Nach 21 Tagen Ausharren
„Ocean Viking“ bringt 230 Geflüchtete in Toulon an Land
Nach 21 Tagen Ausharren an Bord der „Ocean Viking“ sind Geflüchtete in Toulon an Land gegangen. Italien hatte den Seenotrettern die Einfahrt verweigert. Im Mittelmeer gibt es trotz hoher Todeszahlen keine staatliche Seenotrettung.
Sonntag, 13.11.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.11.2022, 9:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die 230 von der „Ocean Viking“ im Mittelmeer geretteten Geflüchteten sind am Freitag in Toulon an Land gegangen. Einige der Überlebenden hätten vor der Zuweisung des südfranzösischen Hafens 21 Tage an Bord des privaten Rettungsschiffes ausharren müssen, kritisierte der internationale Verbund SOS Méditerranée, der das Schiff betreibt. Zuvor hatte Italien den Seenotrettern die Einfahrt verweigert. Auch die Schiffe anderer Organisationen mussten zuletzt tagelang auf die Zuweisung eines Hafens warten.
Es handele sich um die längste Blockade, die SOS Méditerranée je erlebt habe, erklärten die Seenotretter. Jede zusätzliche Stunde auf See beeinträchtige die physische und psychische Gesundheit der Überlebenden.
Ausharren an Bord
Die Crew der „Ocean Viking“ hatte die Menschen zwischen dem 22. und 26. Oktober gerettet und anschließend vergeblich auf die Zuweisung eines Hafens in Italien oder Malta gewartet. Als eines von vier Rettungsschiffen musste die „Ocean Viking“ damit in den vergangenen Tagen zunächst vergeblich mit Hunderten Schutzsuchenden an Bord ausharren. Die „Humanity 1“, die „Geo Barents“ und die „Rise Above“ durften die von ihnen geretteten Geflüchteten schließlich nach Italien bringen, wo allerdings vorerst nur ein Teil der Überlebenden von Bord gehen durfte.
"Wir sind sehr erleichtert, dass uns ein sicherer Hafen in Frankreich zugewiesen wurde. So nimmt die belastende Situation endlich ein Ende. Doch diese Lösung hat einen bitteren Beigeschmack: Die 234 Menschen an Bord der #OceanViking haben eine extreme Tortur hinter sich." pic.twitter.com/EMg82DGicN
— SOS MEDITERRANEE Germany (@SOSMedGermany) November 10, 2022
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ kritisierte am Freitag abermals, dass auf dem von ihr unterhaltenen Schiff „Geo Barents“ mehr als 200 Überlebende noch drei Tage nach Ankunft im sizilianischen Hafen Catania bleiben mussten.
Rettung geht weiter
Derweil gingen die Rettungen auf dem Mittelmeer weiter. Das Segelschiff „Nadir“ unterstützte in den vergangenen 30 Stunden nach Angaben der Organisation Resqship die italienische Küstenwache bei der Rettung von knapp 300 Menschen. Darunter war nach Angaben der Seenotretter am Donnerstag eine hochschwangere Frau.
🔴 (1/3) Gestern assistierte die Crew der #Nadir zwei Boote mit ca. 80 Personen in Seenot.
Am frühen Morgen erreichte unsere Crew der Hilferuf eines Fischers, der ein instabiles, überfülltes Metallboot begleitete. An Bord unteranderem 2 hochschwangere, 2 Kleinkinder & 1 Baby. pic.twitter.com/E98w6LySzp— RESQSHIP (@resqship) November 11, 2022
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Geflüchteten in Seenot Ausschau. Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr 1.891 Geflüchtete und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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