Fachkräftemangel
Gesundheits- und Pflegesystem abhängig von Einwanderung
Jede achte Pflegekraft und jeder siebte Arzt in Deutschland stammt aus dem Ausland. Das deutsche Gesundheitssystem würde ohne Anwerbung von Fachkräften nicht mehr funktionieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Erhebung.
Freitag, 10.12.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 09.12.2021, 15:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das Gesundheits- und Pflegesystem in Deutschland kommt einer Recherche zufolge ohne Zuwanderung von Fachkräften aus anderen Ländern nicht mehr aus. Jede achte Pflegekraft komme aus dem Ausland, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Papier des Mediendienstes Integration, das sich vor allem auf Daten der Bundesagentur für Arbeit beruft.
Rund 208.000 ausländische Pflegekräfte arbeiteten demnach im März 2021 in Deutschland. Rund 120.000 von ihnen kommen aus Staaten außerhalb der EU, rund 15.000 aus Asyl-Staaten. Ausländische Pflegekräfte machen den Angaben zufolge einen Anteil von 13,5 Prozent in der Branche aus. Nur bezogen auf die Altenpflege liegt der Anteil sogar bei 16 Prozent.
„Wir erleben während der Corona-Zeit eine Verschärfung des globalen Fachkräftemangels im Pflegebereich. Die Anwerbung aus dem Ausland ist schwieriger geworden“, erklärt Lisa Peppler, Migrationsforscherin mit Schwerpunkt Pflege an der Charité.
Zunehmender Fachkräftemangel in der Pflege
So sei zum Beispiel Serbien aus dem Anwerbeprogramm „Triple Win“ ausgestiegen, weil sie die Pflegekräfte selbst benötigten. „Das Problem wird uns noch die nächsten Jahrzehnte begleiten. Und wir werden eher noch mehr Zuwanderung brauchen. In Deutschland finden wir nicht genug junge Menschen für den Pflegeberuf“, erklärt Peppler.
Zudem hat der Recherche zufolge jeder siebte Arzt in Deutschland nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Die größte Gruppe seien Mediziner aus Syrien. Ohne die zugewanderten Ärzte wäre der Mangel an Medizinern in vielen Regionen längst dramatisch, heißt es in dem Papier.
Ohne ausländische Fachkräfte funktioniert es nicht
Isabell Waschkies von der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge zufolge würde das deutsche Gesundheitssystem ohne die Fachkräfte aus dem Ausland nicht funktionieren. „In den vier Krankenhäusern der Katholischen Hospitalvereinigung im Kreis Höxter kommen mehr als 60 Prozent der neu eingestellten Assistenzärzte unter 35 Jahren aus dem Ausland. Viele Krankenhäuser sind auf ausländische Ärzte angewiesen, besonders in ländlichen Regionen“, erklärt Waschkies.
Für Ärzte, die nach Deutschland kommen, seien die Hürden nach wie vor hoch. Qualifizierte Mediziner müssen für ein Vorstellungsgespräch zuerst ein Visum beantragen. In Deutschland angekommen, stellen sie dann einen Antrag auf Anerkennung und warten auf einen Termin zur Fachsprachenprüfung bei der Ärztekammer. Im Idealfall dürfen sie nach etwa sechs Monaten anfangen zu arbeiten. (epd/mig) Aktuell Panorama
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