Spaß oder Klischee?
Streit um Kostüm-Show auf Buga
Sombrero, Sari, Kimono - ein Seniorinnen-Ballett will mit Kostümen eine Reise durch Länder der Welt symbolisieren und auf der Buga auftreten. Ein Streit über kulturelle Aneignung entbrennt - und ist nun beigelegt.
Dienstag, 18.04.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.04.2023, 12:33 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Lange geplant, noch länger geprobt, dann stand kurzzeitig alles auf der Kippe – doch das AWO-Ballett Rheinau aus Mannheim hat sich im Streit um angebliche kulturelle Aneignung nun mit der Bundesgartenschau geeinigt. „Ein gutes Gespräch, ein gutes Ergebnis“, so lasse sich das Treffen zwischen Vertretern der AWO und der Buga zusammenfassen, teilte eine Buga-Sprecherin am Montagabend mit. An dreien der ursprünglich sechs beanstandeten Kostüme werde es Veränderungen geben.
Hintergrund des Disputes war, dass die Buga-Verantwortlichen kurz vor dem ersten Auftritt der Seniorinnen-Gruppe Bedenken angemeldet hatten wegen klischeehafter Kostüme, die zu sehr kulturelle Stereotype bedient hätten. Die monierten Kostüme hatten in der Show bestimmte Länder symbolisieren sollen. Die Show stand daraufhin auf der Kippe. „Wir zeigen die Show entweder ganz oder gar nicht“, hatte die Chefin und Gründerin der AWO-Truppe, Erika Schmaltz, schon zuvor betont.
„Wir sollen die spanischen Flamenco-Kostüme, den orientalischen Tanz, den mexikanischen Tanz mit Sombreros und Ponchos, den japanischen Tanz mit Kimonos, den indischen mit Saris und den ägyptischen Tanz, in dem wir als Pharaoninnen verkleidet sind, nicht zeigen“, hatte Schmaltz gesagt. Zuvor hatte der „Mannheimer Morgen“ darüber berichtet.
Ägyptische Arbeiter statt Pharaonen
Mitgeteilt worden sei der Truppe dies erst am vergangenen Mittwoch – „obwohl wir die sieben Termine für die Show auf der Buga schon vor Weihnachten von der Buga bekommen hatten“, hatte Schmaltz gesagt. Wie es zur Entscheidung der Verantwortlichen gekommen sei, wisse sie nicht. Auch kenne sie die genaue Begründung nicht.
Nun haben die Seniorinnen Zugeständnisse gemacht und werden doch auftreten. „Aus den Pharaonen werden ägyptische Arbeiter, den Mexikanern reicht der Poncho und die Asiatinnen werden moderner“, hieß es in der Buga-Mitteilung am Abend weiter. „Uns war wichtig, etwas Konstruktives mitzunehmen“, sagte Fabian Burstein, Leiter der Kulturveranstaltungen der Buga 2023.
Konstruktives Gespräch
Außerdem würden die Auftritte auf die Hauptbühne verlegt und im Nachgang durch Diskussionsveranstaltungen begleitet. „Ich freue mich, dass wir ein konstruktives Gespräch mit der Buga 23 führen konnten“, sagte Alexander Manz, Geschäftsführender Vorstand des AWO-Kreisverbandes Mannheim. Man sei so dem ehrenamtlichen Einsatz der AWO-Seniorinnen gerecht geworden, ohne die Sensibilität für Vielfalt aus den Augen zu verlieren.
Das AWO-Ballett gibt es seit 42 Jahren. Dabei treten die Frauen zwischen 59 und 85 Jahren ehrenamtlich etwa in Altenheimen oder auf Straßenfesten auf.
Nachrichtenflut nach Kostümkritik
In der nun diskutierten Show waren unter dem Motto „Weltreise mit dem Traumschiff“ verschiedene Tanzeinlagen mit insgesamt 14 verschiedenen Kostümen geplant gewesen. Das AWO-Ballett war nach der Kostümkritik mit Anrufen und ermutigenden Zuschriften überschwemmt worden, sagte Schmaltz.
Die Frauen hatten in den letzten sechs Monaten für das Event trainiert, die Kostüme sind selbst genäht. Die Idee für diese Show stammte nach Worten von Schmaltz schon aus dem Jahr 2020 – „aber dann kam Corona dazwischen“, erzählte sie. Für die Buga habe man die Ballettshow wieder einstudiert und sie am vergangenen Samstag in einem Altenheim gezeigt. Die Leute seien begeistert gewesen. (dpa/mig) Aktuell Feuilleton
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