Studie
Inflation trifft besonders Familien mit niedrigem Einkommen
Familien mit niedrigem Einkommen tragen aktuell die höchste Inflationsbelastung, Singles mit hohem Einkommen die geringste – und die Differenz ist deutlich größer als in den Vormonaten. Zensus-Zahlen zufolge sind Familien mit Einwanderungsgeschichte überdurchschnittlich betroffen.
Mittwoch, 20.04.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.04.2022, 13:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Familien mit niedrigem Einkommen werden und Kindern laut einer Studie von der aktuellen Inflation am stärksten belastet. Singles mit hohem Einkommen hätten hingegen die geringste Belastung, heißt es in einer am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlichten Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Gemessen an repräsentativen Warenkörben für Haushalte seien die Preise im März 2022 für Familien im Vergleich zum Vormonat um 7,9 Prozent gestiegen. Für Singles mit hohem Einkommen liege der Anstieg lediglich bei 6 Prozent. Der Durchschnittswert der Teuerungen für alle Haushalte betrug demnach 7,3 Prozent.
Diversen Erhebungen zufolge trifft der Preisanstieg demnach Personen mit Einwanderungsgeschichte vergleichsweise viel häufiger. Sie leben häufiger in Mehrpersonenhaushalten, sind verheiratet und haben mehr Kinder. Zudem verdienen sie im Durchschnitt weniger bzw. verfügen über ein vergleichsweise geringeres Haushaltseinkommen.
Preisanstieg wie seit 40 Jahren nicht mehr
Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und von weiterhin durch die Corona-Pandemie angespannten Lieferketten seien die Verbraucherpreise für alle Haushalte im März so stark gestiegen wie seit rund 40 Jahren nicht mehr, erklärten die Autoren der Studie. Der Preisanstieg habe sich zuletzt nicht nur bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen, sondern auch bei Nahrungsmitteln spürbar beschleunigt. Dabei seien die Unterschiede je nach Haushaltskonstellation und Einkommen erheblich.
Ursache für die unterschiedlichen Auswirkungen sei, dass die stärksten Preistreiber wie Haushaltsenergie, Kraftstoffe und Lebensmittel unterschiedlich stark durchschlagen. Bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen machten diese drei Komponenten 5,9 Prozentpunkte der haushaltsspezifischen Inflationsrate von 7,9 Prozent aus. Bei Alleinstehenden mit hohem Einkommen würden darauf hingegen lediglich 3,3 Prozentpunkte von insgesamt 6 Prozent haushaltsspezifischer Teuerung entfallen.
Trend wird sich weiter verschärfen
Haushalte mit geringeren Einkommen seien durch den Preisanstieg bei Haushaltsenergie überproportional belastet, zudem spürten sie auch die Verteuerung der Nahrungsmittel stärker, schreiben die Forschenden. Dieser Trend werde sich voraussichtlich weiter verschärfen, da bisher noch nicht alle Preissteigerungen von Haushaltsenergie im Großhandel an die Privathaushalte weitergegeben worden seien. Zudem seien Nahrungsmittelpreise auf den Weltmärkten zuletzt noch weiter kräftig gestiegen. Gas, Strom, Heizöl und Nahrungsmittel als Waren des Grundbedarfs fielen zudem bei den Ausgaben ärmerer Haushalte stärker ins Gewicht als bei Haushalten von wohlhabenden Alleinlebenden.
Der Inflationsmonitor des Instituts der Böckler-Stiftung errechnet monatlich die spezifischen Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen, die sich nach Personenzahl und Einkommen unterscheiden. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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