Afrika
UN warnen vor schlimmster Hungerkrise seit Jahren
Aufgrund der Corona-Pandemie, ausbleibender Regenfälle und schlechter Ernten hungern in Afrika immer mehr Menschen. Zu schaffen machen vielen Menschen auch die steigenden Lebensmittelpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine.
Sonntag, 10.04.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.04.2022, 9:00 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Wegen der Folgen der Corona-Pandemie, Dürren und schlechter Ernten droht laut den UN in weiten Teilen Afrikas die schlimmste Hungerkrise seit einem Jahrzehnt. Etwa 43 Millionen Menschen hungern in Westafrika, der Sahelzone, Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik, wie das UN-Welternährungsprogramm (WFP) am Freitag in Genf mitteilte. Für zusätzlichen Druck sorgen die steigenden Lebensmittelpreise, die laut der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) auf ein Rekordhoch geklettert sind.
Allein in der Sahelzone sind dem WFP zufolge sechs Millionen Kinder unterernährt. Die komplexe Hungerkrise habe viele Ursachen, etwa die langsame wirtschaftliche Erholung von der Covid-19-Pandemie, Dürren und schlechte Ernten. In Ländern wie Burkina Faso trage auch die anhaltende Gewalt zum Hunger bei. Für die Bereitstellung von Essen und anderen Hilfsgütern für Millionen Menschen im Westen Afrikas und anderen betroffenen Gebieten benötigt das WFP bis September 777 Millionen US-Dollar (714 Millionen Euro).
Schlimmste Nahrungsmittelkrise seit zehn Jahren
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) warnte am Freitag in Nairobi ebenfalls vor den Folgen der anhaltenden Dürre in den ostafrikanischen Ländern Kenia, Somalia und Äthiopien. Insgesamt 15 Millionen Menschen litten unter den ausbleibenden Regenfällen. Zehntausende Familien müssten ihre Heimat auf der Suche nach Wasser, Essen und Weideland verlassen. Allein in Kenia seien Ende des vergangenen Jahres wegen der Dürre 1,4 Millionen Nutztiere verendet.
Bereits am Dienstag hatte ein Verbund von elf Organisationen, darunter Oxfam, Aktion gegen den Hunger, World Vision, Save the Children, Care internationale und Handicap International, vor der schlimmste Nahrungsmittelkrise seit zehn Jahren gewarnt. Die Staatengemeinschaft müsse umgehend Hilfe bereitstellen, um den vermeidbaren Tod vieler Kinder zu verhindern. Dürre, Überschwemmungen, bewaffnete Konflikte und die Auswirkungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie hätten bereits Millionen Menschen von ihrem Land vertrieben – Tendenz weiter steigend.
Ukraine und Russland, zwei der größten Weizenexporteure
Der Ukraine-Krieg könnte die Hungerkrise in afrikanischen Ländern nun zusätzlich verschärfen. So warnte das Welternährungsprogramm vor dem Ausfall von Düngemittelimporten und Getreidelieferungen sowie daraus folgenden Preissteigerungen. Die Ukraine und Russland zählen zu den größten Weizenexporteuren weltweit, auch viele afrikanische Länder beziehen Lebensmittel aus der Region.
Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine stiegen die Kosten für Lebensmittel laut der UN-Landwirtschaftsorganisation im März auf ein Rekordhoch. Der am Freitag veröffentlichte Preis-Index der FAO registrierte eine Steigerung der Preise für Lebensmittelrohstoffe von 12,6 Prozent im Vergleich zu Februar, im Vergleich zu März 2021 sogar um knapp 33,6 Prozent. Der Ukraine-Krieg habe einen Schock auf dem Markt für Getreide und Pflanzenöl verursacht, erklärte die UN-Organisation.
Steigende Getreidepreise wegen Ukraine-Krieg
Bereits im Februar registrierte der Index die höchsten Preise seit seiner Einführung im Jahr 1990. Der Index berechnet die monatlichen Veränderungen der Durchschnittspreise für die Grundnahrungsmittel Getreide, Fleisch, Milchprodukte, Speiseöl und Zucker.
Der Getreidepreis stieg wegen des Ukraine-Krieges im März laut Index um 17,1 Prozent im Vergleich zum Februar. Russland und die Ukraine zusammen lieferten in den vergangenen drei Jahren 30 Prozent des globalen Weizenexports und 20 Prozent der weltweiten Mais-Ausfuhren. Die beiden Getreidesorten kosteten demnach sogar mehr als 19 Prozent mehr als im Vormonat. Auch die Preise für Pflanzenöl, Zucker, Fleisch und Milchprodukte stiegen demnach an. (epd/mig) Aktuell
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