Verdächtiger in Vollzugskrankenhaus
Politiker mahnen zur Besonnenheit nach Tod einer Schülerin
Eine Tat, die die ganze Republik erschüttert: Ein türkeistämmiges Mädchen ist auf dem Schulweg getötet worden - mutmaßlich von einem eritreischen Asylbewerber. Angesichts dessen gibt es Mahnungen zur Besonnenheit.
Mittwoch, 07.12.2022, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 07.12.2022, 9:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Nach dem Angriff auf zwei Schülerinnen am Montag in Illerkirchberg bei Ulm erging gegen den Tatverdächtigen am Dienstag ein Haftbefehl. In der Klinik, in der sich der verletzte 27-jährige Tatverdächtige befinde, habe dieser gegenüber der zuständigen Richterin keine Angaben gemacht, teilten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Ulm am Dienstagnachmittag mit. Aufgrund des dringenden Verdachts erließ die Richterin den Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes. Der aus Eritrea stammende Mann befinde sich jetzt in einem Justizvollzugskrankenhaus. Indessen riefen Polizei und Politik zur Besonnenheit auf.
Der Mann soll am Montagmorgen gegen 7.30 Uhr in Illerkirchberg-Oberkirchberg ein 13 und ein 14 Jahre altes Mädchen auf dem Schulweg angegriffen haben. Die 14-Jährige starb wenig später in einer Klinik an ihren Verletzungen. Die noch am Montag durchgeführte Obduktion ergab, dass sie in Folge der Stichverletzungen verblutet sei, hieß es in der Mitteilung. Die 13-Jährige wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurden die Mädchen mit einem Messer angegriffen. Die Polizei habe erfahren, dass der Angreifer aus einer benachbarten Asylbewerberunterkunft gekommen und nach der Tat dorthin wieder geflüchtet sei. Als die Polizei diese mit Spezialkräften durchsuchte, sei sie dort auf drei Bewohner getroffen, alle Asylbewerber aus Eritrea. Der 27-Jährige, der verletzt in der Unterkunft angetroffen wurde, stehe im Verdacht, die Mädchen angegriffen zu haben. Bei ihm habe die Polizei auch ein Messer gefunden, welches als Tatwaffe in Betracht käme.
Herrmann mahnt zur Zurückhaltung
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach von einer Tat, „die sinnloser nicht sein könnte“. „Diese Tat rührt uns zutiefst, wenn das Leben eines unschuldigen Kindes so brutal ausgelöscht wird“, sagte er laut einer Mitteilung seines Innenministeriums vom Montagabend. In Gedanken sei er in diesen schweren Stunden bei den Eltern, der Familie, den Hinterbliebenen der Getöteten sowie bei den Mitschülerinnen und Mitschülern und Freunden des jungen Mädchens.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mahnte zur Zurückhaltung über Spekulationen zu den Hintergründen der Tat. „Derartige Gewaltexzesse haben in der Regel sehr individuelle Ursachen“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. „Die konsequente Aufklärung dieses schlimmen Verbrechens ist Aufgabe der baden-württembergischen Ermittler“, betonte der bayerische Minister. „Die sorgfältige Klärung der Motivlage und der Hintergründe der Tat sind abzuwarten.“
Innenminister und türkischer Botschafter vor Ort
Am frühen Dienstagnachmittag nahm die Familie der Verstorbenen, die Migrationsgeschichte hat, im Alevitischen Kulturzentrum Ulm Beleidsbekundungen entgegen. Zur Mittagszeit waren zudem Strobl und der türkische Botschafter Ahmet Başar Şen in Illerkirchberg, um sich über die aktuelle Situation vor Ort nach dem tödlichen Angriff auf das 14-jährige Mädchen zu informieren.
Die Kirchen in dem Ort nahe Ulm luden für Dienstagabend zum Trauern ein. Zuvor war die Kirche St. Sebastian in Oberkirchberg den gesamten Dienstag offen und es konnte in ein Trauerbuch geschrieben und eine Kerze entzündet werden, teilten die Evangelische Kirchengemeinde Illerkirchberg und die Katholische Seelsorgeeinheit Iller-Weihung mit. (epd/mig) Aktuell Panorama
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