Potenzial nicht ausgeschöpft
Studie prognostiziert Deutschland hoch gebildete Migranten
Deutschland altert und ist auf qualifizierte Einwanderung angewiesen. Einer Studie zufolge ist Potenzial vorhanden, es wird aber nicht ausgeschöpft. Experten sprechen von „unnötig restriktiven Vorgaben“ und sehen den Gesetzgeber in der Pflicht.
Montag, 20.12.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 19.12.2021, 11:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Bildungsgrad von möglichen Einwanderern nach Deutschland steigt einer neuen Studie zufolge kontinuierlich an. Dies zeige eine Analyse von Migrationsbewegungen für 137 Herkunftsländer, teilte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel mit. Demnach wird sich in den nächsten zehn Jahren der Anteil der Einreisewilligen mit einem hohen Bildungsabschluss verdoppeln.
„Die Alterung der Erwerbsbevölkerung wird in Deutschland ein gravierendes Problem“, sagte der Migrationsforscher Tobias Heidland vom IfW. Die Bundesregierung könne dem effektiv entgegenwirken, wenn sie besser ausgebildeten Menschen die Einwanderung ermögliche.
Im Vergleich zu Nicht-EU-Ländern ist der Anteil der Migranten mit niedriger Bildung aus Herkunftsländern in der EU deutlich höher. Grund ist der bessere Arbeitsmarktzugang in Deutschland für Niedrigqualifizierte aus EU-Ländern. Da die niedriggebildete Bevölkerungsgruppe in Europa altert und weltweit das Migrationspotenzial von höher Gebildeten steigt, verbessert sich der Bildungsgrad des Migrationspotenzials nach Deutschland. Selbst in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, die oft nur als Herkunftsländer niedrigqualifizierter Einwanderung wahrgenommen würden, wachse die Zahl mittel- und hochgebildeter Menschen deutlich stärker als die niedriggebildeter, sagte Heidland.
Voraussichtlich werde das Migrationspotenzial nach Deutschland in zehn Jahren unverändert zwischen 45 bis 50 Millionen Menschen liegen. Davon hätten 24 Millionen einen mittleren Bildungsabschluss. Die Gruppe mit einem hohen Bildungsabschluss verdoppele sich auf 15 Millionen, hieß es. „Pro Jahr migrieren jedoch nur etwa drei Prozent dieser Personen tatsächlich nach Deutschland, sodass eine weitaus geringere Bruttozuwanderung resultiert“, heißt es. Außerdem bleibe nur ein Teil dieser Migranten langfristig in Deutschland, sodass die Nettozuwanderung pro Jahr trotz des großen Migrationspotenzials nur einige hunderttausend betrage.
Im Normalfall entscheide sich der Großteil dieser potenziellen Migranten gegen einen Wegzug aus ihrem Herkunftsland. Viele Migranten blieben zudem nicht dauerhaft in Deutschland. Heidland forderte die Politik deshalb dazu auf, für die Attraktivität Deutschlands zu werben und die Arbeitsbedingungen von Migranten zu verbessern. Dazu gehöre eine Überarbeitung des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes. Dessen „unnötig restriktive Vorgaben“ hinsichtlich Qualifikation, Sprachkenntnissen und notwendiger finanzieller Rücklagen könnten gelockert werden, ergänzte Heidland. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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Der Artikel widerspricht sich.
Auf der einen Seite wird von hochqualifizierter Zuwanderung gesprochen – auf der anderen Seite sollen dann aber die Regeln für Qualifikation (!) und Sprachkenntnise reduziert werden.
Das passt nicht zusammen.
Dei finanziellen Aspekte hingegen könnten meiner Meinung nach bei entsprechend guter Prognose für eine hinreichende Beschäftigung durchaus entfallen.