Berlin-Monitor 2021
Muslime und Migranten am meisten diskriminiert
Fast jeder zweite Berliner erlebt Diskriminierung – die meisten sind Muslime und Migranten. Das geht aus dem aktuellen „Berlin-Monitor“ hervor. Brisant: Die wenigsten Betroffenen suchen Rat, die meisten unternehmen nichts oder verändern ihr Verhalten.
Freitag, 26.11.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 25.11.2021, 16:45 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Knapp die Hälfte der Berliner erlebt einer repräsentativen Umfrage zufolge Diskriminierung vor allem am Arbeitsplatz. Muslime, Personen mit Migrationserfahrung sowie Einkommensschwache sind mit Abstand am meisten betroffen. Das ist das Ergebnis des am Donnerstag vorstellten Berlin-Monitors 2021 der Universität Leipzig und der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Berlin müsse verstärkt über Gegenmaßnahmen nachdenken, betonte der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) vor dem Hintergrund, dass viele Berliner angaben, durch Behördenmitarbeiter diskriminiert worden zu sein. Konkrete Vorschläge formulierte Behrendt nicht.
Die Wenigsten suchen Rat
Ein weiteres Defizit offenbart die Erhebung: Nur sechs Prozent der Betroffenen suchen Rat bei einem Beauftragten. Demgegenüber unternimmt jeder Dritte (33 Prozent) nach einer Diskriminierung gar nichts. Jeder Fünfte vermeidet „solche Situationen“ und weitere fünf Prozent verändern ihr Wohnort oder ihre Lebensweise.
Im Vergleich zum ersten Berlin-Monitor von 2019 habe die Erhebung gezeigt, das rechtsextreme Einstellungen in der Corona-Epidemie sichtbarer geworden seien, erklärte Oliver Decker. Der Sozialpsychologe ist Leiter des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig. Insbesondere der Wunsch nach einer harten Regierung und einer starken Partei, die durch unsichere Zeiten führten, sei deutlicher hervorgetreten.
Verschwörungsideologien ein manifestes Problem
Die Corona-Pandemie habe vorhandene Tendenzen zu Verschwörungsideologien sichtbarer gemacht, hieß es bei der Vorstellung der Studie, in deren Rahmen 2.051 Personen befragt wurden. Diese seien in der Bundeshauptstadt ein „manifestes Problem“, sagte der Justizsenator. Im weiteren Verlauf der Pandemie könne es zu einer weiteren Radikalisierung und mehr Gewaltbereitschaft von Gegnern der Anti-Corona-Maßnahmen kommen, warnten die Autoren.
Die Studie stieß bei zehn Prozent der Befragten auf offenen antischwarzen Rassismus. Die Autoren warnten gleichzeitig vor latenten Formen des Rassismus, die sich etwa in scheinbar positiven Bewertungen etwa von Sportlern äußere. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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