicher.“ Kompromissbereit zeigt er sich lediglich beim Titel: Wenn es die Angehörigen „in dem Sinne befriedigen würde, dass jetzt nicht die ganze Welt auf Hanau guckt, kann ich den Titel noch ändern“.
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher an mehreren Orten der hessischen Stadt neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Ein Gutachten diagnostizierte bei dem Täter paranoide Schizophrenie, gepaart mit rassistischer Ideologie. (epd/mig) Aktuell Panorama
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