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Befreiung von KZ-Buchenwald

Schuster fordert verpflichtende Gedenkstättenbesuche für Schüler

In Buchenwald und Mittelbau-Dora haben Überlebende und ihre Angehörigen an die Befreiung der KZs vor 77 Jahren erinnert. Zentralratspräsident Schuster fordert eine moderne Gedenkkultur.

Montag, 11.04.2022, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 11.04.2022, 14:59 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat dazu aufgerufen, eine moderne Gedenkkultur zu entwickeln. „Wie können wir trotz wachsenden zeitlichen Abstand weiter die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten bewahren?“, sagte Schuster am Sonntag bei einer Gedenkfeier in der Thüringer KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Das Konzentrationslager bei Weimar war vor 77 Jahren, am 11. April 1945, von der US-Armee befreit worden.

Schuster sprach von einer „großen Herausforderung“, auf die die Gedenkstätten bereits reagiert hätten. Der Zentralratspräsident forderte verpflichtenden Gedenkstättenbesuche in den Lehrplänen der Schulen. Das Wissen über die Schoah sei bei den Schülerinnen und Schülern heutzutage „erschreckend gering“, es gebe einen großen Nachholbedarf. „Verpflichtende Gedenkstätte sind deshalb zwingend geboten“, sagte Schuster: „An diesen Orten werden aus abstrakten Zahlen Menschen.“

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Die Millionen Wähler der AfD machten die Veränderung in Deutschland deutlich. Dazu gehörten Holocaust-Relativierung und ein Wiederaufleben von völkischen Denken. „Wozu die Menschen fähig sind, sehen wir heute nicht weit von uns“, warnte Schuster mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.

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„Wir dürfen nicht vergessen, was hier passiert ist.“

An der Gedenkfeier auf dem ehemaligen Appellplatz nahmen Überlebende und ihre Angehörigen sowie zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil, darunter der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (beide Linke).

„Leider lichten sich unsere Reihen“, sagte der Überlebende und Vorsitzende des Beirats ehemaliger Häftlinge des KZ Buchenwalds, Naftali Fürst: „Es ist aber unsere Verpflichtung, auf unmoralische Ereignisse zu reagieren. Wir dürfen nicht vergessen, was hier passiert ist.“

Gedenken auch an Boris Romantschenko

Bei dem Gedenken wurde zudem an Boris Romantschenko erinnert. Der 96-jährige Holocaust–Überlebende war im März bei einem russischen Raketenangriff auf Charkiw getötet worden. Er hatte die KZs Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt und hatte beim Gedenken 2015 noch den „Schwur von Buchenwald“ verlesen.

Es sei eine Schande, dass ukrainische Überlebende heute wieder um ihr Leben fürchten müssen, sagte der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Und es sei eine Schande, dass die AfD den russischen Angriffskrieg verteidige und relativiere. Wagner warnte aber vor historischen Analogien. „Putin ist kein neuer Hitler. Die Schoah und die weiteren Verbrechen der Nazis waren singulär.“

Gedenken an die Befreiung des KZ Mittelbau-Dora

Mit einer Gedenkfeier ist am Montag auch der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora vor 77 Jahren gedacht worden. Gemeinsam mit Überlebenden, Nachkommen und der Gedenkstellenleitung hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Krematorium des Lagers einen Kranz zur Erinnerung an die Leiden der ehemaligen Häftlinge niedergelegt. Mittelbau-Dora zeige auf bedrückende Art und Weise, wie das NS-Regime die Häftlinge durch die Zwangsarbeit zu menschlichem Material degradiert habe, sagte Ramelow in seiner Ansprache.

Der Leiter der Gedenkstätte, Karsten Uhl, betonte, dass es die Aufgabe der KZ-Gedenkstätten sei, zu zeigen, wie diese Konzentrationslager funktioniert hätten. Es müsse benannt werden, wer Verantwortung getragen habe.

Die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora

Im KZ Buchenwald waren zwischen 1937 und 1945 etwa 266.000 Menschen aus allen Ländern Europas inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt.

Im KZ Mittelbau-Dora haben zwischen 1943 und 1945 rund 60.000 Häftlinge aus ganz Europa in unterirdischen Stollen für die Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten müssen. Mindestens 20.000 von ihnen starben infolge der unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Am 11. April 1945 wurde das Lager „Dora“ durch die US-Armee befreit. (epd/mig) Aktuell Panorama

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