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Kultur des Genug

Misereor warnt vor Vernachlässigung von Entwicklungshilfe

Die Hilfsorganisation Misereor hat vor dem Hintergrund des Klimawandels, von Hungerkrisen und militärischen Konflikten für weniger Egoismus und mehr Solidarität mit armen Ländern geworben. Das Hilfswerk fordert eine Kultur des Genug, der Selbstgenügsamkeit.

Dienstag, 23.08.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 23.08.2022, 15:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Entwicklungsorganisationen haben angesichts der geplanten Erhöhung der Rüstungsausgaben vor einer Reduzierung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gewarnt. Zivilgesellschaftliches Engagement in Krisenregionen sei für die Etablierung eines dauerhaften Friedens unverzichtbar, sagte der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE), Prälat Karl Jüsten, am Dienstag in Berlin.

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Er habe mit Blick auf die Haushaltsplanungen der Bundesregierung große Sorge, dass die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit durch aktuelle Krisen in den Hintergrund gerate. Zugleich kritisierte er Waffenexporte in Krisenregionen in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel.

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Eigentlich genug Lebensmittel für alle

Ein Teil des im Zuge des Ukraine-Krieges für die Bundeswehr bereitgestellten Sondervermögens müsse in die zivile Konfliktbewältigung und Prävention investiert werden, sagte Jüsten bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2021 der Hilfsorganisation Misereor.

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Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel verwies auf die Folgen des Ukraine-Krieges für die Ernährungslage in vielen Ländern, etwa Afrikas. Weltweit gebe es eigentlich genügend Nahrungsmittel. Das Problem bestehe darin, dass sich Menschen wegen rasant gestiegener Preise nicht mehr genügend Essen leisten könnten.

Fehlende Solidarität mit Hungernden

Zugleich warf Spiegel Deutschland und der EU fehlende Solidarität mit den hungernden Menschen auf der südlichen Halbkugel vor. Die von internationalen Geldgebern seit Jahrzehnten vorangetriebene Exportorientierung in diesen Ländern gehe zulasten der dortigen Nahrungsmittelproduktion. Zudem vergrößere der Anbau von Agrartreibstoffen für den Export die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten.

„Den eigenen Wohlstand auf Kosten anderer zu sichern, ist nicht zukunftsfähig“, sagte Spiegel. Misereor sehe mit Sorge, dass Deutschland auf der Suche nach alternativen Gaslieferanten beabsichtige, etwa mit dem Senegal Lieferverträge zu schließen. Diese würden in dem Land die Nutzung fossiler Ressourcen womöglich für viele Jahre zementieren. Hinterfragt werden müsse auch der beabsichtigte Ankauf von Steinkohle aus Kolumbien. Bei deren Förderung würden Umwelt- und Menschenrechtsstandards massiv verletzt.

Kultur des Genug gefordert

Spiegel plädierte stattdessen für „eine Kultur des Genug, der Selbstgenügsamkeit“. Misereor fordert deshalb eine andere Agrarpolitik. Künftig müsse die Verwendung von Nahrungsmitteln für die unmittelbare menschliche Ernährung klaren Vorrang haben, sagte Spiegel. Aktuell würden fast 60 Prozent der deutschen Getreideernte in Futtertrögen von Viehbetrieben landen.

Misereor standen laut Jahresbericht vergangenes Jahr 247 Millionen Euro für Entwicklungsprojekte in 86 Ländern zur Verfügung. Davon stammten 63,1 Millionen Euro aus Spenden, ein Minus gegenüber 2020 von 3,8 Millionen Euro. Von der KZE, verantwortlich für die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, stammten 169 Millionen Euro. Der Anteil für Werbe- und Verwaltungsausgaben wurde mit sechs Prozent angegeben. (epd/mig) Aktuell Panorama

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