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Fakten-Check

Mehrsprachigkeit bei Kindern ist Kompetenz und kein Defizit

Pünktlich zum Welttag der Muttersprache erteilen Wissenschaftler der deutschen Debatte um die Spracherziehung von mehrsprachig aufwachsenden Kindern eine klare Absage. Sie fordern: Eltern sollen mit ihren Kindern zu Hause in der Sprache reden, in der sie sich am wohlsten fühlen. Mehrsprachigkeit sei Kompetenz und kein Defizit.

Montag, 21.02.2022, 15:32 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.02.2022, 8:39 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Wissenschaftler halten Bedenken gegen ein mehrsprachiges Aufwachsen von Kindern für unbegründet. „Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass das Lernen mehrerer Sprachen zur selben Zeit Kinder überfordert und dazu führt, dass sie die Sprachen nur halb lernen“, erklärte der Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln, Michael Becker-Mrotzek. Auch dass Kinder und Jugendliche zwischen den Sprachen wechselten oder Wörter von einer Sprache in der anderen nutzten, sei kein sprachliches Defizit, sondern zeige, dass sie über grammatikalische Kompetenz in zwei Sprachen verfügten.

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„Viel zu häufig wird Mehrsprachigkeit als Hindernis gesehen und nicht als Ressource“, ergänzte Till Woerfel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mercator-Institut. „Wer mehrere Sprachen spricht, ist aber klar im Vorteil und kann sein Wissen für das Lernen neuer Sprachen nutzen.“ Woerfel wandte sich gegen Forderungen, dass Eltern zu Hause nur Deutsch mit ihren Kindern sprechen sollten. „Eltern sollten in der Sprache mit den Kindern kommunizieren, in der sie sich am wohlsten fühlen. Sonst kann eine künstliche Kommunikation entstehen, die sich sogar negativ auf die sprachliche Entwicklung auswirken kann.“

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Das Mercator-Institut hat zum Thema „Mehrsprachigkeit in Kita und Schule“ einen „Faktencheck“ veröffentlicht. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen enthält die 24-seitige Veröffentlichung auch Hinweise, wie pädagogische Fachkräfte in Schulen und Kitas Mehrsprachigkeit gezielt unterstützen können.

Jedes dritte Kind mehrsprachig

„Dafür müssen Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte selbst nicht unbedingt mehrsprachig sein“, erläuterte Woerfel. Kitas könnten beispielsweise mehrsprachige Vorleseaktionen organisieren oder die Kinder im Morgenkreis Gegenstände in den verschiedenen Familiensprachen benennen lassen.

Mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland spricht den Angaben zufolge bei der Einschulung neben dem Deutschen noch mindestens eine weitere Sprache. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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