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Interkulturelle KiTa-Pädagogik

Keine Angst vor dem Fremden

Fatima Mohamad ist interkulturelle Fachkraft in der Kita „Arche Noah“ in Ludwigshafen. Vorurteile und Rassismus lernten die Kleinen erst von Erwachsenen, sagt die Erzieherin. Ein neues Kita-Konzept will deshalb Toleranz einüben und sie stärken.

Von Dienstag, 25.01.2022, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 24.01.2022, 16:37 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

„Matin“ ist der Star bei der „kunterbunten Stunde“ in der protestantischen Kindertagesstätte „Arche Noah“ in Ludwigshafen. Erzieherin Fatima Mohamad hält die Handpuppe mit den Wuschelhaaren und der lustigen Knubbelnase hoch, geht im Stuhlkreis umher. „Guten Tag, Iyi günler, Yawm jayid, Rojbas“, begrüßt „Matin“ jedes einzelne Kind in seiner Muttersprache und per Handschlag. „Schön, dass Du da bist!“

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Die zehn Mädchen und der Junge, die an diesem Morgen zum wöchentlich stattfindenden interkulturellen Gesprächskreis zusammengekommen sind, strahlen. Vielen von ihnen geht es wie der imaginären Figur „Matin“, einem Kurdenjungen aus dem Irak: Sie leben noch nicht lange in Deutschland, vieles ist ihnen fremd. Sophie, Lina, Amira, Ella und Adar und die anderen Vorschulkinder können nun eine Stunde lang zusammen spielen, Spaß haben – und voneinander lernen.

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Gott hat alle Menschen gern

„Es geht darum, die Identität der Kinder zu stärken, sie zu Toleranz und gegenseitigem Respekt zu erziehen“, sagt Erzieherin Mohammad. Bewusst hat sich die Muslimin für einen Job in einer evangelischen Einrichtung entschieden und arbeitet nach zweijähriger Zusatzausbildung bei der pfälzischen Diakonie nun als interkulturelle Fachkraft. Gut zwei Drittel der Kinder in der Kita „Arche Noah“ in der Ludwigshafener Innenstadt haben einen migrantischen Hintergrund, die meisten von ihnen sind Muslime.

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Vielfalt ist gut und bereichert das Zusammenleben in der Gesellschaft, Gott hat alle Menschen gern: So lässt sich zusammenfassen, was ein neues Konzept für interkulturelle Pädagogik in den 20 protestantischen Kitas in Ludwigshafen vermitteln will. Damit untermauere der Trägerverbund, wie wichtig es sei, offen für alle Kulturen und Religionen zu sein und auch das Eigene wertzuschätzen, sagt Pfarrer Frank Wolf, der theologische Gesamtleiter. Evangelisches Profil sei es dabei, dass die Kinder frei über ihren eigenen Glauben sprechen könnten – und auch den christlichen Glauben kennenlernten.

Rassismus lernen Kinder erst später

„Was für ein Fest haben wir kürzlich gefeiert?“, fragt „Matin“ die im Stuhlkreis sitzenden Kinder, die unter anderem aus der Türkei, dem Irak, aus Afghanistan und Bulgarien stammen. „Was hat Sankt Martin gemacht?“ Erzieherin Mohamad gibt die Antwort, die alle verstehen und gut finden: „Er hat seinen Mantel geteilt, damit die Menschen nicht frieren.“

Danach dürfen sich die Kinder eine Puppe zum Spielen nehmen – ob sie eine schwarze oder weiße Hautfarbe hat, ist ihnen völlig egal. „Gemeinsam sind wir stark“, bringt es Erzieherin Mohamad für alle auf den Punkt. Vorurteile oder Rassismus lernten die Kleinen erst später durch die Erwachsenen, sagt sie.

Viel Lob und kaum Kritik

Mohamad ist wie die anderen 16 interkulturellen Fachkräfte im Kita-Verbund nicht nur Ansprechpartnerin für ihre Kolleginnen bei Fragen der kulturellen Vielfalt. Auch schlägt sie die Brücke zur Kirchengemeinde und arbeitet eng mit den Eltern sowie mit Anlaufstellen im Stadtteil zusammen, erläutert Einrichtungsleiterin Nina Ulrich. Aus der Kirchengemeinde gebe es viel Lob und kaum Kritik an der kulturell-religiösen Öffnung der Kita, ergänzt Pfarrer Wolf.

Selbstverständlich sei es, dass auch muslimische Kinder christliche Feste mitgestalteten und deren Eltern die Gottesdienste besuchten.

„Man muss in Deutschland gemeinsam leben“

„Mir ist wichtig, die Gemeinsamkeit der Religionen zu stärken“, sagt die Muslimin Mandy Reinold, die vor ihrem Sohn schon ihre beiden Mädchen gerne in die Kita „Arche Noah“ schickte. „Man muss in Deutschland gemeinsam leben“, sagt sie, „das müssen die Kinder im Kindergarten lernen.“

Die „kunterbunte Stunde“ ist mittlerweile um, „Matin“ verabschiedet seine Freunde mit einem „Tschüss!“ in vielen Sprachen. Safya, die nur türkisch spricht und anfangs etwas schüchtern dreinblickte, lacht. Nächste Woche ist sie garantiert wieder im Stuhlkreis mit dabei. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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