Lage an Bord angespannt
1.000 gerettete Flüchtlinge im Mittelmeer warten auf Hafen
Fast 1.000 Flüchtlinge haben Hilfsorganisationen in den vergangenen Tagen im Mittelmeer gerettet und warten nun auf einen Hafen. Die medizinische Lage an Bord der Schiffe ist angespannt.
Dienstag, 01.11.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01.11.2022, 16:46 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Schiffe privater Seenotretter haben am Dienstag mit fast 1.000 im Mittelmeer geretteten Flüchtlingen an Bord auf der Suche nach einem Hafen ausgeharrt. Die Besatzung der „Humanity 1“ habe mittlerweile 13 Anfragen an die Behörden in Italien und Malta gestellt, die alle unbeantwortet geblieben seien, sagte der Sprecher der Betreiberorganisation SOS Humanity, Lukas Kaldenhoff, dem „Evangelischen Pressedienst“. Auf dem Schiff grassiere ein Grippeinfekt, an dem mehrere Flüchtlinge erkrankt seien. Auch die Enge, gepaart mit sich verschlechternden Wetterbedingungen, sei eine große Belastung für die 179 Überlebenden.
Auf der „Ocean Viking“ und der „Geo Barents“ warteten ebenfalls Hunderte Schutzsuchende auf einen Hafen. Seit elf Tagen harrten 234 Menschen an Bord darauf, an Land gehen zu dürfen, berichteten die Organisation SOS Méditerranée und die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), die die „Ocean Viking“ betreiben. Die Menschen wurden den Angaben zufolge seit dem 22. Oktober bei mehreren Einsätzen gerettet.
Gerettete „völlig erschöpft“
Die Geretteten auf der „Ocean Viking“ seien „völlig erschöpft, dehydriert und psychisch angeschlagen“, warnte IFRC-Einsatzleiter Frido Herinckx. Auf der „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ harrten derweil 572 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten aus.
Die Anfragen an die italienischen und maltesischen Behörden seien ordnungsgemäß gestellt worden, unterstrich SOS-Humanity-Sprecher Kaldenhoff. „Wir können nur hoffen, dass Italien und Malta ihre Hinhaltetaktik bald beenden.“ Auch SOS Méditerranée und IFRC sprachen von einem schweren Verstoß gegen das Seerecht.
Tagelanges Warten die Regel
Häufig müssen die privaten Seenotretter tagelang warten, bis sie einen Hafen in Europa zugewiesen bekommen. In Libyen, von wo aus viele Flüchtlinge in See stechen, drohen ihnen Folter und andere Menschenrechtsverletzungen. Es wird befürchtet, dass die neue rechtsgerichtete Regierung in Italien einen schärferen Kurs gegenüber den Seenotrettungsorganisationen einschlägt. Premierministerin Giorgia Meloni hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, hart gegen Flüchtlinge vorgehen zu wollen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen bei der Überquerung in diesem Jahr bereits 1.765 Menschen ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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