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Deborah Schnabel im Gespräch

Wissen über den Holocaust auch über Social Media vermitteln

Der Holocaust hat nach Ansicht der Direktorin der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, Deborah Schnabel, im Schulunterricht nicht das Gewicht, das er haben müsste. Wissen über die Verfolgung und Ermordung der Juden müsse heute auch über Social-Media-Kanäle vermittelt werden, sagte die Expertin im Gespräch.

Von Donnerstag, 26.01.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 26.01.2023, 18:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Holocaust liegt rund acht Jahrzehnte zurück. Wie kann Jugendlichen heute die Dimension des Holocaust vermittelt werden?

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Deborah Schnabel: Acht Jahrzehnte mögen lang erscheinen – sie sind es aber nicht, wenn wir etwa bedenken, dass erst jüngst noch eine KZ-Sekretärin vor Gericht stand. Der Zivilisationsbruch des Holocaust wirkt auf vielen Ebenen in unserer heutigen Gesellschaft nach – auch in den Familien über Verbindungen zu Tätern und Opfern der NS-Verbrechen. In unserer Bildungsarbeit mit jungen Menschen ist für uns immer zentral, dass wir die Geschichte anknüpfen an die Gegenwart, an die Erfahrungen und die Lebenswelt der Jugendlichen. Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit sind noch immer fester Teil der Gesellschaft. Die Erfahrungen, die Jugendliche damit machen, ernst zu nehmen, ermöglicht ihnen einen anderen Zugang zur Geschichte, als der bloße Blick in Schulbücher.

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Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die die Judenverfolgung in der NS-Zeit erlebt haben. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

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„Es wird immer schwerer, die Erinnerung an die Shoah und das NS-Unrecht aus erster Hand zu vermitteln.“

Schnabel: Es ist wahr: Die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gehen. Es wird immer schwerer, die Erinnerung an die Shoah und das NS-Unrecht aus erster Hand zu vermitteln. Entgegen landläufiger Meinung hat das Thema in den Schulen durchaus nicht das Gewicht, das es erhalten müsste – gerade auch im Hinblick auf wachsenden Antisemitismus. Die Erinnerung für die junge Generation lebendig halten, bedeutet, das Wissen an die Orte dieser Generation zu tragen, in digitale Formate, Spiele, Videos. Wir sehen auf unseren Social-Media-Kanälen immer wieder, dass geschichtsbezogener Content auf hohes Interesse stößt.

Welche Rolle spielt dabei das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank in der NS-Zeit?

Schnabel: Anne Frank ist und bleibt eine Identifikationsfigur für junge Menschen. Das erleben wir regelmäßig, wenn Schulklassen und andere Jugendgruppen zu uns ins Lernlabor „Anne Frank. Morgen mehr.“ kommen und sich mit ihren individuellen Erfahrungen in Beziehung setzen zu den Gedanken und Gefühlen Anne Franks, die sie in ihrem Tagebuch festgehalten hat. Die Deutungszugänge ändern sich, was aber bleibt ist, dass junge Menschen sich von Annes Schicksal und ihren Worten inspiriert und bestärkt fühlen, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen und aktiv gegen Diskriminierung und Ausgrenzung einzutreten. Für viele sind Anne Franks Geschichte und ihr Tagebuch ein Einstieg, um sich mit den NS-Verbrechen auseinanderzusetzen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton Interview

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