Steigende Weizenpreise
Hilfsorganisationen warnen vor mehr Hunger wegen Ukraine-Krieg
Russland und Ukraine gehören weltweit zu den größten Weizenexporteuren. Der Krieg lässt die Weizenpreise steigen. Das könnte den Hunger in armen Ländern verschärfen. Unionspolitiker dringen auf ein Sonderprogramm für Entwicklungsländer.
Donnerstag, 10.03.2022, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 18.03.2022, 16:08 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Der Krieg in der Ukraine verschärft nach Angaben der Welthungerhilfe den weltweiten Hunger. „Preisanstiege durch den Krieg in der Kornkammer Europas werden die Ernährungslage für Millionen Menschen erheblich verschlimmern“, sagte Generalsekretär Mathias Mogge am Mittwoch in Bonn. Gerade die Ärmsten in vielen Ländern des globalen Südens würden besonders unter gravierenden Engpässen auf dem Weltmarkt und stark ansteigenden Nahrungsmittelpreisen leiden. Auch Save the Children warnte vor einer Zunahme des weltweiten Hungers. Abgeordnete der Union forderten derweil ein Sonderprogramm, um arme Länder bei der Bewältigung der Kriegsfolgen zu unterstützen.
Mogge forderte, Deutschland müsse seine Unterstützung für die Hungerbekämpfung sofort ausbauen und sein finanzielles Engagement für Nahrungsmittelhilfe steigern. Nötig seien Investitionen in die ländliche Entwicklung, Exportstopps für Agrarprodukte müssten vermieden werden. In den betroffenen Ländern müssten die Lagerbestände zudem durch Importe aus anderen Ländern wie etwa Australien erhöht und eventuell Nahrungsmittel subventioniert und verteilt werden.
Besonders dramatisch ist die Situation Save the Children zufolge beispielsweise im Jemen, wo bereits acht Millionen Kinder von einer Hungersnot bedroht seien. „Weizen gehört zu den wenigen Nahrungsmitteln, die sie noch am Leben halten“, sagte die Jemen-Landesdirektorin, Rama Hansraj. Laut der Hilfsorganisation importiert das Land etwa 95 Prozent seines Weizenbedarfs aus dem Ausland, mehr als ein Drittel davon aus Russland oder der Ukraine. Der Libanon und Teile Syriens sind lauf der Organisation ebenfalls auf Importe aus den Ländern angewiesen.
Russland und Ukraine weltweit größte Weizenexporteure
Russland und die Ukraine zählen zu den größten Weizenexporteuren der Welt. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist Russland für 17 Prozent und die Ukraine für zwölf Prozent der globalen Weizenexporte verantwortlich. Vor allem nordafrikanische und asiatische Staaten sowie die Türkei beziehen demnach Weizen aus den beiden Ländern. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) bezieht für seine Lebensmittelhilfe in Konflikt- und Krisenländern ebenfalls enorm viel Getreide aus der Region – laut WFP-Direktor David Beasley bis zu 50 Prozent.
Auch der Deutsche Bauernverband warnte vor höheren Getreidepreisen. Die Preise seien bereits im Herbst 2021 nach den Corona-Lockdowns stark gestiegen, sagte Udo Hemmerling, Vize-Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND). Dies setze sich nun weiter fort. „In der Ukraine scheint eine reguläre Frühjahrsbestellung der Äcker wegen des Krieges nicht mehr möglich“, sagte er. „Landwirte gehen in den Militärdienst; ebenso werden Diesel und Traktoren dorthin abgegeben.“
Union-Fraktionsvize fordert Sonderprogramm
Rafaël Schneider von der Welthungerhilfe sagte dem RND, Handelsbeeinträchtigungen infolge des Kriegs träfen vor allem Länder im Nahen Osten und Afrika, die teilweise 70 Prozent ihres Weizens importierten. „Das Menschenrecht auf angemessene Ernährung wird für Millionen Menschen in fahrlässiger Weise bedroht.“ Länder wie Deutschland seien gefordert, ihre Unterstützung für Hungerbekämpfung und ländliche Entwicklung auszubauen.
Der Vizechef der Unionsfraktion, Hermann Gröhe (CDU), rief die deutsche Regierung auf, ähnlich dem Corona-Sofortprogramm „unverzüglich ein schnell umsetzbares und wirksames Sonderprogramm“ aufzulegen. Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ forderte „zusätzliche Investitionen in die Ernährungssicherung sowie den Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme“. Im Jahr 2020 hatte die damalige schwarz-rote Regierung Corona-Soforthilfen für arme Länder im Umfang von vier Milliarden Euro bis Ende 2021 zugesagt. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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