IW-Studie
Zusätzlich 25.000 Lehrer und Erzieher für ukrainische Schüler nötig
Aufgrund des Kriegs in der Ukraine sind schätzungsweise 3,5 Prozent der ukrainischen Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Damit sie einen Platz in Schulen und Kindergärten finden, werden zusätzlich rund 25.000 Lehrkräfte und Erzieher benötigt. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Montag, 30.05.2022, 17:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 30.05.2022, 18:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Für die nach Deutschland geflohenen ukrainischen Kinder und Jugendlichen werden einer Studie zufolge zusätzlich rund 13.500 Lehrkräfte und 11.400 Erzieherinnen benötigt. Wenn die aktuellen Betreuungsbedingungen beibehalten werden sollen, müssten für Schüler der fünften bis zehnten Klassen bundesweit 4.000 neue Klassen gebildet werden, wie aus der am Montag in Köln veröffentlichten Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft hervorgeht. Allein hierfür wären rund 7.000 Lehrkräfte notwendig.
In der Studie wird angenommen, dass die geflüchteten Familien das Betreuungsangebot der Kindertagesstätten im gleichen Umfang nutzen wie Familien in Deutschland bisher. Bei der aktuellen Flüchtlingsbewegung würden demnach zusätzlich rund 49.000 Kinder eine Kita besuchen.
Setze man den bisherigen Personalschlüssel an, würden somit 11.400 zusätzliche Betreuungskräfte benötigt, hießt es in der Studie. „Schulen, Kindertagesstätten und auch die Politik müssen sich auf diesen zusätzlichen Personalbedarf einstellen und Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderung entwickeln“, sagte Studienautor Wido Geis-Thöne. „Rentner könnten etwa vorübergehend an Schulen oder Kitas zurückkehren oder es könnten geflüchtete Erwachsene mit entsprechender Qualifikation angestellt werden.“
GEW: Mehr Lehrer für Integration ukrainischer Kinder
Bereits Mitte Mai haben Lehrergewerkschaften mit Blick auf die Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in die Schulen mehr Personal und mehr Räume gefordert. Regel-, Sprach- und Willkommensklassen dürften nicht dauerhaft überfüllt sein, sagte die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern.
Sie plädierte dafür, die ukrainischen Schüler schnell in den normalen Unterricht zu integrieren. „Für ein gutes Integrationsangebot, zu dem auch herkunftssprachlicher Unterricht gehört, brauchen die Schulen dringend Unterstützung: mehr Personal, zusätzliche Räume und eine Aufstockung der Sachmittel lauten die Forderungen an die Politik.“
VBE: Schulen bereits personell am Limit
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, betonte, die Schulen seien bereits seit zwei Jahren personell am Limit. Er forderte die Einstellung weiterer Lehrkräfte, auch solcher, die aus der Ukraine geflüchtet seien. Aber auch der Einsatz von multiprofessionellen Teams sowie von Dolmetschern müsse schnellstmöglich ausgebaut werden. Er forderte die Verantwortlichen zudem auf, vor Beginn des neuen Schuljahrs „schonungslos offenzulegen, zu welchen Einschränkungen es angesichts des nicht kurzfristig aufzulösenden Personalmangels und der fehlenden Raumkapazitäten kommen wird“.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat nach den Angaben bisher rund 5,9 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Rund 610.000 von ihnen sind bisher in Deutschland registriert. Dabei handelt es sich vor allem um Frauen und Kinder. (epd/mig) Aktuell Panorama
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