Hotel-Fall in Leipzig
Antisemitismus und Anzeige gegen Musiker Gil Ofarim
Der jüdische Musiker Gil Ofarim hat einen offenbar antisemitischen Vorfall in einem Leipziger Hotel bekannt gemacht. Der Fall sorgt bundesweit für Empörung. Ein Hotelmitarbeiter hat den Sänger wegen Verleumdung angezeigt.
Donnerstag, 07.10.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 06.10.2021, 19:26 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die mutmaßlich antisemitische Anfeindung des Musikers Gil Ofarim am Montagabend im Hotel Westin Leipzig beschäftigt jetzt auch die Justiz. Wie die Staatsanwaltschaft Leipzig am Mittwoch mitteilte, liegen in diesem Zusammenhang drei Anzeigen vor. Ein Hotelmitarbeiter habe Ofarim wegen Verleumdung angezeigt. Eine weitere Anzeige des Mitarbeiters beziehe sich auf Bedrohungen seiner Person in den sozialen Netzwerken. Außerdem liege eine Anzeige von Unbeteiligten wegen Volksverhetzung vor.
Ofarim hatte in einem zweiminütigen Video auf Instagram geschildert, wie ihm das Einchecken in das Hotel verwehrt wurde, weil er eine Kette mit einem Davidstern trug. Laut seinen Angaben hätten Mitarbeiter in der Hotellobby gerufen: „Pack deinen Stern ein!“ und „Packen Sie Ihren Stern ein.“
„Packen Sie Ihren Stern wieder ein!“
Wenn er den Stern einpackt, darf @GilOfarim im Westin Leipzig einchecken, sagt der Hoteltyp am Schalter!
Was für eine kranke Scheiße! @Report_Antisem #Antisemitismus pic.twitter.com/9BKCknK0cb
— Alex Urban (@the_real_urbsi) October 5, 2021
Bundesweite Empörung
Der Vorfall hat bundesweit für Empörung gesorgt. Eine offizielle Entschuldigung des Hotels blieb bis zum Mittwochabend aus. Der Zentralrat der Juden in Deutschland kritisierte das Verhalten des Hotelmanangements. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich bestürzt. „Dass ein Mensch in der Öffentlichkeit einer gut besuchten Hotellobby antisemitisch diskriminiert und angefeindet wird, entsetzt mich“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch).
„Wir sind mehr als irritiert, dass eine deutliche Entschuldigung des Hotels gegenüber Gil Ofarim bisher ausgeblieben ist“, erklärte der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster. Zugleich kritisierte Schuster ein Banner des Hotels, das vor dem Gebäude bei einer Demonstration am Dienstagabend gezeigt wurde. Es zeigte die israelische Flagge und Symbole des Islam. Das Hotel hat nach eigenen Angaben die an dem Vorfall beteiligten Mitarbeiter zunächst beurlaubt.
Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe
Laut Leipziger Polizei schildert der Hotelmitarbeiter in seiner Anzeige den Vorfall abweichend von den Angaben Ofarims. Genaueres könne wegen laufender Ermittlungen nicht gesagt werden, hieß es. Die Staatsanwaltschaft will die Vorwürfe nun umfassend prüfen. Nach ihren Angaben sind von dem Hotelmitarbeiter rechtsgerichtete und antisemitische Straftaten nicht bekannt.
Ofarim selbst hat offenbar bisher keine Anzeige gestellt. Dem ARD-Magazin „Brisant“ sagte der Musiker, er wolle es sich „durch den Kopf gehen lassen“ und sich beraten. „Ich kann es eigentlich so nicht stehen lassen“, fügte er hinzu. Er habe von dem Vorfall ursprünglich ein Live-Video drehen und es veröffentlichen wollen. Dies sei aber aufgrund des Ausfalls von Facebook und Instagram am Montagabend nicht möglich gewesen.
Goldenbogen: Bedrohliche Atmosphäre
Die Vorsitzende des Landesverbands Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Nora Goldenbogen, sagte dem „Evangelischen Pressedienst“, der Vorfall füge sich in eine Reihe von antisemitischen Taten ein. „Es ist in den vergangenen Jahren eine Atmosphäre entstanden, die für Jüdinnen und Juden bedrohlich erscheint und auch so wahrgenommen wird“, sagte Goldenbogen. Das Erschreckende sei, dass Antisemitismus bei einem Teil der Bevölkerung verwurzelt und abrufbar sei. Dazu hätten auch die Corona-Proteste beigetragen, bei denen unter anderem antisemitische Symbole gezeigt wurden.
Sachsens Beauftragter für jüdisches Leben, Thomas Feist, ist nach eigenen Angaben schockiert, dass so ein Vorfall in einem internationalen Hotel passiert. „Da bleibt einem die Sprache weg“, sagte er dem epd. Eine Entschuldigung sei das Mindeste. Zudem müsse das Personal geschult und aufgeklärt werden. (epd/mig) Aktuell Panorama
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Es gilt immer noch die Unschuldsvermutung. Wenn das so passiert sein soll dann müsste es doch Zeugen geben. Es gab Probleme mit pc und einige mussten warten. Wurde auch von der BILD ausgeschlachtet. Wenn muslimische Frauen täglich sowas erleben dann interessiert es keinen. Und Gil spricht von fremdenfeindlichkeit als blonder weißer Mann.