Studie
Gute Voraussetzungen für Integration von Ukrainern
Ukrainer, die nach Deutschland geflohen sind, fühlen sich in der Mehrheit willkommen und bemühen sich, ihren Weg zu machen. Aber ihre Belastungen sind hoch. Mütter brauchen Unterstützung, um berufstätig sein zu können.
Donnerstag, 16.02.2023, 18:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.02.2023, 16:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bringen gute Voraussetzungen mit, um sich ein Leben in Deutschland aufzubauen und fühlen sich überwiegend willkommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die der Mediendienst Integration am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Wie gut die Integration gelingt, hängt den Experten zufolge auch davon ab, ob die Hilfen von deutscher Seite passgenau und langfristig sind. An dem Forschungsprojekt, das auf Befragungen von knapp 11.000 Geflüchteten basiert, sind vier namhafte Institute beteiligt.
Danach gaben drei Viertel der Befragten an, sich in Deutschland willkommen zu fühlen. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sind rund 1,1 Millionen Menschen gekommen, die Mehrheit in den ersten drei Monaten. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass knapp eine Million in Deutschland geblieben sind.
Beim Blick in die Zukunft ergibt sich eine Dreiteilung: 37 Prozent wollen mehrere Jahre oder ganz in Deutschland bleiben, 34 Prozent bis zum Kriegsende, zwei Prozent noch ein weiteres Jahr und 27 Prozent wissen es nicht. Mehr als die Hälfte der Menschen (60 Prozent) sind nach Deutschland gekommen, weil sie hier Verwandte oder Freunde haben. 44 Prozent haben regelmäßige Kontakte zu Deutschen. Drei Viertel der Geflüchteten wohnen in privaten Wohnungen, nur neun Prozent in Gemeinschaftsunterkünften.
79 Prozent wollen arbeiten
Im Oktober 2022 waren 17 Prozent der Ukrainer berufstätig, es gibt aber einen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Sechs Monate nach der Ankunft waren 24 Prozent der Männer berufstätig, aber nur 16 Prozent der Frauen. „Kinder wirken sich, insbesondere wenn sie keine Betreuungseinrichtungen besuchen, negativ auf die Erwerbstätigkeitswahrscheinlichkeit von Frauen aus, während Kinder bei Männern hier keinen signifikanten Effekt haben“, bilanzieren die Studienautoren und raten dringend zu ausreichenden Betreuungsangeboten: 80 Prozent der Erwachsenen sind Frauen, viele kommen mit Kindern, 79 Prozent von ihnen wollen arbeiten.
Dieses Potenzial sollte man angesichts des Fachkräftemangels nutzen, sagte Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Studie zufolge gehen aber nur 22 Prozent der Kinder unter drei Jahren und 60 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen in eine Kita. Dies sei auch eine Frage fehlender Angebote, sagten die Forscher. Man sehe, dass in den ostdeutschen Bundesländern der Anteil ukrainischer Kinder in Kitas höher sei. Von den schulpflichtigen Kindern besuchen 91 Prozent eine Schule. Das waren im Februar dieses Jahres 204.000 Kinder und Jugendliche.
Mehrheit der Ukrainer gut ausgebildet
Die Mehrheit der Ukrainer ist gut ausgebildet. 72 Prozent haben einen hohen, meist akademischen Bildungs- oder Ausbildungsabschluss, und fast die Hälfte der Erwachsenen sind jünger als 40 Jahre. Psychisch geht es den Menschen am besten, die viele Kontakte, auch zu Deutschen, haben, Deutsch lernen oder berufstätig sind. Stark beeinträchtigt werden Gesundheit und Wohlbefinden aber durch die Sorge um zurückgebliebene Familienmitglieder, und viele Kinder leiden unter der Trennung von einem Elternteil.
Für das Forschungsprojekt „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“ wurden im vergangenen Jahr von August bis Oktober 10.818 ukrainische Staatsbürger befragt, die bis Anfang Juni 2022 eingereist waren. An der Studie sind das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-oekonomische Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beteiligt. Die Befragungen werden fortgesetzt, erste Ergebnisse waren im Dezember 2022 veröffentlicht worden. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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