„Niederträchtig“
Brandanschlag auf Synagoge in Ulm
Unbekannt haben einen Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm verübt. Die Polizei fahndet nach dem Täter, der Staatsschutz wurde hinzugezogen. Ein Tatzeuge verhinderte durch schnelles Handeln offenbar größere Schäden.
Montag, 07.06.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06.06.2021, 12:07 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Ein Unbekannter soll nach Polizei-Angaben am Samstagmorgen einen Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm verübt haben. Ein Zeuge habe gegen 8 Uhr einen Mann beobachtet, der an der Synagoge eine Flüssigkeit aus einer Flasche auf den Boden goss und anzündete, teilte das Polizeipräsidium Ulm mit. Der Zeuge habe sofort Feuerwehr und Polizei angerufen, Minuten später habe die Feuerwehr die Flammen gelöscht.
Der Sachschaden beschränke sich auf eine verrußte Fassade samt einer Glasscheibe. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Brandstiftung, der Staatsschutz wurde hinzugezogen. Wie das Staatsministerium mitteilte, wurden die Schutzmaßnahmen in Ulm hochgefahren. Außerdem werde geprüft, ob dies aufgrund der aktuellen Situation auch bei anderen jüdischen Einrichtungen im Land nötig ist.
„Widerwärtig“
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verurteilte den Brandanschlag. Der „niederträchtige Anschlag“ zeige „das heimtückische Gesicht des Antisemitismus, dem wir klar und deutlich entgegentreten“, sagte er laut einer Mitteilung des Staatsministeriums in Stuttgart.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte: „Brandsätze gegen Synagogen zu werfen ist widerwärtig.“ Wer versuche, eine Synagoge anzuzünden, den werde die volle Härte des Rechtsstaates treffen. „Wir sind dankbar und froh, dass jüdisches Leben bei uns stattfindet und wollen, dass dieses jüdische Leben bei uns möglichst sorgenfrei und unbeschwert sein kann.“ Deshalb schütze man jüdisches Leben und bekämpfe Antisemitismus entschieden, sagte der Innenminister.
Anschlag „traurige Realität“
Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz sagte dem „Evangelischen Pressedienst“: „Der Brandanschlag auf die Synagoge macht fassungslos und ist doch traurige Realität in unserer Stadt im Jahr 2021.“ Das Gift des Judenhasses wirke und wüte bis heute unter uns. „In den Jahrzehnten des jüdisch-christlichen Gesprächs haben wir gelernt: Wer Israel antastet, der tastet Gottes Augapfel an.“
Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, teilte dem epd mit, man müsse sich auch in Baden-Württemberg der bitteren Wahrheit stellen: Während die allgemeine Kriminalität sinke, radikalisiere sich der Antisemitismus weiter. Er habe die Einladung der jüdischen Gemeinde angenommen, mit ihr am Samstagabend den Gottesdienst zum Ausklang des Schabbat zu begehen. „Der Antisemitismus radikalisiert sich wieder, doch diesmal lassen wir unsere jüdischen Gemeinden nicht alleine“, sagte Blume. (epd/mig) Aktuell Panorama
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