Oxfam-Studie
Supermärkte schützen Menschenrechte nicht ausreichend
Weil Arbeitnehmer entlang ihrer Lieferketten nicht angemessen behandelt werden, kritisiert Oxfam die großen deutschen Supermarktketten. Edeka, das Schlusslicht des Rankings, weist die erhobenen Vorwürfe deutlich zurück.
Dienstag, 05.04.2022, 21:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 05.04.2022, 14:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Lebensmittelketten schützen der Entwicklungsorganisation Oxfam zufolge die Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten nicht ausreichend. So nehme beispielsweise Edeka Ausbeutung weiter in Kauf, beklagte die Organisation bei der Veröffentlichung einer neuen Studie am Dienstag. „Edeka ist Schlusslicht beim Schutz von Menschenrechten“, sagte Tim Zahn, Oxfam-Experte für Wirtschaft und Menschenrechte. Auch Aldi, Lidl und Rewe erfüllten dem „Supermarkt-Check 22“ zufolge nur zwischen 50 und 60 Prozent der Kriterien, die für eine gute Menschenrechtspolitik notwendig seien.
Die Entwicklungsorganisation beurteilte in der Studie unter anderem, inwiefern große Einzelhandelskonzerne Frauenrechte schützen oder wie sie mit Kleinbauern umgehen. Die Supermarktkonzerne Aldi, Lidl und Rewe machten zwar vergleichsweise deutliche Fortschritte, Menschenrechte spielten jedoch auch bei ihnen nur eine Nebenrolle, erklärte Oxfam. Eine bessere Bewertung als in den Vorjahren habe beispielsweise Lidl erlangt, indem der Konzern alle Lieferanten entlang seiner Lieferketten für Bananen, Erdbeeren und Tee veröffentlichte.
Die Supermarktunternehmen übten jedoch Preisdruck auf ihre Lieferanten aus. Das führe zu niedrigen Löhnen in den Lieferketten, kritisierte die Entwicklungsorganisation. Beschäftigte entlang der Lieferketten müssten ein angemessenes Einkommen erhalten, forderte Zahn. Auch müsse es die Bundesregierung Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen ermöglichen, Schadenersatz bei deutschen Gerichten einzuklagen. Oxfam veröffentlicht den „Supermarkt-Check“ seit 2018 jedes Jahr.
Edeka weist Vorwürfe zurück
Das Schlusslicht der diesjährigen Oxfam-Studie, der Einzelhandelskonzern Edeka, wies die Vorwürfe der Entwicklungsorganisation zurück. Da Oxfam bei der Bewertung nur öffentlich zugängliche Informationen berücksichtige, handle es sich bei dem „Supermarkt-Check“ um keine objektive Studie, teilte das Unternehmen dem „Evangelischen Pressedienst“ mit.
Edeka stehe im Austausch mit Oxfam und habe die Organisation mehrfach ausführlich über die Aktivitäten des Konzerns informiert. „Wir bedauern sehr, dass diese Informationen kaum berücksichtigt und zum Teil sogar falsch dargestellt wurden.“
Lidl und Rewe erfreut
Lidl zeigte sich dagegen erfreut darüber, dass das Unternehmen im diesjährigen „Supermarkt-Check“ erneut an der Spitze des Ranking steht. Die Lebensmittelkette nehme ihre unternehmerische Verantwortung sehr ernst und wolle an die positive Entwicklung anknüpfen, hieß es.
Auch Rewe äußerte seine Zufriedenheit mit den Ergebnissen der Studie. Die stetige Verbesserung der Ergebnisse innerhalb der letzten Jahre belege, dass das Unternehmen große Anstrengungen unternehme, etwaige Missstände entlang der Eigenmarken-Lieferketten zu identifizieren, abzustellen und dies auch transparent zu kommunizieren, teilte die Lebensmittelkette dem „Evangelischen Pressedienst“ mit. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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