Rassismus im Referendariat
„Entweder Sie entschuldigen sich, oder …!“
„Glauben Sie, dass ich oder Herr Müller Rassisten sind?“ - ein Gespräch zwischen der Seminarleitung und dem Referendar Karim Fereidooni. Es endet mit einer Entschuldigung – augenscheinlich.
Von Prof. Dr. Karim Fereidooni Mittwoch, 24.11.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 23.11.2021, 17:26 Uhr Lesedauer: 12 Minuten |
Wir schreiben das Jahr 2011. Ich befinde mich seit ca. einem Jahr im Referendariat. Bisher ist alles gut gegangen und ich fühle mich sowohl im Studienseminar als auch in meiner Ausbildungsschule sehr wohl. Ich mag das Unterrichten, habe nette Ausbildungslehrer:innen und komme gut mit den Lernenden zurecht. Die Fachleiter:innen sind kompetent und freundlich. Besonders gut ist das Verhältnis zu meinem Kernseminarleiter Herrn Thomas Müller. Herr Müller ist sehr kompetent und hat mir bisher sehr viel vermittelt. Mich hat in diesem Jahr vieles beschäftigt: Wie plant man eine Unterrichtsstunde? Welche Arbeitsergebnisse soll ich an die Tafel schreiben? Welche Instrumente helfen mir, die Schüler:innen fair zu bewerten? In diesen und vielen anderen Fragen der Unterrichtsvor- und -nachbereitung hat mir Herr Müller wertvolle Hinweise gegeben. Ich schätze seine freundliche und offene Art.
Dies ändert sich schlagartig, als wir in einer Sitzung des Kernseminars eine Notenkonferenz simulieren sollen. Wir sollen uns also in die Rolle von Lehrer:innen hineinversetzen und uns über die Noten von Schüler:innen austauschen. Ich finde die Idee zunächst sehr gut, weil ich doch sehr gut vorbereitet sein möchte auf meinen Job. Nach dem Examen muss ich an solchen Konferenzen als selbständiger Teilnehmer partizipieren und es kann nicht schaden, so denke ich, bereits eine Notenkonferenz – sei sie auch fiktiv – hinter sich zu haben.
Herr Müller stellt das Setting vor: Wir sind 12 Teilnehmer:innen. Zehn von uns werden die Lehrkräfte spielen; zwei sind Beobachter:innen des Ganzen und schreiben sich auf, wie wir uns angestellt haben. Danach werten wir im Plenum das Gesagte aus und Herr Müller gibt jedem von uns ein persönliches Feedback. Ich möchte unbedingt bei der Simulation mitmachen und melde mich als einer der ersten. Herr Müller hat Karten dabei, worauf unser jeweiliges Unterrichtfach steht, welches wir in dieser Konferenz vertreten sollen. Ich muss kurz lächeln, als ich meine Karte lese, worauf in großen Buchstaben MATHEMATIK steht. Die Ironie: Ich soll in meiner ersten Notenkonferenz tatsächlich das Fach vertreten, worin ich in meinem gesamten Schulleben eine Niete war.
„Cool. Endlich mal nicht ein Manfred oder ein Klaus, der mir immer wieder in meinen eigenen Schulbüchern begegnete. Im echten Leben kenne ich keinen Manfred und keinen Klaus. Wohl aber mehrere Alis.“
Ich lese die Hinweise, die Herr Müller zum Schüler notiert hat, um den es in dieser Notenkonferenz geht. Sein Name: Ali. Meine erste Reaktion ist: „Cool. Endlich mal nicht ein Manfred oder ein Klaus, der mir immer wieder in meinen eigenen Schulbüchern begegnete. Im echten Leben kenne ich keinen Manfred und keinen Klaus. Wohl aber mehrere Alis. Endlich mal ein Ali, der es in die Lehrer:innenausbildung und somit in den Fokus angehender Lehrer:innen geschafft hat“, denke ich mir. „Mashallah, Herr Müller“ so mein spontaner Gedanke, weil ich davon überzeugt bin, dass Herr Müller den angehenden Lehrer:innen die schulische Normalität einer Migrationsgesellschaft näherbringen möchte.
Meine Anfangseuphorie verfliegt, als ich weiterlese. Der Karte entnehme ich, dass Ali in meinem Fach 5 steht. Doch damit nicht genug. Er ist außerdem sehr gewalttätig zu seinen Mitschüler:innen und hat bereits eine Geldbörse einer Mitschülerin geklaut. Zudem respektiert er die weiblichen Lehrkräfte nicht und pöbelt sie an. Seine Eltern sind arbeitslos, beziehen Hartz IV und wohnen in einer viel zu engen Wohnung. Außerdem hat Ali drei Geschwister und die Mutter ist wieder schwanger. „Scheiße“, denke ich mir. „Hier sind ja alle Klischees über Alis vertreten.“ Ich tausche einen genervten Blick mit meinem Mitreferendar Tuncay aus. Instinktiv beschließe ich das gesamte Vorhaben zu torpedieren.
Die Simulation beginnt und ich höre die anderen Referendar:innen von schlechten Noten und möglichen Sanktionsmaßnahmen sprechen. Die Referendar:innen zeigen sich besonders erbost darüber, dass Ali die weiblichen Lehrkräfte nicht respektiert und fordern von der gesamten Familie sich anzupassen. Die Notenkonferenz wird zur Integrationskonferenz. Es fallen Sätze wie: „Schließlich benehme ich mich im Urlaub in der Türkei auch den Landessitten entsprechend“.
Als ich, der Mathematiklehrer ohne blassen Schimmer von Mathematik, an der Reihe bin, lobe ich Ali über den Klee.I Ich mache aus einem „Problemschüler“ einen Musterknaben. Aus einer 5 wird eine 1+ mit Sternchen. Ich lobe besonders das Sozialverhalten Alis, der nicht nur schnell mit seinen eigenen Aufgaben zurechtkommt, sondern auch seinen Mitschüler:innen hilft, sobald diese Schwierigkeiten haben. Alle Beteiligten (die Mitreferendar:innen und insbesondere Herr Müller) sind verwundert über meine Aussagen und ihren Mienen entnehme ich, dass sie an meinem Urteil zweifeln.
„Ich werde der einzige Lehrer dieser Konferenz sein, der positiv über Ali spricht. Ich empfinde die gesamte Situation als unangenehm.“
Ich werde der einzige Lehrer dieser Konferenz sein, der positiv über Ali spricht. Ich empfinde die gesamte Situation als unangenehm.
Nachdem alle Referendar:innen vorgetragen haben, beginnt Herr Müller mit der Auswertung. Er gibt jedem einzelnen von uns eine individuelle Rückmeldung. Er äußert sich wohlwollend zu den abgegebenen Statements der anderen Referendar:innen und überlegt gemeinsam mit meinen Kolleg:innen, welche Sanktionsmaßnahmen zielführend sein können und welche nicht. Als er bei mir angelangt ist, schnauft er und beginnt dann zu fragen, warum ich mich nicht an die Simulationsregeln gehalten habe. Ich erwidere, dass ich die Simulation für schwierig halte, weil ich hier sehr viele Vorurteile, die über Kinder mit Migrationshintergrund existieren, kumuliert wiederfinde und da ich diese Vorurteile nicht reproduziere n möchte, habe ich beschlossen, mich nicht an die Regeln zu halten.
Herr Müller sagt: „Aber Ali gibt es wirklich! Oder leugnen Sie, dass es solche Schüler:innen gibt?“ Ich antworte: „Nein, das möchte ich nicht leugnen. Bestimmt gibt es einen solchen Ali. Und in den Medien, im Lehrer:innenzimmer und bei Partys hört man nur von solchen Alis, die schlecht in der Schule sind, klauen, frauenfeindlich sind und deren Eltern auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Diese Alis dominieren das gesellschaftliche Bild, wenn es darum geht, über Kinder mit sogenanntem Migrationshintergrund zu diskutieren. Deswegen glaube ich nicht, dass es zielführend sein kann, wenn man noch mehr über solche Alis redet. Vielmehr sollten Sie als Kernseminarleiter den angehenden Lehrer:innen positive Beispiele aufzeigen und uns ein anderes Bild von Alis präsentieren. Wir sollten auch über Alis sprechen, die bildungserfolgreich sind, von denen es inzwischen auch sehr viele gibt. Oder vielleicht sollten wir im Seminar mal über Rassismus im deutschen Schulwesen reden.“
Herr Müller entgegnet: „Ich lasse mir von Ihnen nicht vorschreiben, wie ich mein Seminar führen soll. Und zensieren lasse ich mich erst recht nicht.“ Es entwickelt sich eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen mir und Herrn Müller. Inzwischen ist die Sitzungszeit zu Ende und die anderen Referendar:innen verlassen den Raum. Einige von Ihnen höre ich sagen: „Boah, das ist doch nur eine Simulation. Karim soll sich nicht so anstellen.“
Nur Tuncay bleibt mit mir und Herrn Müller im Raum. Er bleibt die ganze Zeit da, ohne etwas zu sagen. Das fasse ich als stille Unterstützung auf.
Ich teile Herrn Müller mit, dass er als Lehrer:innenbildner eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe habe, die er meiner Meinung nach dafür nutzen sollte, gängige Vorurteile der Lehramtsanwarter:innen gegenüber Kindern mit internationaler Familiengeschichte zu revidieren, anstatt diese zu bestätigen.
Herr Müller fragt, wie das geschehen kann. Soll er Ali nun bei nächsten Mal Kevin nennen?
Ich entgegne: „Nein, nicht Kevin“, der in unserer Gesellschaft synonym für einen niedrigen sozialen Status angesehen wird. „Nennen Sie ihn doch beim nächsten Mal einfach Thomas. Ja. Warum nicht einfach Thomas?“ Ich habe extra den Vornamen meines Kernseminarleiters verwendet, um ihn darauf hinzuweisen, dass auch ein Thomas deviant sein kann.
Herr Müller wird rot und ich sehe, dass er sich beherrschen muss, um nicht völlig auszuflippen.
Für vier oder fünf Sekunden, die mir endlos lang vorkommen, schauen wir uns in die Augen. Die Situation wird abrupt von Herrn Maier unterbrochen, meinem Fachleiter in Sozialwissenschaften. Herr Meier bittet mich ins Seminar zu kommen.
Wütend gehe ich in das andere Seminar.
Am nächsten Tag: Business as usual.
Diese Normalität ändert sich schlagartig, als ich von der Schule nach Hause komme und meine E-Mails checke. Herr Schneider, der Vorgesetzte von Herrn Müller hat mir eine E-Mail mit dem Betreff „Einladung: Ernstes Dienstgespräch“ gesendet.
Ich öffne die Mail und lese:
Herr Fereiduni [falsch geschrieben] kommen Sie am 06 Juni um 10 Uhr in mein Büro. Dies ist ein ernstes Dienstgespräch.
Mit freundlichen Grüßen
Alfred Schneider
Ich fühle mich plötzlich sehr unwohl und beginne darüber nachzudenken, was sich im Büro ereignen wird. Ich weiß, dass sich Herr Müller und Herr Schneider gut verstehen. Das habe ich bereits mitbekommen. Außerdem finde ich es nicht gut, dass in einem offiziellen Anschreiben an mich mein Name falsch geschrieben wurde. Die Nacht über kann ich nicht schlafen und die übrigen Tage bin ich nicht gut drauf. Ich habe Angst, dass mir ernsthafte Konsequenzen drohen.
Als der Tag des „ernsten Dienstgesprächs“ beginnt, bin ich aber trotzdem zuversichtlich, dass sich in einem konstruktiv geführten Gespräch alles klären wird.
Doch es kommt anders.
Als ich das Büro von Herrn Schneider betrete, sitzt Herr Müller auf einem Stuhl an der Wand und schaut mich nicht einmal an. Er begrüßt mich auch nicht. Er wird in der nächsten halben Stunde nichts sagen. Das Reden übernimmt sein Vorgesetzter. Nachdem er mich bittet Platz zu nehmen, fragt er mich mit einer ernsten Miene: „Glauben Sie, dass es in unserer Gesellschaft Rassismus gibt?“
Ich denke an die unzähligen Studien diesbezüglich und auch an meine kürzlich begonnene Dissertation in der ich Rassismuserfahrungen von Referendar:innen und Lehrer:innen untersuche. Ich denke auch daran, wie ich als einziger Mensch bei Personenkontrollen in Zügen immer wieder kontrolliert werde, obwohl da noch viele andere Menschen sitzen: Racial Profiling, nennt man das.
Ich erwidere: „Ja, davon gehe ich aus“.
Herr Schneider runzelt die Stirn und sagt noch ernster: „Glauben Sie, dass ich oder Herr Müller Rassisten sind?“
Ich möchte gerade antworten, als mir Herr Schneider ins Wort fällt: „Ich habe eine spanische Frau.1 Wie kann ich Rassist sein?“
Ich versuche mir ein Grinsen zu verkneifen, weil ich genau weiß, dass ein Partner oder eine Partnerin mit Migrationshintergrund noch lange nicht davor schützt, sich rassistisch zu äußern oder zu verhalten. Vielmehr, und das weiß ich beispielsweise aus den Studien von Iman Attia oder auch Grada Kilomba kommt es in diesen Beziehungen zur Reproduktion von Rassismus und das nicht zu knapp.
Ich sage nichts.
Herr Müller sagt auch nichts und guckt nur auf den Boden. Er fühlt sich als Opfer und benimmt sich dementsprechend.
„Entweder, Sie entschuldigen sich bei Herrn Müller oder Sie müssen das Seminar verlassen und ihre Ausbildung an einem anderen Ort weiterführen.“
Herr Schneider hat das Regiment übernommen und sagt folgendes: „Entweder, Sie entschuldigen sich bei Herrn Müller oder Sie müssen das Seminar verlassen und ihre Ausbildung an einem anderen Ort weiterführen.“
Ich bin entsetzt und finde kaum Worte. Herr Schneider fordert mich auf, unverzüglich eine Entscheidung zu treffen: „Nun, wie entscheiden Sie sich?“
Mein Versuch, die gesamte Situation zu rekonstruieren, schlägt fehl, weil Herr Schneider dazwischen grätscht. „Nochmals Herr Fereidooni: Sie haben die Wahl. Entweder Sie entschuldigen sich jetzt oder sie setzen ihr Referendariat an einem anderen Ort fort, mit einem Eintrag in ihrer Personalakte.“
Ich weiß, jetzt geht‘s ums Ganze. Mein Herz rast.
Ich bewundere Menschen, die sich für Ihre Ideale eingesetzt haben. Und sehe mich auch als eine Person, die hohe moralische Maßstäbe an sich selbst und an andere anlegt. Aber anscheinend ist das Referendariat nicht der Zeitraum, um idealistisch zu handeln.
Pragmatisch muss man sein.
Während ich mich bei Herrn Müller entschuldige weiß ich ganz genau, dass es das Falsche ist. Ich kneife, weil ich keinen Eintrag in meiner Personalakte haben möchte, denn ich weiß, dass für Beamt:innen ein Eintrag in der Personalakte lebenslänglich bedeutet, mit einem Makel zu leben. In der Welt von Beamt:innen geht es nämlich darum, nicht aufzufallen und wenn man schon auffällt, dann nur positiv. Kein Beamter/keine Beamtin, der/die befördert werden möchte, streitet sich mit dem Chef und diese Lektion lerne ich nun von Herrn Schneider.
Als ich aus dem Büro gehe, fühle ich mich schäbig. Ich weiß, dass ich im Recht bin, doch die machtvollere Position haben Herr Müller und Herr Schneider. Als ich nach Hause fahre, bleibt das Radio aus. Das Motorengeräusch reicht mir als Begleitmusik meiner Wut auf mich selbst.
Mittlerweile habe ich das Referendariat abgeschlossen und war einige Jahre als Gymnasiallehrer für die Fächer Deutsch, Politik/Wirtschaft und Sozialwissenschaften tätig. Zudem habe ich meine Doktorarbeit beendet und arbeite seit fünf Jahren als Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum. Ich bilde Politiklehrer:innen aus.
Ein Arbeitsschwerpunkt von mir ist Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen.
Ich berate die Bundesregierung in dem Kabinettsausschuss der Bundesregierung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus sowie im Unabhängigen Expert:innenkreis Muslimfeindlichkeit des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Ferner berate ich das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Integration zum Thema Integration durch Bildung.
Auf Einladung von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel habe ich den 13. Integrationsgipfel der Bundesregierung am 09.03.2021 mit einem Vortrag eröffnet.
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So viel also zum Thema „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“!
Das zu lesen, bricht mir das Herz, weil ich solche Sitautionen sehr gut kenne. Ich gehöre zu denen, die den Mund aufgemacht haben abgesichts des Rassimus und der Willkür, die ich im Referendariat erfahren musste. Das Resultat war, ich kam nicht gegen diese Macht an und wurde aus dem Amt gemobbt.
Herr Müller hat als Ausbilder unprofessionell reagiert. Er hätte auch eine Reflexionsphase anbieten müssen, in der die Referendare über sein methodisches Setting diskutieren hätten können. Am besten wäre gewesen, er hätte die Rollenkarten von den Referendaren selbst erstellen lassen, damit ihre Realität auch eingeflossen wäre. Ich glaube nicht, dass Herr Müller Rassist ist, er war an dieser Stelle einfach ein unprofessioneller Ausbilder. Er hätte seinen Referendar ernst nehmen müssen und die Einwände offen mit dem Seminar diskutieren müssen. Für mich hat er als Demokrat versagt. Aber auch Herr Fereidooni hat sich nicht professionell verhalten. Ein Rollenspiel ist eine Simulation und keine authentische faktenbasierte Analyse der Realität. Da Herr Müller allerdings keine Reflexionsphase angeboten hat, verstehe ich seine Reaktion. Herr Müller hat ein sehr auktioriales, ausbilderzentriertes Modell gewählt, was m.E. für eine Ausbildung in der Einwanderungsgesellschaft nicht geeignet ist. Es ist eher ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Das Dienstgespräch hinterher mit Herrn Schneider ist ein typisch deutsches Hierarchieversagen im Beamtenapparat wie ich es tausendfach erlebt habe. Es ist zutiefst undemokratisch und antiliberal. Es erinnert an die Kaiserzeit und nicht an demokratisches Kommunikationsverhalten. Ob es rassistisch ist, weiß ich nicht, es ist aber teilweise antidemokratisch und das finde ich entscheidender. Wenn Ausbilder sich so verhalten, wie sollen angehende Lehrer daran sich ein Beispiel nehmen. Herr Müller und Herr Schneider haben in dieser Situation professionell und menschlich versagt. Das scheint mir entscheidend zu sein .