Muhammad Ali
„Gewöhnt euch an mich – schwarz, selbstbewusst, dreist“
Muhammad Ali war mehr als ein legendärer Boxer. Er habe Afroamerikanern gezeigt, dass sie stolz sein könnten auf ihre Identität, sagte Barack Obama über ihn. Alis Kämpfe waren Medienspektakel, seine Persönlichkeit polarisierte. Vor 80 Jahren wurde er geboren.
Von Konrad Ege Freitag, 14.01.2022, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 13.01.2022, 10:20 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Er war dreimaliger Weltmeister im Schwergewichtsboxen, Medienstar und Idol vieler Afroamerikaner: Am 17. Januar wäre Muhammad Ali 80 Jahre alt geworden. Er sah blendend aus in seiner aktiven Zeit und war in den Augen seiner Fans charmant und redegewandt. Seine Kritiker hielten ihn für ein Großmaul. Er sei der Größte, behauptete er selbst wieder und wieder von sich. Definitiv war er der berühmteste Boxer aller Zeiten. Als Cassius Clay kam er 1942 in Louisville in Kentucky zur Welt, er starb im Juni 2016. Die Nachrufe waren voller Lobeshymnen, die Trauerfeier glich einem Staatsbegräbnis.
Muhammad Ali wurde 1960 mit 18 Jahren Olympiasieger und 1964 Profi-Weltmeister im Box-Schwergewicht. Seine Boxkämpfe waren Spektakel und Pflichttermine für Fernsehzuschauer in aller Welt, gleich ob 1971 in New York City gegen Joe Frazier („Fight of the Century“), 1974 in Kinshasa im damaligen Zaire gegen George Foreman („Rumble in the Jungle“) oder 1975 wieder gegen Frazier auf den Philippinen („Thrilla in Manila“).
Aufgewachsen in strenger Rassentrennung
„Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene“, das war einer von vielen Sprüchen, die Ali in die Welt setzte, um sich zu feiern und seine Gegner zu verunsichern. Aufgewachsen ist der Afroamerikaner in einer Zeit der strengen Rassentrennung. Nach seinem Olympiasieg habe man ihn in einer Imbissstube in seiner Heimatstadt nicht bedient, schrieb Ali in seiner Autobiografie „The Greatest“.
Als Herausforderer erkämpfte der 22-Jährige seinen Schwergewichtstitel 1964 in Miami Beach in Florida gegen Charles Sonny Liston. Dem im Ring tänzelnden Cassius Clay wurden wenige Chancen gegeben gegen den als harten Schläger bekannten Gegner. Doch es war Liston, der nicht mithalten konnte. Nach der sechsten Runde blieb dieser einfach sitzen. „Ich bin der König der Welt“, triumphierte Cassius Clay.
„Ordnung zwischen den Rassen“ bedroht
Kurz danach der zweite Schock für die Öffentlichkeit: Clay erklärte, er sei kein Christ mehr. Er glaube an Allah. In der schwarzen „Nation of Islam“ wurde Cassius Clay zu Muhammad Ali. Die „Nation of Islam“ war ein Schreckgespenst für das weiße Amerika.
„Ich bin Amerika. Ich bin der Teil, den ihr nicht anerkennen wollt. Aber gewöhnt euch an mich – schwarz, selbstbewusst, dreist. Mein Name, nicht eurer… „ Dieses Ali-Zitat wird oft erwähnt. Ali habe die „Ordnung zwischen den Rassen“ bedroht und sei von vielen als eine radikale Figur gesehen worden, schrieb sein Biograf David Remnick („King of the World“).
„Nein“ zum Vietnamkrieg
Es war die Zeit der Bürgerrechtsproteste, der rebellierenden Jugendlichen und der Opposition zum Vietnamkrieg. 1967 schickte die Wehrerfassungsbehörde Muhammad Ali seinen Einberufungsbefehl. Er sagte „Nein“: Er könne entweder den US-Gesetzen gehorchen oder Allah. Wenn man wirklich etwas bewegen wolle, erklärte Ali, müssten manche Menschen Opfer bringen.
Der Staat zog seinen Reisepass ein, und ein Gericht verhängte eine mehrjährige Gefängnisstrafe. Ali legte Berufung ein, musste nie in den Knast, durfte aber dreieinhalb Jahre nicht boxen. 1971 hob das Oberste US-Gericht das Urteil auf.
Hunderte FBI-Dokumente über Ali
Hunderte FBI-Dokumente zu Ali stehen heute online. Die Ermittlungsbehörde befragte selbst seine Eltern. Das FBI ermittelte auch zu Kontroversen in der „Nation of Islam“. Nach Angaben eines Informanten aus dem Jahr 1966 waren führende Vertreter der Organisation nicht zufrieden mit Ali. Er spreche zu spontan und brauche „mehr Disziplin“.
Der Athlet und Showman passte in keine Schublade.1984 erklärte Ali, er unterstütze die Wiederwahl des republikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Wenige Monate zuvor hatte er sich bei den demokratischen Vorwahlen für den demokratischen Anwärter Jesse Jackson ausgesprochen. Auch die Pfade von Donald Trump und Muhammad Ali kreuzten sich. Der Boxer sei ein toller Mensch, großzügig und ein „einmaliger Dichter“, sagte Trump laut der Zeitung „New York Times“ nach Alis Tod. Muhammad Ali war Gast bei der Hochzeit von Melania und Donald Trump 2005.
Sein letzter ganz großer Auftritt
Ali selbst war vier Mal verheiratet und Vater mehrerer Kinder. Zur Feier des 80. hatte das „Muhammad Ali Zentrum“ in Louisville eine Freiwilligenaktion geplant, um Hilfspakete für Bedürftige zusammenzustellen. Anfang Januar verschob das Zentrum die Aktion wegen der Corona-Pandemie. Seinen 70. Geburtstag hatte Ali bei einer Gala in Las Vegas gefeiert. Der Erlös kam laut der Zeitung „Las Vegas Sun“ einem Gehirnforschungszentrum zugute, das sich mit neurologischen Schäden bei Sportlern beschäftigt.
Bei Muhammad Ali wurde 1984 Parkinson festgestellt. Die Krankheit habe ihm seine Kommunikationsfähigkeit gestohlen, sagte Tochter Rasheda Ali in einem der vielen Filme über den Star, oder zumindest stehlen wollen. Muhammad Alis letzter ganz großer Auftritt war 1996. In Atlanta entzündete er vor den Augen der Welt mit zitternden Händen das Olympische Feuer. Zehntausende im Stadion jubelten. Manche weinten vor Rührung. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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