Nebenan
Young, dumb and full of hum
Es nichts Neues, dass Menschen im falschen Parteikörper stecken. Siehe Sarrazin, Palmer oder Wagenknecht. Auch Hans-Georg Maaßen ist endlich dort angekommen, wo er schon immer steckte: bei der AfD.
Von Sven Bensmann Montag, 06.02.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 07.02.2023, 8:11 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Es steht nicht gut um die deutsche Demokratie. Spezifischer: die CDU. Aber das ist seit jeher für viele ja das Gleiche. Erst vor ziemlich genau einem Jahr ist Friedrich Merz angetreten, um ebendiese CDU deutlich nach rechts zu verschieben, um ihr mehr Profil zu verleihen, und wurde dazu zunächst zum Bundesvorsitzenden der Partei, dann zum Vorsitzenden der Bundestagsfraktion gewählt.
Und doch hat es jener bescheidene Mittelklasse-Manager mit Privatjet, während er die Öffentlichkeit mit Scheindebatten über ukrainische Sozialtouristen abgelenkt hat, geschafft, in nur diesem einen Jahr seine früher stolz konservative Partei in eine linksgrünversiffte Migrantenklitsche zu verwandeln, in einen Ort, in dem ein integerer alter, weißer Mann, der unter der so oft als linksradikal gescholtenen Angela Merkel noch bestens geeignet war, den Bundesverfassungsschutz zu leiten, zu führen und zu repräsentieren, keinen Ort mehr hat, weil er urplötzlich als „zu rechts“ gilt: Wenn das diese neue Brandmauer zur AfD ist, dann ist das nicht mehr meine Union, nicht mehr die Union von Heinrich „Meine Damen und Herren, liebe N…“ Lübke, nicht mehr die Union von Horst „Wir müssen Zuwanderung bis zur letzten Patrone bekämpfen“ Seehofer, nicht mehr die Union von Franz-Josef „Bringen Sie das Geld mit, dann dürfen Sie auch mitreden.“ Strauß, nicht die Union von Adenauer, Kohl und Maaßen.
„Ganz genau. Und die Nazis waren auch gar keine antidemokratische Partei, weil viele die gewählt haben.“
Denn – das sagt der Herr Hass-Georg Maaßen ja selbst – das, was er da sagt, das könne ja gar nicht rassistisch sein, weil es „viele Leute“ denken. Ganz genau. Und die Nazis waren auch gar keine antidemokratische Partei, weil viele die gewählt haben. Auch den Vorwurf, er greife bewusst neurechte Codes auf, wenn er von „den Globalisten“ spreche, statt die bedeutungsgleiche Formulierung „die Juden“ zu nutzen, kontert Maaßen geschickt: Er als alter Verfassungsschützer kenne all diese Codes ganz genau. Bäm! Das saß.
Und wenn es jetzt wirklich nicht mehr möglich sein sollte, in der Union davor zu warnen, dass die Juden, mithilfe einer grün-roten Rassenlehre, die minderwertige weiße Rasse als solche – zu der sie ja doch eigentlich mehrheitlich selbst gehören – durch eine erzwungene Massenzuwanderung und damit einhergehende Vermischung der Rassen zu vernichten versuchen, dann muss ich mich doch fragen: Hat die Woke-Brigade die Union mittlerweile so fest im linksradikalen Würgegriff, dass da jedwede Meinungsfreiheit erstickt wird? Sowas wird man doch schließlich wohl noch sagen dürfen.
„Und damit ist Maaßen halt unwiderlegbar dort angekommen, wo er ideologisch bereits steckte, als er Murat Kurnaz unschuldig in Guantamo verrotten ließ… „
Für mich malen die Äußerungen des hochgeschätzten konservativen Innenexperten jedenfalls ein eindeutiges Bild: Die AfD ist die letzte verbleibende Partei, die noch für ein anständiges Deutschland eintritt, die einzige Alternative zum nicht mehr voneinander unterscheidbaren Blob der Blockparteien, welcher der einfachen Bevölkerung weitgehende Denkverbote aufzwingt – bis die gar nichts mehr sagen darf.
Und damit ist Maaßen halt unwiderlegbar dort angekommen, wo er ideologisch bereits steckte, als er Murat Kurnaz unschuldig in Guantamo verrotten ließ, als er in Chemnitz keine Hetzjagden gegen Ausländer, sondern false-flag-Aktionen der Antifa erkannte, als er sich zum Chef der AfD-nahen „Werteunion“ wählen ließ: bei der AfD.
Nun ist es nichts Neues mehr, dass Menschen im falschen Parteikörper stecken können: Transparteiismus ist ein verbreitetes Thema, insbesondere seit es Massenmedien gibt, die diesen angeblichen Rebellen – Transmänner und -frauen wie Thilo Sarrazin (der als harter Rassist im Parteikörper der SPD steckte), Boris Palmer (der als Rechtspopulist noch immer in seinem grünen Parteikörper steckt), Sahra Wagenknecht (die als kapitalismuskritische Rechtskonservative in der Linken festhängt) oder eben Hass-Georg Maaßen – eine besondere Aufmerksamkeit schenken, die ihnen schlicht nicht gebührt: In der sich liberal gebenden FDP gab es bis in die 80er hinein eine ungebrochene nationalsozialistische Tradition, getragen über den Naumann-Kreis, in der CDU gibt es bis heute Menschen, die sich weit jenseits jeden rechtsstaatlichen Denkens bewegen und die es sich im Dogma des „rechts von der Union darf es keine Partei geben“ gemütlich gemacht haben, sogar in der SPD gab es nach dem Krieg NSDAP-Altlasten. Und Angleichungsoperationen, im Polit-Jargon „Parteiausschluss“ genannt, sind in Deutschland noch immer eine heikle Sache, die mit vielen Vorurteilen verbunden sind.
„Den Mann gibt es gar nicht; er ist nur der Lärm, den er verursacht.“
Aber für eine Demokratie ist es eben nicht gesund, wenn eine Handvoll Selbstdarsteller es zu ihrem Geschäftsmodell macht, eine Partei von Innen zu zersetzen. Und wenn man schon nicht verhindern kann, dass es diese Versuche gibt – politische Sabotage ist so alt wie die Politik selbst -, müssen wir diesen Transparteiisten wirklich noch den Hof bereiten, müssen Zeitungen, Fernsehsendungen, wir alle, immer wieder diese Säue durchs mediale Dorf treiben?
Mag sein, dass auch ich hier eigentlich nur wieder Hass-Georg Maaßens Geschäftsmodell gefüttert habe, indem ich ihm diesen Text gewidmet habe. Aber wie sonst sollte ich zu diesem Schluss kommen, für den ich den Globalisten Kurt Tucholsky zu Wort kommen lassen möchte, der da einmal über einen deutschen Politiker mit zu kurz geratenem Schnauzbart sagte, was sich leicht auch über die anderen hier genannten Politiker sagen ließe: „Den Mann gibt es gar nicht; er ist nur der Lärm, den er verursacht.“
Also: Boris, Thilo, Hass-Georg: Ihr seid keine „Rebellen“, ihr seid agents provocateur, Scheinriesen; ihr seid nur kleine Pisser. Und sag mir doch bitte, Sahra: Hätte ich das Zitat an sich erst einmal gendern müssen? Meinung
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…