Rassismus
Bericht offenbart „fragwürdige“ Einstellungen unter Johanniter-Mitarbeitern
Nach fremdenfeindliche und extremistische Äußerungen von Mitarbeitern haben die Johanniter intern ermittelt. Hinweise auf rechtsradikale Strukturen gebe es nicht, allerdings eine fragwürdige Einstellung gegenüber „diffamierender Alltagssprache“ unter Mitarbeitern.
Mittwoch, 07.12.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 07.12.2022, 12:08 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist nach eigenen Angaben mit rund 29.000 Beschäftigten und mehr als 46.000 ehrenamtlichen Helfern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland. Nach Bekanntwerden rassistischer Vorfälle von Mitarbeitern, will sie mit einem Maßnahmenpaket künftiges Fehlverhalten von Haupt- und Ehrenamtlichen vermeiden.
Medienberichten zufolge soll es bei den Kölner Johannitern unter anderem zu fremdenfeindlichen Äußerungen einzelner Mitarbeiter gekommen sein. In einen Wandkalender seien die Geburtstage von Nazi-Größen eingetragen worden. In Brandenburg an der Havel kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen einem dunkelhäutigen Lieferdienstfahrer und einem Johanniter-Mitarbeiter. Dabei erlitt das aus Kenia stammende Opfer einen Armbruch.
Bericht: Keine Hinweise auf rechtsradikale Strukturen
Ausgangspunkt soll die Empörung eines Mitarbeiters der Johanniter darüber gewesen sein, dass eine Fastfood-Bestellung unvollständig geliefert wurde. Die Ermittlungen sind den Angaben zufolge noch nicht abgeschlossen. Der Mitarbeiter sei zurzeit freigestellt und werde den Verband demnächst verlassen, sagte Jörg Lüssem vom Bundesvorstand der christlichen Hilfsorganisation am Dienstag in Berlin. Entscheidend sei, dass bei dem Vorfall ungeachtet des genauen Ablaufs eine Person verletzt worden sei.
In einem am Dienstag in Köln veröffentlichten Bericht einer auf Fehlverhalten in Unternehmen spezialisierten Anwaltskanzlei heißt es, es gebe zwar keine Hinweise auf rechtsradikale Strukturen oder systematische Fremdenfeindlichkeit. Strukturelle Ursachen begünstigten jedoch das Fehlverhalten einzelner Mitarbeitender. So seien Einzelfälle belegt worden. Die in den Medien genannten Vorfälle seien „überwiegend wie beschrieben oder ähnlich passiert“. Dazu wurden mit Mitarbeitern der betroffenen Feuerwache 9 in Köln zahlreiche Gespräche geführt, hieß es.
„Fragwürdige, bisweilen diffamierende Alltagssprache“
Den Johannitern zufolge stellen fremdenfeindliche Vorgänge und sprachliche Grenzverletzungen ein gesellschaftliches Phänomen dar, das auch in anderen Rettungsdienstorganisationen sowie bei der Feuerwehr und Polizei zu beobachten sei. Deshalb will der Bundesvorstand gemeinsam mit anderen Hilfsorganisation einen „gemeinsamen Maßnahmenplan gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ entwickeln.
Im Bericht der Kanzlei heißt es dazu, „eine fragwürdige, bisweilen diffamierende Alltagssprache“ werde von vielen Mitarbeitenden noch nicht als fremdenfeindlich oder rassistisch angesehen. Anders verhalte es sich bei antidemokratischen, radikalen politischen Einstellungen. Diese würden weitgehend nicht gutgeheißen.
Verhaltenskodex und Meldesystem geplant
Um solche Vorfälle in Zukunft zu unterbinden, will die Johanniter ein Verhaltenskodex erarbeiten, sagte Lüssem. Es gehe darum, Werte und Leitlinien des Verbandes in den Alltag zu übersetzen. Für rechtes Gedankengut, fremdenfeindliches Verhalten und Gewalt gebe es bei den Johannitern keinen Platz.
Weiter sei ein „Meldesystem“ für Vorgänge und Fehlverhalten vorgesehen. Dazu soll eine „externe Ombudsperson“ zur Verfügung stehen. Zudem sollen Führungskräfte stärker für Fehlverhalten von Mitarbeitern sensibilisiert werden. Hintergrund sind den Angaben zufolge Vorwürfe gegen Mitarbeitende unter anderem in Köln und Brandenburg an der Havel. (epd/mig) Aktuell Panorama
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