Kopftuchdebatte zeigt Vorurteil gegen Frauen
Diskussionen um das muslimische Kopftuch sind es nach Überzeugung des Islamrechtsexperten Mathias Rohe „Stellvertreterdebatten“. Vielmehr gehe es um Vorurteile und um die Frage, wie viel Religion im öffentlichen Raum noch ertragen wird.
Donnerstag, 20.01.2022, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 19.01.2022, 17:30 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Diskussion über das Kopftuchtragen von muslimischen Frauen im öffentlichen Raum ist laut Islamrechtsexperte Mathias Rohe eine „Stellvertreterdebatte“. In ihr komme ein Vorurteil gegenüber Frauen zum Ausdruck, sagte Rohe am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in der Evangelischen Stadtakademie Nürnberg.
„Über das Tragen von Bärten wird nicht diskutiert“, betonte der Dekan der juristischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Die Diskussion um das Kopftuchtragen werde auch dafür stellvertretend geführt, „wie viel Religion im öffentlichen Raum wir überhaupt noch ertragen“.
Neues Beamtengesetz
Rohe sprach über das seit Sommer 2021 geltende neue Bundesbeamtengesetz zum Verbot religiöser Symbole. Das neue Gesetz geriet in die Kritik, weil es weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit durchgewunken wurde. Eingebettet in ein Gesetzespaket mit einer Reihe weiterer unaufgeregter Änderungen, fiel das Gesetz auf, als es bereits in trockenen Tüchern war.
Das Gesetz sieht vor, dass das Tragen beispielsweise des muslimischen Kopftuchs, der jüdischen Kippa oder eines christlichen Kreuzes von Beamtinnen und Beamten eingeschränkt oder verboten werden kann, „wenn sie objektiv geeignet sind, das Vertrauen in die neutrale Amtsführung der Beamtin oder des Beamten zu beeinträchtigen.“
Rohe fordert vorurteilsfreie Anwendung
Dieses Gesetz könne nur funktionieren, wenn es vorurteilsfrei angewandt werde“, sagte Rohe. Die Objektivität der Gerichte komme jedoch an ihre Grenzen, weil es zuvor eine breite gesellschaftliche Debatte zum Kopftuch gegeben habe.
Über Sinn und Unsinn des Tragens des Kopftuchs sollten die muslimischen Frauen diskutieren, sagte der Experte. Er halte nichts davon, an diesem Beispiel „das säkulare Abendland zu verteidigen„. (epd/mig) Aktuell Panorama
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