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„Arzt der Armen“

Linke nominiert Seenotretter für das Amt des Bundespräsidenten

Eine Chance gewählt zu werden, hat er nicht, ein großes Thema aber schon: Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert ist der Kandidat der Linken für die Bundespräsidentenwahl. Der „Arzt der Armen“ prangert die Ungleichheit in Deutschland und an den EU-Grenzen an.

Mittwoch, 12.01.2022, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 11.01.2022, 17:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mit einem eigenen Kandidaten will die Linkspartei eine Alternative zur Wiederwahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anbieten. Die Spitzen von Partei und Fraktion haben am Dienstag in Berlin ihren Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl präsentiert: den Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert. Der 65-Jährige hatte sich zuvor der Bundestagsfraktion vorgestellt. Die Co-Parteivorsitzende Janine Wissler sprach von einem beeindruckenden und überzeugenden Kandidaten und sagte, der „Arzt der Armen“ verkörpere das Prinzip, dass Solidarität unteilbar sei.

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Der Co-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch sagte, seine Partei wolle eine „demokratische Alternative“ zur Wiederwahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anbieten und das Thema Armut auf die Agenda setzen. Amira Mohamed Ali, die sich mit Bartsch den Fraktionsvorsitz teilt, sagte, Traberts Lebensthema bekomme in der Politik nicht genug Aufmerksamkeit: „Armut macht krank und Krankheit macht arm.“ Mit ihm als Kandidaten für das höchste Staatsamt wolle die Linke zeigen, dass eine andere Politik möglich sei, sagte Mohamed Ali.

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Trabert: Reichtum wird stabilisiert

Trabert engagiert sich für die Gesundheitsversorgung verarmter Menschen und behandelt mit seinem Arztmobil seit 28 Jahren kostenlos Obdachlose. Außerdem kämpft der parteilose Mediziner, der bei der Bundestagswahl für die Linke kandidierte, für eine humane europäische Asylpolitik. Er engagierte sich in den Elendslagern für Flüchtlinge auf Lesbos und bei der Seenotrettung im Mittelmeer.

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Er habe den Eindruck, sagte Trabert, dass nicht die Armut bekämpft, sondern der Reichtum der Privilegierten stabilisiert werde. Er kandidiere, um auf die Probleme der Ärmsten aufmerksam zu machen, nicht um sich persönlich zu profilieren. Seit Jahren ändere sich nichts an deren Ausgrenzung. Er wolle in die Bundespräsidentenwahl einbringen, „wie verlassen sich diese Menschen vorkommen“. Trabert betonte zugleich, er kandidiere nicht gegen Steinmeier, sondern für die von Armut Betroffenen.

Mehrfach auf Mission im Mittelmeer

Im Verlauf der Corona-Pandemie seien die Armen in Deutschland noch ärmer geworden. Die Preise stiegen, aber weder die alte noch die neue Bundesregierung sei den Forderungen der Sozialverbände nachgekommen, wenigstens während der Pandemie die Hartz-IV-Regelsätze um 100 Euro im Monat anzuheben. Die Erhöhung zum Jahresanfang um drei Euro pro Monat sei faktisch ein Kaufkraftverlust, kritisierte Trabert.

Der Sozialmediziner ist langjähriges Mitglied von Resqship e. V. und Gründer des medizinischen Partnervereins „Armut und Gesundheit“. Als Crewmitglied war er bereits mehrfach auf Missionen im zentralen Mittelmeer dabei.

Bundesversammlung am 13. Februar

„Ich mache mir keine Illusion, die Wahl gewinnen zu können, aber es ist so wichtig, gerade in der heutigen Zeit, Themen wie soziale Gerechtigkeit, Pflege und deren Entlohnung, Flucht und Migration und in Verbindung damit zivile Seenotrettung in den Fokus der öffentlichen Diskussion zu bringen“, so Trabert. Dies seien Lebensbereiche und Kontexte, die gerade auch von einem Bundespräsidenten mit Respekt und Empathie angesprochen werden müssten.

Die Bundesversammlung kommt am 13. Februar zur Wahl des Staatsoberhaupts zusammen. Bundespräsident Steinmeier bewirbt sich um eine zweite Amtszeit und hat dafür die Unterstützung von SPD, FDP, Grünen und der Union. (epd/mig) Leitartikel Politik

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