Flüchtlingsrat nach Sebnitz
Geflüchtete trauen sich nicht mehr auf die Straße
Der sächsische Flüchtlingsrat appelliert, rechtsextreme Gewaltdelikte ernst zu nehmen. Gewalt gegen Geflüchtete seien längst keine Einzelfälle mehr. Hetze gegen sie gehörten auf immer mehr Straßen zur Normalität. Die Polizei ermittelt weiter nach einem bewaffneten Angriff auf Geflüchtete in Sebnitz.
Montag, 31.07.2023, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 31.07.2023, 11:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach dem Übergriff auf zwei Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Sebnitz hat der Sächsische Flüchtlingsrat appelliert, den Vorfall ernst zu nehmen. „Er ist kein Einzelfall, weil er im Einklang mit rassistischen Vorfällen und gesellschaftlichen Tendenzen steht, die wir insbesondere in einigen Stadtteilen von Großstädten und in ländlichen Regionen Sachsens seit einiger Zeit beobachten“, teilte Osman Oğuz vom Flüchtlingsrat mit. Viele Geflüchtete etwa aus Zwickau oder Bautzen berichteten ihm, dass sie sich nicht mehr trauten, auf die Straße zu gehen.
„Die Grenzen des öffentlich Sagbaren haben sich längst bis zur Entmenschlichung verschoben, und die Hetze gegenüber Geflüchteten gehört auf immer mehr Straßen zur Normalität.“ Zur Normalisierung würden auch Äußerungen von Politikern etablierter Parteien wie der CDU beitragen: „Der Versuch, rechter zu werden, vermeintlich um dem Rechtsruck vorzubeugen, bewirkt genau das Gegenteil.“
Ermittlungen stocken
Kurz nach dem Übergriff hat die Polizei einen ersten Tatverdächtigen ermittelt. Weitere Ermittlungserfolge gab es mehr als eine Woche nach der Tat nicht, wie die Polizei am Montag dem MiGAZIN auf Anfrage mitteilte. Die Medieninformation vom 24. Juli spiegele den „den aktuellen Ermittlungsstand wieder [sic]“, hieß es.
Der 20 Jahre alte gefasste Deutsche stehe im Verdacht, am Samstagabend (22. Juli) mit einer Sturmhaube maskiert in das Haus in Sebnitz (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) eingedrungen zu sein und zwei afghanische Staatsbürger (16 und 18 Jahre) mit einer Stange attackiert zu haben, teilte die Polizei vergangene Woche mit. Zudem soll er rassistische Parolen gerufen haben.
Staatsschutz ermittelt
Der 16-Jährige blieb unverletzt, der 18-Jährige musste ambulant versorgt werden. Gegen den Tatverdächtigen werde unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung sowie Hausfriedensbruchs ermittelt.
Die Ermittler des für politisch motivierte Straftaten zuständigen Staatsschutzes der Dresdner Polizei fahnden noch nach einem Komplizen des 20-Jährigen. Zudem prüft die Kriminalpolizei die Tatbeteiligungen zweier weiterer Männer, die sich vor dem Haus aufhielten. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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