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Zentralrat erstaunt

Jüdische Gemeinde Berlin übernimmt Rabbinerausbildung in Potsdam

Seit Monaten läuft die Auseinandersetzung über die Zukunft der Rabbinerausbildung in Potsdam: Nun ist die Jüdische Gemeinde Berlin die Trägerin des Abraham-Geiger-Kollegs. Doch der Zentralrat der Juden äußert Zweifel an dem „Deal“.

Donnerstag, 12.01.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12.01.2023, 15:55 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Entgegen ursprünglichen Plänen hat die Jüdische Gemeinde zu Berlin die Trägerschaft für das Potsdamer Rabbinerseminar Abraham-Geiger-Kolleg übernommen. Alle Anteile des als gemeinnützige GmbH organisierten Kollegs, das liberale Rabbiner ausbildet, seien an die Gemeinde übergegangen, heißt es in einer Mitteilung. Der Zentralrat der Juden in Deutschland erklärte am Donnerstag, man sei erstaunt über „diesen Deal“. Der Schritt sei ohne Rücksprache mit den Zuwendungsgebern erfolgt, kritisierte der Zentralrat. Ob die Rabbinerausbildung in Potsdam unter diesen Umständen überhaupt vom Zentralrat weiter gefördert werden könne, werde rechtlich zu prüfen sein.

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Zugleich habe die Gemeinde auch die Trägerschaft des für die Ausbildung konservativer Rabbiner zuständigen Zacharias Frankel College übernommen, heißt es weiter in der Mitteilung, die bereits am Mittwochabend auf der Internetseite der Gemeinde veröffentlicht worden war. Das Abraham-Geiger-Kolleg wie auch das Zacharias Frankel College sind organisatorisch an die Universität Potsdam angebunden.

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Seit Monaten anhaltender Streit

Der Vorsitzende der Gemeinde, Gideon Joffe, sagte laut Mitteilung, die oberste Priorität sei derzeit, das Kolleg in ruhiges Fahrwasser zu bringen und den Studierenden den Weg zu ebnen, ihre Ausbildung in einer stabilen Struktur fortzuführen. „Nach vielen Monaten der Aufregung möchten wir uns dafür einsetzen, die Gemüter zu befrieden und diese wunderbare Einrichtung in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten.“

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Seit Monaten gibt es Streit innerhalb der jüdischen Community über die Zukunft der Rabbinerausbildung in Potsdam, nachdem gegen den langjährigen Geiger-Kolleg-Rektor Walter Homolka Vorwürfe des Machtmissbrauchs erhoben worden waren. Das 1999 gegründete Rabbinerseminar befand sich zuvor in der Trägerschaft der Leo Baeck Foundation, dessen Vorsitzender Homolka ebenfalls war. Der Rabbiner, der auch Rektor des Zacharias Frankel College war, gilt als Führungsfigur des liberalen Judentums.

Zentralrat: „Inszeniertes Trauerspiel“

Ende 2022 hatte Homolka den Zentralrat zu einer Unterlassungserklärung aufgefordert. Sie bezieht sich auf Äußerungen über mutmaßliche Verfehlungen in der Leitung des Rabbinerseminars. Im Dezember hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland erklärt, er lasse von einem unabhängigen Experten ein Konzept für die künftige Struktur entwickeln. Zugleich hatte der Zentralrat seine Absicht geäußert, die Rabbinerausbildung in seine Hände zu nehmen.

Der Zentralrat will nun trotzdem an dem Vorhaben festhalten, eine neue Struktur von einem Experten erarbeiten zu lassen, die man dann mit den Geldgebern, den Studierenden und den Beschäftigten beraten wolle. „Die nun gegebene Trägerstruktur ist in jedem Fall ungeeignet und nur ein weiterer Akt des von Walter Homolka und seiner Gefolgschaft inszeniertem Trauerspiels“, erklärte der Zentralrat. (epd/mig) Aktuell Panorama

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