Musik
Philharmonie alla turca oder Keine Grenzen in der Philharmonie
Am 1. März 2010 fand im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie das vierte und somit letzte Konzert »Die Lieder der Brüder« der Serie Z „Alla turca – ein kultureller Dialog“ statt. Die Gruppe „Kardeş Türküler“ und der Musiker Arto Tunçboyacıyan sorgten mit ihrem Auftritt und einem Reigen armenischer, kurdischer, arabischer und türkischer Volkslieder, für nachdenkliche und erheiternde Momente.
Von Gülseren Ölcüm, Maik Baumgärtner Mittwoch, 03.03.2010, 8:04 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 22:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Recht schnell füllt sich am vergangenen Montagabend der moderne Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie mit Zuschauern. Zwar bleiben gerade die oberen Ränge des Saals leer, doch wie sich zeigt, trübt dieser Umstand keineswegs die Stimmung. Das Publikum ist so multikulti wie die erwartete Musik. Anzüge, Kostüme, Kopftücher, traditionelle Gewänder und Alltagsoutfits illustrieren dies deutlich.
„Wir glauben an den Frieden. Überall auf der Welt.“ ist eine der Kernbotschaften der Musiker von Kardeş Türküler. Auf Deutsch, Türkisch, Arabisch, Kurdisch, Aramäisch und Armenisch sprechen die Musiker die Worte ins Mikrofon, das berührt die Zuschauer: „Alle Menschen sind gleich, die Unterschiede zwischen Nationen und Religionen werden von Menschen gemacht“. Tosender Beifall hallt durch den Saal.
Politische Grenzen gesprengt
Die musikalische Mischung, die die Musiker an diesem Abend vorstellen, sprengt politische Grenzen. Denn die Gebiete aus denen die Lieder stammen, Anatolien und Mesopotamien, sind stark geprägt von politischen und ethnischen Konflikten, die teilweise seit Jahrhunderten andauern. Und gerade hier liegt der schwierige, aber erfüllte Anspruch von „Kardeş Türküler“ und Arto Tunçboyacıyan, jedes Lied mit einer Fülle von Emotionen zu singen und den verschiedenen Kulturen einen musikalischen Raum zu bieten.
Dass Unterschiede zwischen Kulturen und Menschen überwunden werden können, beweisen die Musiker auf nahezu einzigartige Art und Weise. Plätze, Instrumente und Mikrofone werden untereinander getauscht, alle ergänzen sich. Zu zwei Stücken wird ein syrisch-orthodoxer und ein armenischer Chor aus Berlin auf die Bühne geholt.
Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Kulturen werden in den Vordergrund gestellt, was vor allem bei Liebesliedern deutlich wird. Denn in allen Sprachen und regionalen Dialekten wird geliebt, gelebt und gestorben.
Jeden Tag neue Hoffnung
Schon der erste Ton zieht das Publikum in seinen Bann und in die anatolische und mesopotamische Kulturgeschichte. Das Publikum wird bei allen Liedern einbezogen und immer wieder zum Mitklatschen und Singen animiert. Arto Tunçboyacıyan sorgt mit seinen musikalischen Zwischeneinlagen, so wird eine Wasserflasche kurzerhand zu einem Blasinstrument umfunktioniert, für viel Erheiterung. Er singt über seine persönliche Sicht auf die Probleme in der Welt. Für ihn sind „Grenzen, Länder, Nationen und Religionen unbedeutsam […] jeden Tag kommt ein neuer Mensch auf diese Welt und jeden Tag gibt es damit auch neue Hoffnung.“
Der Abend endet, als alle Musiker und Chöre gemeinsam Hand in Hand den beliebten „Halay“ tanzen. Ein Gemeinschaftstanz, der die Menschen vom Balkan, über den Kaukasus bis in den Nahen Osten verbindet. Hier in der Philharmonie wird der kulturelle Frieden musiziert. Feuilleton
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Was für in wunderbarer Bericht über- medial zumindest- viel zu wenig gewürdigte Musiker. Kann man nach einem solchen Abend noch ein schlechter Mensch sein (oder bleiben?)
Eine Einladung an die Sarrazins,Kochs und Kristina Köhlers dieses Landes für die nächsten Konzertabende sind also Pflicht :)
Ich stimme damit überein! Musik ist Schlüssel zum Zusammenbringen der Menschen aller Kulturen!
Super Bericht!