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Unterlassene Hilfeleistung

„Geo Barents“ wartet auf Hafen für über 360 Gerettete

Seenotretter auf der „Geo Barents“ haben binnen zwei Tagen in fünf Aktionen 367 Menschen gerettet – darunter 172 Minderjährige. Ärzte ohne Grenzen werfen Behörden unterlassene Hilfeleistung vor. Trotz Kenntnis von Seenot wären sie den Menschen nicht zur Hilfe gekommen.

Mittwoch, 27.10.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 26.10.2021, 15:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mit über 360 Geretteten an Bord wartet das Schiff „Geo Barents“ auf die Zuweisung eines Hafens. Die Besatzung habe die italienischen Behörden gebeten, die Geflohenen schnell an Land bringen zu können, erklärte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt, am Dienstag in Berlin.

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Von den 367 Menschen, die binnen zwei Tagen in fünf Aktionen im Mittelmeer aus Seenot gerettet wurden, seien 172 minderjährig, einige von ihnen kleine Kinder. Diese hohe Zahl geretteter Kinder und Jugendlicher sei selbst für erfahrene Seenotretterinnen und -retter ungewöhnlich. 134 Minderjährige seien ohne Eltern auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer. 42 Kinder seien aus einem überladenen Holzboot an Bord genommen worden, das mehr als neun Stunden auf See getrieben sei.

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42 Kinder in einem überladenen Holzboot

Die Behörden hätten von der Not der Insassen gewusst, erklärte „Ärzte ohne Grenzen“. Doch kein Schiff sei den Geflohenen zur Hilfe gekommen. „Erneut sind wir Zeugen, wie die europäische Abschottungspolitik das Leben von Menschen gefährdet“, sagt Caroline Willemen, Projektleiterin an Bord der „Geo Barents“. „Auf Notrufe wird nicht reagiert und es gibt keinerlei Rettungsaktivitäten.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass Nichtregierungsorganisationen diese tödliche Lücke füllen müssten.

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Viele gerettete Menschen seien bereits unterkühlt und dehydriert gewesen, als die Retter eingetroffen seien, erklärte die Organisation. Bei einem Einsatz hätten 65 Menschen mitten in der Nacht von einem überladenen Schlauchboot bei starkem Wind und drei Meter hohen Wellen an Bord genommen werden müssen. Ein anderes Schlauchboot sei bereits voll Wasser gelaufen, die Menschen seien in Todesangst gewesen.

Gefährliches Manöver von der libyschen Küstenwache

In einem Fall sei die libysche Küstenwache vor Ort gewesen und habe das Flüchtlingsboot in einem gefährlichen Manöver umkreist. Die sogenannte libysche Küstenwache, die zu großen Teilen aus Söldnern besteht, bringt Flüchtlinge nach Libyen in Internierungslager, in denen laut UN und Menschenrechtlern Gewalt und Not herrschen.

Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang 1.553 Menschen auf der Überfahrt gestorben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. Derzeit ist außer der „Geo Barents“ noch die „Sea-Eye 4“ der gleichnamigen Organisation auf dem Mittelmeer. In den vergangenen Tagen wurden zudem mehr als 400 Gerettete von der „Sea-Watch 3“ und über 100 von der spanischen „Aita Mari“ in Italien an Land gebracht. (epd/mig) Aktuell Panorama

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