Studie

Junge Menschen interessiert an Auseinandersetzung mit NS-Zeit

Das Interesse junger Menschen an der Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust ist groß. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. An der eigenen Familiengeschichte zeigen Jugendliche aber weniger Interesse.

Mittwoch, 02.02.2022, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01.02.2022, 15:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Interesse an einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ist bei jungen Menschen in Deutschland sehr groß. Das geht aus den ersten Ergebnissen der MEMO-Jugendstudie des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld hervor, die die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) vorstellte.

Demnach fanden es mehr als drei Viertel der Befragten (76,5 Prozent) im Alter zwischen 16 und 25 Jahren sinnvoll, sich auch heute noch mit Nationalsozialismus und Holocaust auseinanderzusetzen. Damit seien Jugendliche und junge Erwachsene stärker an dem Thema interessiert als die deutsche Allgemeinbevölkerung, hieß es.

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Weniger Interesse an eigener Familiengeschichte

Die Rolle der eigenen Vorfahren hat darauf den Angaben nach keinen entscheidenden Einfluss: So gab fast die Hälfte der Befragten (48,5 Prozent) an, sich bisher „eher wenig“ oder „überhaupt nicht“ mit Bezügen zur NS-Zeit in der eigenen Familiengeschichte befasst zu haben. Viele der Befragten könnten die Rolle ihrer Vorfahren bei den Verbrechen des Nationalsozialismus nicht einordnen.

Dagegen sorgen sich viele der Befragten (62,2 Prozent) laut Studie um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland heute. Sie erlebten das Ausmaß, in dem Menschen gegenwärtig diskriminiert und ausgegrenzt werden, als besorgniserregend (59,6 Prozent). Unmittelbare Vergleiche von Grundrechtseinschränkungen während der Corona-Pandemie mit der NS-Diktatur lehnten mit 67,2 Prozent zwar die meisten ab, doch 22,6 Prozent hielten derartige Vergleiche für berechtigt oder grenzten sich nicht eindeutig von ihnen ab.

Förderprogramm: „Bildungsagenda NS-Unrecht“

Die Bundesregierung und die Stiftung EVZ wollen nun mit einem gemeinsamen Förderprogramm unter der Überschrift „Bildungsagenda NS-Unrecht“ Projekte finanzieren, die den jüngeren Generationen die moralische Verantwortung der Deutschen vermittelt. Den Angaben nach werden nach dem Start einer Pilotphase im vergangenen Jahr aktuell 17 bundesweite und europäische Projekte mit bis zu neun Millionen Euro gefördert. Ein Projekt erinnert beispielsweise an das Schicksal verschleppter Kinder während der NS-Zeit.

Das Finanzministerium ist in der Bundesregierung zuständig für die Entschädigung von NS-Unrecht und für die Folgeaufgaben der Wiedergutmachung für eine Zeit ohne Zeitzeugen. Die Stiftung EVZ hatte im Jahr 2000 den Gründungsauftrag, die Auszahlung humanitärer Ausgleichsleistungen an ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter des NS-Regimes zu ermöglichen.

Schavan: Gesellschaft stark und wach machen

Heute fördert die Stiftung auch Bildungsprojekte mit dem Fokus auf die Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung, auf Völkerverständigung und auf die Stärkung von Menschenrechten. Die Kuratoriumsvorsitzende und frühere CDU-Bundesbildungsministerin Annette Schavan betonte, „wir müssen mit unserer Arbeit die Gesellschaft stark und wach machen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.“

Der Erinnerungsmonitor MEMO untersucht seit 2017 anhand jährlicher repräsentativer Umfragen den Zustand der Erinnerungskultur in Deutschland. Befragt wurden 3.485 repräsentativ ausgewählte junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren im Spätsommer 2021. Eine zweite Befragung im Spätsommer 2022 soll Veränderungen abbilden. Eine Veröffentlichung der Gesamtstudie ist im Frühjahr 2023 geplant. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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