75 Jahre Unicef
Unermüdlicher Einsatz für die Rechte von Kindern
Kindern die Chance auf ein besseres Leben geben - das ist seit 1946 Ziel von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. In diesem Jahr feiert die in New York gegründete Organisation ihren 75. Geburtstag
Von Inga Jahn Freitag, 10.12.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 09.12.2021, 17:18 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Erdnusspaste für unterernährte Säuglinge, Schulbildung für Jugendliche auf der Flucht und der Einsatz für die politische Teilhabe Heranwachsender: Seit 75 Jahren kämpft das UN-Kinderhilfswerk Unicef für die Belange von Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt. In Entwicklungs- und Schwellenländern genießt die UN-Organisation einen guten Ruf. Doch angesichts der Corona-Pandemie warnt Unicef zum Jubiläum vor der größten humanitären Krise seit der Gründung.
Als das Kinderhilfswerk am 11. Dezember 1946 in New York gegründet wurde, war die Welt von der Zerstörung und dem Leid des Zweiten Weltkrieges gezeichnet. Die Organisation sollte das Leben europäischer Kinder erleichtern und ihnen so die Chance auf ein besseres Leben geben. Die erste Spende erreichte das Hilfswerk, das sich heute zu großen Teilen aus staatlichen Zuwendungen finanziert, ein Jahr nach seiner Gründung.
Friedensnobelpreis 1965
Zu einer dauerhaften UN-Organisation wurde das Hilfswerk erst im Jahr 1953. Dabei richtete Unicef auch seine Arbeit neu aus und legte den Fokus zunehmend auf afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Länder. Akute Einsätze in Not wurden durch langfristige Projekte ergänzt: Auf der ganzen Welt finanzierte die Organisation Bildungsprogramme und richtete Tausende Hilfseinrichtungen für Kinder und Mütter ein.
Über die Jahre veränderte sich dadurch das Selbstverständnis der Organisation, die im Jahr 1965 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie wandelte sich von einem rein humanitären Hilfswerk zu einer Entwicklungsorganisation mit dem Fokus auf Ernährung, Gesundheit, Bildung, Wasser und Hygiene sowie auf Kinderschutz und Partizipation. Auch die nationale und internationale Politikberatung spielte eine immer wichtigere Rolle.
UN-Kinderrechtskonvention
Das zeigt sich beispielsweise an der UN-Kinderrechtskonvention von 1989, deren Verabschiedung Unicef maßgeblich mit vorantrieb, und die seitdem eine wichtige Grundlage der Arbeit der Organisation ist. Die Konvention zählt zudem zu den wichtigsten internationalen Verträgen, die den Rechtsanspruch von Kindern auf Versorgung, Entwicklung sowie Beteiligung festhalten und sie vor Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch schützen sollen.
Heute unterstützen Millionen von Spenderinnen und Spendern die Arbeit des UN-Hilfswerks in Entwicklungs- und Schwellenländern und in Krisengebieten. Dabei beschäftigt Unicef nach eigenen Angaben über 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehr als 190 Ländern. Mit Abstand am meisten Mittel flossen dabei im vergangenen Jahr in afrikanische und asiatische Länder.
„Exzellentes Image“
Zwar verlor die Deutsche Unicef-Sektion in Folge einer Spendenaffäre 2008 vorübergehend das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), laut dem Politikwissenschaftler Max-Otto Baumann genießt die UN-Organisation international jedoch einen guten Ruf. Unicef sei eine Organisation mit „exzellentem Image“, sagt Baumann, der am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik forscht. Ihr laste kein größerer Skandal an, der für Skepsis gegenüber der Organisation sorge. Dabei komme ihr auch zugute, dass sie sich in den 1980er Jahren gegen die Strukturanpassungspolitik positioniert habe, die Kredite oder Schuldenerlasse in ärmeren Ländern an wirtschaftliche Reformen knüpfte. Das sorge „auch heute noch dafür, dass die Arbeit der Organisation gerade bei den Entwicklungsländern viel Vertrauen genießt“.
Das Kinderhilfswerk schreibt sich und seinen Partnerorganisationen viele Erfolge auf die Fahnen, etwa beim Kampf gegen die Kindersterblichkeit oder gegen die Mangelernährung. Doch zum 75. Jubiläum droht die Corona-Pandemie viele Fortschritte der Vergangenheit zunichtezumachen. Seit der Gründung habe es keine größere humanitäre Krise gegeben. Und so warnt die UN-Organisation: „Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die körperliche und mentale Gesundheit, die Bildung und den Schutz von Kindern werden noch auf Jahre anhalten.“ (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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