Zwei-Milliarden-Hilfe
Humanitäre Lage in Afghanistan alarmierend
Die humanitäre Lage in Afghanistan ist seit dem Abzug westlicher Truppen alarmierend. Die internationale Gemeinschaft verspricht jetzt weitere Milliardenhilfe für Afghanistan. Bundesaußenministerin Baerbock prangert die Diskriminierung von Frauen durch die Taliban an.
Donnerstag, 31.03.2022, 21:47 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 01.04.2022, 7:41 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Deutschland und andere Geber haben Zusagen von mehr als 2,4 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro) für die humanitäre Hilfe in Afghanistan gemacht. Weitere Hilfs-Ankündigungen von Ländern stünden noch aus, teilten die Vereinten Nationen am Donnerstagabend kurz vor Abschluss einer virtuellen internationalen Geberkonferenz mit. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, Deutschland stelle zusätzliche 200 Millionen Euro bereit. Gleichzeitig übten Baerbock und andere Staatenvertreter scharfe Kritik an der Diskriminierung von Mädchen und Frauen in Afghanistan, das von den radikalislamischen Taliban kontrolliert wird.
Mit dem überstürzten Abzug westlicher Truppen hat die Taliban das Land unter Kontrolle. Kritiker werfen den USA und ihren Verbündeten, darunter auch Deutschland, vor, das Land der Taliban überlassen zu haben. Menschenrechtsorganisationen sehen sie in der Pflicht, den im Stich gelassenen Menschen jetzt beiseite zu stehen. Unter den Sanktionen gegen die Taliban leide in erster Linie die Zivilbevölkerung.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte zu Beginn der Konferenz die internationale Gemeinschaft zu großzügiger Hilfe für Afghanistan aufgerufen. Die humanitäre Situation habe sich in den vergangenen Monaten in alarmierender Weise verschlimmert, erklärte Guterres.
Größte humanitäre Hilfe für ein Land
Er fuhr fort, dass 95 Prozent der schätzungsweise 39 Millionen Menschen in dem Land nicht genug zu essen hätten. Neun Millionen Menschen seien von einer Hungersnot bedroht. Er veranschlagte einen Betrag von 4,4 Milliarden US-Dollar (3,95 Milliarden Euro), der 2022 für die humanitäre Hilfe in Afghanistan benötigt werde. Das sei der größte Betrag für humanitäre Hilfe in einem einzigen Land. Damit sollen Lebensmittel, Wasser, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter finanziert werden. Bislang seien aber nur 13 Prozent der Summe überweisen worden.
Bundesaußenministerin Baerbock prangerte vor allem den Ausschluss von Mädchen vom Besuch weiterführender Schulen durch die Taliban an. Es habe ihr das Herz gebrochen zu sehen, wie die Mädchen vor ihren geschlossenen Schulen weinten, sagte Baerbock.
Jedes zweite Kind akut unterernährt
Die Außenministerin rief die Taliban „eindringlich auf, gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewähren“. Sie müssten die Menschenrechte achten, eine inklusive Regierung bilden und den Terrorismus bekämpfen. Kein Land könne sich weiterentwickeln und gedeihen, wenn Frauen und Mädchen vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen seien. Die Taliban hatten vergangene Woche entgegen ihrer Ankündigung den Schulbesuch für Mädchen ab der 7. Klasse zum neu begonnenen Schuljahr weiter verboten.
Neben den UN organisierten Deutschland, Großbritannien und Katar die Veranstaltung mit. Laut dem Hilfswerk Unicef hat sich besonders die Lage der Kinder in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Rund 13 Millionen Kinder benötigten dringend humanitäre Hilfe. Jedes zweite Kind leide an akuter Mangelernährung; mehr als eine Million Mädchen und Jungen seien so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in Gefahr sei. Immer mehr Kinder erkrankten an Masern. Millionen Kinder, insbesondere Mädchen, liefen Gefahr, langfristig nicht zur Schule gehen zu können. (epd/mig) Aktuell Ausland
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