Erfüllt Österreich Hitler-Wunsch?
Adolfs Geburtshaus in Braunau soll Polizeistation werden
Adolf Hitlers Geburtshaus im Österreichischen Braunau soll zu einer Polizeistation umgestaltet werden. Genau das soll sich Hitler gewünscht haben, kritisiert Dokumentarfilmer Schwaiger. Das Innenministerium erfülle Hitler einen Wunsch. Das Ministerium verweist auf München. Auch dort sei eine Wohnung Hitlers heute eine Polizei-Dienstelle.
Dienstag, 12.09.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 12.09.2023, 10:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Braunau ist als Geburtsort des NS-Diktators Adolf Hitler bekannt. Um Besuche von rechten Extremisten in der Grenzstadt zwischen Oberösterreich und Bayern zu unterbinden, was immer wieder vorkommt und zu Verstimmungen führt, plant das Innenministerium schon seit längerem, Hitlers Geburtshaus im Stadtzentrum umzugestalten. In dem Gebäude soll unter anderem eine Polizeistation untergebracht werden.
Doch das Vorhaben ist höchst umstritten. Einem Zeitungs-Dokument zufolge hat der Diktator sich eine „administrative Nutzung“ des Gebäudes in Braunau am Inn in Österreich gewünscht, kritisierte der Dokumentarfilmer Günter Schwaiger in Wien. Die aktuellen Pläne entsprächen im Prinzip damit den Wünschen des Diktators. „Genau das ist, was Hitler wollte“, so Schwaiger unter Berufung auf den Zeitungsartikel vom 10. Mai 1939.
Wird Hitlers Wunsch erfüllt?
Die Zeilen in der Zeitung „Neue Warte am Inn“, in der Hitler an dem Standort angeblich Büros der Kreisleitung platziert sehen wollte, waren bei Recherchen zu Schwaigers Dokumentarfilm „Wer hat Angst vor Braunau?“ vom Historiker Florian Kotanko gefunden worden. Es sei eine „Ironie der Geschichte“, dass der Wille von Adolf Hitler (1889-1945) nun in gewisser Weise in Erfüllung gehe, so Kotanko.
Der Historiker Oliver Rathkolb, Mitglied der Kommission zum Umgang mit dem Geburtshaus Hitlers, sagte der „Kronen Zeitung“: „Da es sich lediglich um eine Zeitungsmeldung handelt, ist nicht belegt, dass es diese angebliche Aussage Hitlers wirklich gab.“ Ein Vergleich gehe ohnehin völlig daneben, da die Polizei heute auf einer demokratischen und rechtsstaatlichen Grundlage agiere.
Österreich verweist auf München
Das Innenministerium verwies auf Anfrage auf eine Stellungnahme vom Juli: Österreich stehe nicht allein da, hieß es. „So beherbergt etwa eine ehemalige Wohnung Adolf Hitlers am Münchner Prinzregentenplatz bereits seit 1949 verschiedene Dienststellen der bayrischen Polizei.“
Der Umbau von Hitlers Geburtshaus stockt seit Jahren. Die Neugestaltung soll verhindern, dass das Areal an der Grenze zu Bayern zunehmend zu einer Pilgerstätte für Neonazis wird. So geschehen zuletzt am vergangenen Sonntag. Ein Deutscher aus Brandenburg hatte in der Ortschaft NS-Symbole auf seinem Körper zur Schau gestellt und damit einen Polizeieinsatz ausgelöst. Er wurde vorübergehend festgenommen und unter anderem wegen des mutmaßlichen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz angezeigt.
„Das Schweigen ist auch heute noch da.“
Hitler hatte seine ersten Lebensmonate in dem Gebäude in Braunau verbracht. Das Hitlerhaus ist nach einer Enteignung seit Anfang 2017 im Besitz der Republik Österreich.
In seinem Dokumentarfilm, der am 1. September in österreichischen Kinos angelaufen ist, lässt Schwaiger zahlreiche Bürger der Stadt zu Wort kommen. Sie berichten unter anderem über die abfälligen Reaktionen, wenn sie im Gespräch mit anderen ihre Heimatstadt erwähnen. Die Kommune als „Nazi-Stadt“ zu verunglimpfen sei bequem, weil es den Rest Österreichs zu entlasten scheine, sagte Schwaiger. „Die eigentliche Angst ist, dass wir uns mit unserer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen“, so der Filmemacher. Ein Großteil der Menschen in Österreich stamme von Tätern, Mitläufern und Duldern des NS-Regimes ab. „Das Schweigen ist auch heute noch da.“ (dpa/mig) Aktuell Ausland
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen