40 Stunden entfernter Hafen zugewiesen
Private Initiativen retten Hunderte Menschen im Mittelmeer
Mehrere private Rettungsschiffe sind derzeit unterwegs, um Flüchtende zu retten, die von Afrika nach Europa unterwegs sind. Erneut entzündet sich Kritik an der Zuweisung weit entfernter italienischer Häfen.
Montag, 17.07.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.07.2023, 13:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im Mittelmeer haben private Initiativen am Wochenende nach eigenen Angaben erneut Hunderte Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Allein seit Freitag eilten sie etwa 40 Booten in Seenot zu Hilfe. So unterstützte die Mannschaft der „Aurora“ etwa 485 Menschen in elf Booten in Seenot mit Rettungswesten und Rettungsinseln, bis die italienische Küstenwache eintraf, wie die Organisation Sea-Watch, die das Schiff betreibt, mitteilte. 52 Gerettete nahm die Crew der „Aurora“ an Bord und brachte sie am Sonntag zum Hafen der sizilianischen Stadt Trapani, wie von den italienischen Behörden angeordnet.
Die „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ absolvierte seit Samstagmittag neun Einsätze in 30 Stunden und nahm dabei in der libyschen Rettungszone und vor der Küste Maltas insgesamt 329 Menschen an Bord. Alle Einsätze seien von den italienischen Behörden koordiniert worden, erklärte die Organisation. Mehrere Boote seien von der tunesischen Stadt Sfax aus gestartet, wo die Regierung immer massiver gegen Geflüchtete aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara vorgeht und die Menschen gegen sie aufhetzt.
Hunderte Menschen bei mehreren Einsätzen gerettet
Auch an Bord des Segelschiffs „Nadir“ befanden sich Gerettete, die von Tunesien aus nach Europa wollten. Die Menschen seien vor der rassistischen Gewalt in Tunesien geflohen, erklärte die Organisation Resqship, die das Schiff betreibt. Insgesamt unterstützte die Besatzung der „Nadir“ vier Boote in Seenot mit 160 Insassen. 65 von ihnen nahm sie an Bord und brachte sie am Sonntag nach Lampedusa. Die anderen Geflüchteten seien von der italienischen Küstenwache übernommen worden.
Die „Rise Above“ von Mission Lifeline brachte am Montag 77 Menschen zum Hafen der süditalienischen Stadt Vibo Valentia. In insgesamt 13 Stunden Einsatz hatte die Besatzung sieben Boote in Seenot bis zum Eintreffen der italienischen Küstenwache gesichert und in Absprache mit den Behörden 80 Insassen von zwei Booten an Bord genommen. Drei Gerettete wurden aus medizinischen Gründen evakuiert.
Zugewiesener Hafen 40 Stunden entfernt
Mission Lifeline kritisierte die Zuweisung von Vibo Valentia zur Anlandung der Geflüchteten. Der Hafen habe in einer Entfernung von über 40 Stunden Fahrt gelegen. Auch Sea-Watch forderte erneut die Zuweisung von Häfen, die näher an den Einsatzorten liegen. Trapani habe vier- bis fünfmal so weit weg gelegen wie die Insel Lampedusa. Doch um eine Festsetzung durch die Behörden zu vermeiden, habe die Besatzung der Anweisung gefolgt. In den vergangenen Monaten setzten die italienischen Behörden vier Rettungsschiffe für jeweils 20 Tage fest, weil sie einen anderen Hafen als den angeordneten angesteuert hatten.
Auch das Rettungsschiff „Mare GO“ der Initiative Zusammenland unterstützte am Wochenende sechs Boote in Seenot mit insgesamt 200 Insassen und nahm 38 von ihnen an Bord. Derweil brachte die „Humanity 1“ von SOS Humanity am Samstag 199 Gerettete im Hafen der italienischen Stadt Ancon an Land. Die Besatzung hatte am Dienstag 204 Menschen aus vier Booten in Seenot gerettet. Zwei Personen und drei Angehörige waren davor aus medizinischen Gründen evakuiert worden. (epd/mig) Aktuell Panorama
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