Rechtsextremismus
Polizei verhindert Bombenanschlag an Essener Schule
Nach einem Hinweis auf einen offenbar geplanten Bombenanschlag hat die Essener Polizei zwei Schulen geschlossen und durchsucht. Ein tatverdächtiger Jugendlicher wurde festgenommen, bei ihm wurden Waffen und rechtsextremistische Schriften gefunden.
Donnerstag, 12.05.2022, 16:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12.05.2022, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Polizei in Essen hat offenbar noch rechtzeitig den Anschlag eines rechtsextremistisch gesinnten Jugendlichen auf seine Schule vereitelt. „Möglicherweise hat die NRW-Polizei heute einen Alptraum verhindert“, sagte Landesinnenministerin Herbert Reul (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf. Als tatverdächtig gilt ein 16-jähriger Schüler des katholischen Don-Bosco-Gymnasiums, in dessen Zimmer rechtsextremistisches Schriftgut gefunden wurde. Der Jugendliche wurde festgenommen, die Ermittlungen zu dem Vorfall dauerten am Mittag weiter an.
Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei habe am Donnerstag gegen 4.20 Uhr eine Wohnung im Essener Stadtteil Borbeck durchsucht, in der der 16-Jährige mit seiner Familie lebt, erklärte Reul. Nach Angaben der Polizei hatten sich die Anschlagspläne eventuell auch gegen die ehemalige Schule des Jugendlichen – die Realschule am Schloss Borbeck – gerichtet.
Bei der Durchsuchung wurden nach Angaben des Ministers unter anderem Waffen gefunden, darunter eine Armbrust mit Pfeilen, 16 „Rohrkörper“, die teilweise mit Uhren und Nägeln ausgestattet waren, Explosivstoffe und eine selbstgebaute Schusswaffe. Zudem entdeckte die Polizei rechtsextremistische, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke sowie SS-Runen in dem Zimmer des Jugendlichen. Ein „zündfähiger Sprengsatz“ wurde laut Reul bislang nicht gefunden. Das sichergestellte Material sei „funktions-, aber nicht einsatzfähig“ gewesen.
Prüfung psychischer Probleme
Überdies müsse geklärt werden, ob der Jugendliche eventuell unter psychischen Problemen litt, betonte der Minister. „Es liegen Hinweise darauf vor, dass der 16-Jährige massive psychische Probleme und Suizidgedanken hatte.“
Auf die Spur des Jugendlichen war die Polizei laut Reul durch einen „Hinweisgeber“ gekommen, dem der Verdächtige erzählt habe, er wolle Bomben in der Schule platzieren. Beide Schulen blieben am Donnerstag geschlossen. Die Polizei durchsuchte mit 123 Einsatzkräften und zehn Sprengstoffspürhunden sämtliche Räume. Bis zum Nachmittag wurden keine verdächtigen Gegenstände entdeckt. Laut einem Polizeisprecher sollen die Durchsuchungen im Laufe des Donnerstags abgeschlossen werden.
Wüst: Fremdenfeindlichkeit hat „bei uns keinen Platz“
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betonte, dass Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Gewalt „bei uns in Nordrhein-Westfalen keinen Platz“ haben. „Wir treten als Staat und als Gesellschaft rechtem Terror mit aller Entschlossenheit entgegen.“ Zugleich dankte der CDU-Politiker dem Informanten, der bei der „Vereitelung der Tat entscheidend geholfen“ habe, sowie den Einsatzkräften.
Die katholische Ordensschule Don Bosco gibt es seit den 60er Jahren. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zeigte sich bestürzt über den mutmaßlich geplanten Anschlag. „Der Verdacht, dass ein Schüler dort mit Waffengewalt einen Anschlag verüben wollte, erschreckt mich genauso wie die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern, Nachbarn und alle anderen, die hiervon betroffen sind.“ Laut Overbeck wird das Bistum gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos als Träger des vom Bistum mitfinanzierten Gymnasiums „sorgsam alle weiteren Schritte abstimmen“. Der Direktor der Salesianer Don Boscos, Pater Otto Nosbisch, erklärte: „Die Schulgemeinschaft ist schockiert und bestürzt über den offenkundig geplanten Anschlag und die ersten polizeilichen Erkenntnisse, deren Ergebnisse wir aber noch abwarten. Daher sollten wir uns nicht an Spekulationen beteiligen.“ (epd/mig) Leitartikel Panorama
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